Flirt mit dem Tod
reichte Claire Johnson eine Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt oder Sie Fragen haben, rufen Sie mich an. Jederzeit.«
Josh begleitete Claire Johnson zum Ausgang. Elena blickte den beiden hinterher, bis sie im Flur verschwanden. Dann sammelte sie ihre Unterlagen ein und ging zu ihrem Schreibtisch, um sich ihren persönlichen Problemen zu stellen.
Dominic erwartete sie bereits, wie immer mit seinem Stuhl kippelnd, eine Tasse Kaffee in der Hand. Seine Sonnenbrille trug er lächerlicherweise immer noch.
»Na, hast du mich gegen Quantico eingetauscht?«
Elena wandte den Blick von ihm ab und begann, auf ihrem Schreibtisch Papiere zu sortieren, die das nicht nötig gehabt hätten. Aber sie musste sich beschäftigen, sonst würde sie wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten festgenommen werden. Ihr war nie bewusst gewesen, dass es tatsächlich jemanden gab, der sie so sehr auf die Palme bringen konnte und sie dazu verleitete, Gewaltfantasien zu hegen.
»Wenn du pünktlich zum Dienst erscheinen würdest, wäre das nicht notwendig. Wir haben im Übrigen einen Durchbruch erzielt. Falls dich das – ganz am Rande – zufällig interessiert. Ich werde jetzt dem Lieutenant davon berichten.«
*
Dominic folgte ihr mit seinem Blick, als sie zu Bergens Büro stolzierte. Gerader Rücken, erhobener Kopf … und dieser süße, kleine Po. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Diese Frau hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung von seiner schlaflosen Nacht. Und die hatte nichts mit dem Fall zu tun gehabt, sondern ausschließlich mit seiner neuen Partnerin. Frustriert nahm er die Sonnenbrille ab und warf sie auf den Schreibtisch.
Wenige Minuten, nachdem Elena im Büro des Lieutenants verschwunden war, trommelte dieser das gesamte Team im Besprechungsraum zusammen. Prima, dann würde er als Leiter der Ermittlungen endlich erfahren, was für einen Durchbruch es in seinem eigenen Fall gab, dachte Dominic. Winters schien sich ganz schön an Elena zu hängen, seit er aus dem Urlaub zurück war. Das verursachte ihm ein ständiges Pochen über der Nasenwurzel. Dieser Typ war wie ein Stachel in seinem Fleisch. Zu beobachten, wie er und der blonde Kobold die Köpfe zusammensteckten, machte die Sache nicht gerade besser. Schlecht gelaunt holte er sich einen weiteren Kaffee und stampfte in den Besprechungsraum.
Nachdem sich das komplette Team versammelt hatte, erteilte der Lieutenant zunächst Dr. Connelly das Wort. Die Gerichtsmedizinerin lehnte sich mit einer entschuldigenden Handbewegung in ihrem Stuhl zurück. »Es tut mir leid, aber ich habe keine weltbewegenden Neuigkeiten. Der toxikologische Befund der Opfer ist fertig und zeigt keine Auffälligkeiten. Ich habe keinerlei DNA an den Leichen gefunden, dafür bei den weiblichen Opfern ein mildes Reinigungsmittel. Der Täter scheint sie gewaschen zu haben.
Bei den Männern war nichts dergleichen. Aber die hat er ja auch nicht berührt.
Ansonsten kann ich euch lediglich sagen, dass unser Täter Kondome benutzt hat. Ich habe bei Natasha Edwards und Carly Paulson kein Sperma gefunden, aber die typischen Bestandteile von Kondombeschichtungen.«
»Danke, Dr. Connelly.« Bergen nickte der Pathologin zu. »Was haben Sie für uns, Ben?«, fragte er Lieutenant Wood.
»Ich habe auf den Laken von Natasha Edwards DNA gefunden. Das meiste ist von dem Opfer selbst. Aber ein Teil ist männlich. Ich habe die Probe mit den Datenbanken abgeglichen, das hat aber bislang nichts ergeben.«
»Gut, wenn wir ansonsten nichts Neues haben, können uns die Detectives St. James und Winters berichten, was sie heute Morgen herausgefunden haben.«
Elena wiederholte, was Claire Johnson ihnen erzählt hatte.
»Anthony Vionellos Akte muss auf jeden Fall ausgewertet werden«, ergänzte Josh. »Ich glaube nicht an Zufälle. Schon gar nicht, wenn ein sehr ähnlich ausgeführter Mord auf den Tag genau dreißig Jahre nach dem ersten passiert. Ich hoffe, wir finden die Ermittlungsakte. Dann kann ich mich mit meinem Kontakt beim FBI kurzschließen und das Täterprofil modifizieren. Der Profiler ist übrigens schon an der Sache dran und hat mich noch einmal gebeten, darauf hinzuweisen, dass die Abstände zwischen den Taten sehr gering sind und es schnell neue Opfer geben kann.«
»Außerdem müssen wir Vionello dringend vernehmen«, warf Elena ein. »Dazu müssen wir auf jeden Fall über die alten Fälle Bescheid wissen. Wir brauchen diese Akte wirklich dringend, falls es sie noch
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