Flirt mit dem Tod
Fünf Minuten später lag ihr Kopf auf der Tischplatte und sie schlief tief und fest.
Sie träumte von Dominic, von ihrem Kuss – dann schob sich das Bild der toten Frau in den Mittelpunkt, der Frau, mit der Dominic geschlafen hatte und die jetzt nicht mehr am Leben war. Selbst im Schlaf spürte Elena, wie sich bei dem Gedanken daran ihr Magen zusammenzog.
Als sie erwachte, graute bereits der Morgen. Stöhnend richtete sie ihren Oberkörper auf und fuhr sich vorsichtig über die wunden Rippen. Ihr Körper war völlig steif. Der Kopf dröhnte. Sie war nicht sicher, ob das an ihrer unbequemen Schlafstatt lag oder an den Träumen der vergangenen Nacht, die sich immer wieder um Dominic und das Mordopfer gedreht hatten.
Mit einem Seufzen blickte sie auf die grün leuchtende Uhr an der Mikrowelle. Es war noch früh, aber es hatte keinen Sinn, sich jetzt noch für eine Stunde ins Bett zu schleppen.
Rabbit hatte es sich auf dem Tisch gemütlich gemacht und schlief den gerechten Schlaf eines Mäusejägers, der nur seine Augen kurz aufblitzen ließ. Elena zog ihre Unterlagen langsam unter seinem Körper hervor. Sie wollte ihn nicht wecken, es sollte wenigstens einer von ihnen am Sonntag ausschlafen können.
Nachdem sie alles in ihren Aktenordner eingeheftet hatte, stemmte sie sich vorsichtig hoch. Einen Moment wurde ihr vor Schmerzen fast schwarz vor Augen. Betont langsam atmete sie ein und aus, bis es besser wurde. Eine heiße Dusche würde helfen. Wenn sich ihr Körper erst wieder an die Bewegung gewöhnt hatte, war sie so weit, ins Büro zu gehen. Also schaltete sie die Kaffeemaschine ein und ging ins Bad.
Als sie kurze Zeit später das Department betrat, brannten die Schreibtischlampen in ihrer Nische und Dominic saß kippelnd auf seinem Platz. Nachlässig gekleidet wie immer, in der rechten Hand einen Bericht und in der Linken die obligatorische Kaffeetasse. Er sah kein bisschen übermüdet oder erschöpft aus, stellte Elena leicht verärgert fest. Sie stellte ihren Thermosbecher und den Ordner, den sie mit nach Hause genommen hatte, auf den Schreibtisch und nahm ihm gegenüber Platz.
»Guten Morgen.« Er grinste. »Kurze Nacht gehabt?«
Sie winkte seine Begrüßung mit einer ungnädigen Handbewegung zur Seite. »Lass uns einfach anfangen, okay? Vielleicht sind wir dann bis Mittag fertig.« O ja, die Vorstellung von einem Mittagsschläfchen auf ihrem Sofa, oder der Gedanke, sich mit Rabbit in ihrem Bett zusammenzurollen, hatte etwas Unwiderstehliches.
»Na dann. Fangen wir an.« Dominic kippte seinen Stuhl auf alle vier Beine und warf den Bericht auf den Tisch. »Du gehst noch mal alle Zeugenaussagen durch und ich nehme mir die Kreditkartenabrechnungen vor. Vielleicht finden wir eine Verbindung.«
Mit einiger Genugtuung nahm Elena zur Kenntnis, dass sich die Laune ihres Partners von Stunde zu Stunde verschlechterte. »Was, zum Teufel, meinen Frauen eigentlich, alles kaufen zu müssen?«, fluchte er gerade halblaut, als Elenas Telefon klingelte. Sie angelte über ihren beladenen Schreibtisch und nahm den Hörer ab.
»Detective St. James.«
»Hallo, hier spricht Maria Coleman, Dominics Mutter.«
»Hi, Mrs. Coleman. Warten Sie einen Moment, Ihr Sohn sitzt mir gegenüber. Ich verbinde Sie.«
»Nein, meine Liebe. Ich wollte Sie sprechen.« Elena, die bereits die Taste zum Weiterleiten drücken wollte, ließ den ausgestreckten Zeigefinger über dem Telefon schweben.
»Sie müssen Dominic heute unbedingt zu unserem Sonntagsessen begleiten«, verlangte die ältere Frau am anderen Ende der Leitung.
»Oh.« Einen Moment war Elena sprachlos. »Das … das wird nicht möglich sein, Mrs. Coleman.«
Eine bessere Ausrede fiel ihr nicht ein. Dominics Mutter hatte sie überrascht. Sie würde auf keinen Fall zu einem Familienessen ihres neuen Partners gehen. Mit Bobby war sie sonntags manchmal ins The Bullet oder zum Italiener eine Querstraße vom Revier entfernt gegangen, wenn sie gemeinsam Frühdienst gehabt hatten. Aber sie war noch nie von der Familie eines Kollegen zum Essen eingeladen worden. Und sie hielt das auch für unpassend, insbesondere, wenn es einen Kollegen wie ihren neuen Partner betraf, der die unterschiedlichsten Gefühle in ihr wachrief.
»Ich bestehe darauf«, drang Mrs. Colemans entschiedene Stimme aus dem Hörer.
»Es tut mir leid, ich halte das für keine gute Idee.« Elena schickte einen verzweifelten Blick über den Schreibtisch.
Mit einem Grinsen nahm Dominic ihr den Hörer aus der
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