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Flirt mit dem Tod

Flirt mit dem Tod

Titel: Flirt mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Luc
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weinte er leise. Seine Schultern bebten.
    Judy gab ihm einen Moment, um sich zu fassen.
    Ihr Handy klingelte. Sie stand auf und trat in eine Ecke des Vernehmungsraums. Leise nahm sie das Gespräch an. Als sie das Telefon eine Minute später zuklappte, änderte sich ihr Gesichtsausdruck. An die Stelle von Mitgefühl trat eine Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit.
    Sie ließ sich wieder auf ihren Platz gegenüber Paulson fallen und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Schlag ließ sowohl Paulson als auch Jim zusammenzucken.
    »Sie haben uns belogen, Mr. Paulson.«
    »Was?« Verwirrt blickte der Mann sie an. Schmerz und Leid standen in seinen Augen.
    »Ich habe gerade mit einem der Officer gesprochen, die in Ihrer Nachbarschaft eine Befragung durchführen. Nun raten Sie mal, was Ihre Nachbarn erzählen.«
    Paulson lehnte sich defensiv zurück. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Seine Worte klangen rau und kamen ihm unsicher über die Lippen. Aber in seinen Augen blitzte plötzlich Erkenntnis auf. Abwehrend hob er die Hand. »Sie meinen den Streit?«
    »Ganz genau, den meine ich«, bestätigte Judy. »Sie haben vergessen, den heftigen Streit zu erwähnen, den Sie und Ihre Frau hatten, bevor sie verschwand.«
    »Nein, ich habe ihn nicht erwähnt. Ich konnte nicht zur Polizei gehen, eine Vermisstenanzeige aufgeben und gleichzeitig von einem Streit mit meiner Frau erzählen. Ja, bei uns sind die Fetzen geflogen. Wahrscheinlich hat uns die halbe Straße gehört.« Hilflos hob er die Arme. »Ich hatte Angst. Ich hatte wirklich Angst, dass die Polizei Carly nicht suchen würde. Ich hatte Angst, dass man mir sagen würde, sie sei abgehauen, weil wir uns gestritten haben. Meine Frau wäre auf keinen Fall einfach so verschwunden, egal, wie heftig unsere Auseinandersetzung war.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«, fragte Jim.
    Paulson schluckte schwer. »Um unsere Zukunft«, erwiderte er leise. »Wir stritten darüber, wann wir endlich eine Familie gründen. Ich war so weit. Aber Carly wollte auf keinen Fall schon mit der Familienplanung beginnen.« Er stieß einen kleinen, hoffnungslosen Laut aus. »Was bedeutet das Ganze jetzt noch? Ich würde alles dafür geben, wenn ich sie nur zurückhaben könnte. Können Sie sich vorstellen, was das für mich bedeutet, Detective? Die letzten Worte, die ich meiner Frau sagte, waren im Streit gesprochen. Wir haben uns nicht geküsst und nicht umarmt. Sie hat die Wohnung einfach so verlassen. Und sie wird nie zurückkehren. Ich werde keine Chance mehr haben, ihr zu sagen, wie viel sie mir bedeutet, weil nur sie wichtig für mich ist und ich sie über alles liebe – und jetzt bin ich vermutlich Ihr Hauptverdächtiger, nicht wahr?«
    Judy erhob sich von ihrem Stuhl. »Wir werden mit dem Staatsanwalt sprechen müssen. Dann sehen wir weiter. So lange sind Sie unser Gast.« Sie ging zur Tür, gefolgt von Jim.
    Als sie die Tür des Vernehmungsraumes hinter sich schloss und ihre Kollegen vor dem venezianischen Spiegel sah, lehnte sie sich gegen die Wand und atmete tief durch. »Ich hasse es. Ich hasse das wirklich.«
    Jim drückte im Vorbeigehen ihre Schulter. »Aber zumindest sagt er die Wahrheit. Oder was meint ihr?«
    Der Staatsanwalt warf noch einen Blick auf Paulson, bevor er sich umdrehte. Dann schüttelte er den Kopf. »Wenn es nur um den Tod seiner Frau ginge, wäre er für mich Verdächtiger Nummer eins. Aber wir können ihn mit keiner der anderen Personen in Verbindung bringen.«
    »Und für den ersten Mord hat er ein Alibi«, sagte Jim. »Was ist deine Meinung, Josh?«
    »Ich bin kein Psychologe, das weißt du genau. Aber ich glaube ihm. Meiner Meinung nach sagt er die Wahrheit.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Judy seufzte. »Lassen wir ihn laufen.« Sie drehte sich um und ging ins Vernehmungszimmer zurück.
    Nachdem David Paulson gegangen war, wurde die Arbeit der Ermittlungsteams von Stunde zu Stunde frustrierender. Elena las die gleichen Akten wieder und wieder, immer in der Hoffnung, etwas zu finden, was sie weiterbringen würde. Aber da war nichts.
    Auch Rick und Steve hatten nichts in Erfahrung bringen können und Josh war immer noch mit seinem Täterprofil beschäftigt.
    Es war schon spät, als Elena endlich nach Hause kam. Ihr schmerzte jeder Knochen im Leib. Wie eine alte Frau schlurfte sie in die Küche, um Rabbit zu füttern. Dann breitete sie die Akten, die sie aus dem Department mitgenommen hatte, auf dem Küchentisch aus, um sie ein letztes Mal durchzugehen.

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