Flirt mit dem Tod
stellte der Zeugin seine Partnerin und sich vor.
»Ich kann nicht glauben, was da passiert ist«, setzte die kleine Frau an, die Hände auf der Tischplatte fest ineinander verschränkt. »Wie kann so etwas nur sein?«
»Was genau wissen Sie denn über das, was passiert ist?«, fragte Dominic.
»Nur das, was Donny mir erzählt hat.« Sie stockte kurz und schloss die Augen. »Das hätte er nicht tun dürfen, oder?«
»Wir können nicht verhindern, dass Zeugen miteinander sprechen, Miss Brown. Aber vielleicht können Sie uns kurz erzählen, was Sie von Donny erfahren haben«, klinkte sich Elena ein.
»Na ja, er hat mich angerufen, nachdem er die 911 gewählt hatte. Ich wollte sofort zum Laden kommen. Aber er hat gesagt, ich sollte nicht dort sein, ich sollte … das«, sie schluckte, »nicht sehen. Donny war völlig außer sich. Pete ist tot, hat er gesagt. Und dass noch eine Frau im Laden sei, die ebenfalls nicht mehr lebte. Ich kann es immer noch nicht fassen.«
»Was können Sie uns über Mr. Johnson erzählen, Miss Brown?«
»Von Pete gibt es nur Gutes zu berichten. Ich habe vierzehn Jahre lang für ihn gearbeitet. Er war ein netter Mann und seine Frau Paula war eine nette Frau. Sie hatten mit niemandem Streit und im Viertel mochte sie jeder.«
»Niemand hat ihm gedroht oder hatte eine Auseinandersetzung mit ihm?«
»Nein. Zumindest weiß ich nichts davon. Pete war ein fröhlicher Mann, der es beherrschte, Streit zu schlichten und Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Nicht einmal die paar Jungs, die er beim Ladendiebstahl erwischt hat, haben einen Grund, sauer auf ihn zu sein. Er hat nie die Cops gerufen. Es waren ja noch Buben. Ich kann mir nicht erklären, warum jemand Pete etwas Böses wollte. War es denn kein Raubüberfall? So, wie ich Donny verstanden habe …« Maggie Brown brach ab und starrte auf die Tischplatte. Ihre Augen hatten sich wieder mit Tränen gefüllt und sie kämpfte sichtlich um Beherrschung.
Dominic zog sein Handy aus der Tasche und zeigte der Frau das Foto, das er vom Gesicht der Toten gemacht hatte. »Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen?«
Lange starrte Maggie Brown das Handy an, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, noch nie«, sagte sie mit heiserer Stimme.
»Können Sie uns noch sagen, wie wir die Tochter der Johnsons erreichen?«
»Ich habe keine Ahnung. Pete hat mir erzählt, dass er ihr eine Mail geschickt hat, als ihre Mutter krank wurde. Anders kommt man wohl nicht an Claire, so heißt sie, heran. Sie ist gerade in Australien.«
»Kennen Sie Verwandte der Johnsons?«
Wieder schüttelte die Frau den Kopf. »Nein, soweit ich weiß, gibt es nur Pete, seine Frau und die Tochter.«
»Danke, Miss Brown.« Er erhob sich und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Das war alles, was wir im Moment von Ihnen wissen wollten. Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte – auch wenn Sie glauben, es sei vielleicht nicht wichtig – rufen Sie uns an.«
Mit einem Durchsuchungsbeschluss und der Unterstützung von Jim Stowe und Judy Paxton, die beide an diesem Morgen früh im Department erschienen waren, durchsuchten Dominic und Elena das hübsche, kleine Haus der Johnsons. Die Wohngegend war bescheiden, aber ordentlich und sauber. Das Auto in der Garage – ein Japaner – war zehn Jahre alt, gut gepflegt und frisch geputzt. Die Rasenflächen vor und hinter dem Haus waren erst kürzlich gemäht worden und die beiden durchgesessenen Schaukelstühle auf der vorderen Veranda ließen annehmen, dass die Johnsons gern hier gesessen hatten.
Sie fanden nichts. Nichts als Hinweise auf eine jahrzehntelange, glückliche Ehe. Nichts, das auf die unbekannte tote Frau hingedeutet hätte. Nur Familienglück und jede Menge bunte Postkarten aus der ganzen Welt, die alle von Claire stammten.
Dominic legte eine Karte aus Südafrika, die er sich angesehen hatte, zurück auf das Kaminsims. »Glaubt jemand von euch, der alte Herr hat ein Doppelleben geführt?«
Judy und Elena, die sich ebenfalls im Wohnzimmer umsahen, zuckten synchron die Achseln.
»Es ist erstaunlich, wie viele Menschen zwei Leben nebeneinander führen, ohne dass jemand etwas davon bemerkt«, stellte Judy fest.
»Und der Reiz einer schönen jungen Frau ist etwas, dem ältere Männer nicht immer widerstehen können. Denk an Dr. Delaware«, gab Elena zu bedenken.
Dominic blickte durch das Wohnzimmerfenster in den gepflegten Garten. Elena und Judy hatten recht. Man konnte nicht in die Köpfe anderer Menschen blicken und
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