Flirt mit dem Tod
behandelte. Nichts war schlimmer als Spannungen unter den Kollegen.
Dominic streckte sich in seinem Bürostuhl. »Und wo ist mein Kaffee?«
Steve zog eine Augenbraue nach oben. »Hab ich dir jemals einen Kaffee mitgebracht?«
»Du hättest heute damit anfangen können.«
»Vergiss es. Du verträgst das schwarze Gift aus der Kaffeeküche besser als der Rest von uns.« Genüsslich nippte er an seinem eigenen Kaffeebecher. »Also hol dir deinen Kaffee gefälligst selbst, Coleman.« Mit einem Grinsen ließ er sich an seinem Schreibtisch nieder und begann, auf der Tastatur herumzuhacken.
*
Steve träumte von Nina.
Er sah wieder vor sich, wie sie damals vor seiner Tür stand. Weinend. Und wie sie sich von ihm umarmen ließ. Er hatte sie bei sich gehabt. Die Frau, die er schon seit einer Ewigkeit wollte. Nina, die seine Freundin hätte sein sollen, die perfekt zu ihm passte.
Er tröstete sie über ihren Verlust hinweg. Und dann küsste er sie. Er öffnete ihr sein Herz, sagte ihr, dass sie Seelenverwandte waren, dass er sich um sie kümmern würde, nachdem er jahrelang auf sie gewartet hatte.
Und sie wagte es, ihn zurückzustoßen.
Er schlug sie. Mit dem Handrücken ins Gesicht, so wie seine Mutter ihn immer geschlagen hatte. Eine minimale Drehung aus dem Handgelenk mit maximaler Wirkung.
Erschrocken sah sie ihn an, ihre großen dunklen Augen weit aufgerissen und glänzend von ihren Tränen. Dann stand sie auf und wollte gehen. Sie saßen auf seinem Bett, der einzigen Sitzmöglichkeit in seinem Zimmer. Sie war seine Traumfrau und er war schon so weit gekommen, dass sie überhaupt auf seinem Bett saß. Endlich war sie frei für ihn – er hatte sich so lange nach ihr verzehrt. Nun würde er nicht mehr umkehren. Nicht so kurz vor dem Ziel. Er würde sich nehmen, was ihm zustand. Mit der Zeit würde Nina das schon zu würdigen wissen. Er war das Beste, was ihr passieren konnte. Das musste sie endlich begreifen.
Damit, dass sie sich so wehren würde, hatte er nicht gerechnet. Er musste ihr wegen ihrer Hilfeschreie den Mund zuhalten. Und dann musste er ihr den Hals zudrücken. Weder wollte er sie vergewaltigen noch wollte er sie umbringen.
Doch sein größter Feind hatte sie ihm weggeschnappt und drei Jahre lang für sich beansprucht. Nun würde sie niemand mehr bekommen, vor allem nicht dieser Hurensohn Coleman. Dieses Wissen erfüllte ihn mit einer unbeschreiblichen Macht.
Mit einem Lächeln erwachte er aus seinem Traum. Es war zwei Uhr dreißig. Er stand auf und schenkte sich ein Glas Whiskey ein. Sein Blick schweifte über die Stadt, in der wenige Lichter brannten, die aber niemals ganz dunkel wurde.
Der Mord an Tash Ewards hatte ihn an Nina erinnert. Unbewusst war es eine Kopie ihres Mordes gewesen. Bis auf die Fesseln. Der Mord hatte ihn auch daran erinnert, wie sehr er Coleman dafür hasste, dass er ihm Nina damals weggenommen hatte. Es war sein größter Wunsch, ihn zu vernichten. Endlich wusste er, wie er das schaffen würde.
Er musste noch einmal töten. Genau nach dem gleichen Muster. Vielleicht kämen sie dann endlich darauf, was er ihnen mit den toten Schlampen und den Typen aus den Supermärkten sagen wollte.
Bis jetzt hörte man jedenfalls noch nicht viel darüber. In den Zeitungen wurden die Morde nur in kleinen Artikeln erwähnt. Also würde er seine Show wiederholen. Er musste nur noch die Frau suchen, die sich am besten für sein Vorhaben eignete – die Frau, die ihn von all diesen Schlampen am meisten gedemütigt hatte. Er sah sie vor sich, das süßliche Lächeln im Gesicht. Carly Paulson hatte es verdient, zu sterben.
Er leerte sein Whiskeyglas und legte sich wieder ins Bett.
*
Auf Pete Johnsons Bettlaken wurde keine DNA der Jane Doe gefunden. Es gab keine Anhaltspunkte dafür, wer die Frau war. Niemand schien sie zu vermissen. Pete Johnsons Tochter konnte nicht ausfindig gemacht werden und seine Frau lag noch immer im Koma.
Mittlerweile war Donnerstag, und sie kamen mit ihren Ermittlungen keinen Schritt weiter. Vier Tage ohne ein Ergebnis. Sie hatten sich die Hacken in der Nachbarschaft der Johnsons und des Supermarktes abgelaufen, doch niemand hatte etwas gesehen, kannte die unbekannte Tote oder konnte sich die Tat überhaupt erklären.
Dominic betrachtete nachdenklich seine Partnerin.
Elena rieb sich erschöpft über das Gesicht und starrte auf die Wand hinter seinem Schreibtischstuhl.
»Worüber denkst du nach?«, fragte er.
Sie sah ihn an. »Darüber, ob
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