Flirt mit dem Tod
»Ich öffne morgens. Davor muss ich durchfegen und die Brötchen zum Aufbacken in den Ofen schieben. Eine Menge Leute kommen auf dem Weg zur Arbeit vorbei und nehmen einen Kaffee und ein belegtes Brötchen mit.«
»Wer arbeitet sonst noch im Supermarkt?« Während Dominic die Fragen stellte, machte sich Elena eifrig Notizen auf einem kleinen Block. Sie blickte nicht auf, so beschäftigt war sie mit ihrem Stift.
»Ich bin morgens allein. Gegen acht kommt Maggie. Maggie Brown. Sie arbeitet schon seit ewigen Zeiten für die Johnsons. Irgendwann tagsüber kommt – kam – Pete in den Laden. Er und Maggie waren meistens zu zweit. Am Abend, wenn nicht mehr zu viel los war, schickte er sie nach Hause. Er war dann immer allein, bis er schloss. Manchmal half auch Petes Frau Paula mit. Aber sie hatte vor vier Tagen einen Schlaganfall. Es steht ziemlich schlimm um sie. Sie liegt im Krankenhaus im Koma und niemand weiß, ob sie überhaupt wieder aufwacht.«
Dominic nickte. »Gibt es sonst noch jemanden, von dem Sie uns erzählen müssten?«
»Nein. Eigentlich nicht. Außer Claire«, fiel ihm ein.
Dominic horchte auf, sogar Elena hob den Kopf von ihren Notizen. »Eine Frau?«, fragten sie unisono.
Donny schien zu begreifen, dass er sie auf eine falsche Idee gebracht hatte. »Nein. Nein. Nicht die Frau im Laden. Ich meine Petes Tochter. Claire. Sie ist eine echt heiße Braut, aber sie ist eigentlich nie da. Soviel ich weiß, reist sie um die Welt. Ich habe keine Ahnung, wo sie im Moment ist. Ansonsten gibt es niemanden. Keine Verwandten oder so was. Zumindest weiß ich von niemandem.«
»Und die Frau im Supermarkt? Haben sie die schon mal gesehen? Hier oder mit Mr. Johnson zusammen?«
»Nein.« Er schluckte. »Ich habe sie vorhin nur kurz angeschaut. Aber ich glaube nicht, dass ich sie jemals gesehen habe. Ich habe Pete, Mr. Johnson, immer nur mit seiner Frau Paula oder mit Maggie gesehen.«
Dominic fragte, ob Donny in der letzten Zeit irgendetwas merkwürdig vorgekommen war, oder ob irgendetwas anders gewesen war als sonst, als er den Laden an diesem Morgen aufgeschlossen hatte. Als er das verneinte, ließen sie ihn gehen.
Als Elena und er wieder im Auto saßen, bestellte Dominic Maggie Brown telefonisch zur Vernehmung ins Department. Ihre Stimme war tränenerstickt. Sie hatte also bereits von dem Mord erfahren. Immerhin sagte sie zu, in einer halben Stunde bei ihnen zu erscheinen.
Er startete den Motor und wählte die Nummer des Krankenhauses, in dem Johnsons Frau lag. Die Auskunft, die er dort erhielt, war nicht das, was er hören wollte. Nein, sie konnten auf keinen Fall mit der Patientin sprechen. Nein, sie lag im Koma. Und nein, niemand wisse, wie die Chancen standen, ob sie überhaupt wieder zu sich kommen würde. Und falls das der Fall sei, könne man immer noch nicht mit Gewissheit sagen, ob Mrs. Johnson überhaupt vernehmungsfähig sei. Immerhin brachte er in Erfahrung, dass der Ehemann die Tochter verständigt hatte. Aber ob und wann sie in Boston auftauchen würde, war ebenfalls unklar.
Dominic bat darum, der Tochter des Opfers seine Telefonnummer zu geben, falls sie ihre Mutter in der Klinik besuchte.
Nachdem die Schwester aufgelegt hatte, warf er sein Handy frustriert auf das Armaturenbrett. Er hatte vergessen, auf dem Weg zum Department an Elenas Haus vorbeizufahren, damit sie ihren Wagen holen konnte. Aber sie schien ebenfalls nicht mehr daran zu denken. In ihre Notizen vertieft blickte sie nicht auf, bevor Dominic vor dem Department einparkte.
Sie schien auch ihre Schmerzen vergessen zu haben. Erst, als sie sich aus dem Wagen quälte und ihre Füße etwas zu heftig auf den Asphalt trafen, unterdrückte sie mühsam ein Stöhnen. Ihr Körper erbebte vor Schmerzen. Langsam bewegte sie sich vorwärts und warf ihm einen dankbaren Blick zu, weil er seine Schritte ihren anpasste.
Maggie Brown war bereits vor ihnen eingetroffen. Entweder hatte die ältere Frau auf dem Weg zum Department alle Geschwindigkeitsrekorde gebrochen, oder sie hatte sich bereits in der Gegend herumgedrückt, weil sie befürchtete, hierher gebeten zu werden. Ein Officer von der Wache im Erdgeschoss hatte sie in einen der Vernehmungsräume gebracht, die auf ihrem Stockwerk lagen, und war bei ihr geblieben. Seine Anwesenheit schien die ältere Frau nervös zu machen.
Dominic entschied, die arme Frau zu erlösen und betrat den Raum. Als auch Elena hinter ihm durch die Tür geschlurft war, nickte er dem Officer zum Dank zu und
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