Flirt mit dem Tod
gibt.«
»Wir haben immerhin etwas, womit wir arbeiten können«, brummte Bergen zufrieden.
Der neue Ermittlungsansatz fegte wie ein erfrischender Wind durch den Raum. Dominic spürte regelrecht, wie die Stimmung von frustriert zu aufgeregt und geradezu elektrisierend umschwenkte.
Nachdenklich kratzte sich Bergen am Kinn. »Finden wir eine so alte Akte noch, was meinen Sie, Tracy?«
»Wenn wir bereit sind, zu suchen, ist es kein Problem. Auch die alten Fälle werden nach und nach digitalisiert. Die Datenbanken reichen mittlerweile bis zu siebenundzwanzig Jahren zurück. Da der Mord an Marc Dunaway aber bereits dreißig Jahre zurückliegt, ist er nicht aufgetaucht. Seine Akte ist aber trotzdem da. Sie liegt irgendwo im Keller in einem verstaubten Regal und muss nur gefunden werden.«
»Das wollen wir hoffen. Elena, Dominic, Sie suchen nach der Akte. Sobald Sie etwas haben, das uns weiterhilft, treffen wir uns wieder hier. Ansonsten ist die nächste Besprechung heute Nachmittag um fünf.«
Aufgekratzt und voller Tatendrang verließen die Teammitglieder den Besprechungsraum. Niemand achtete auf Dominic. Niemandem war aufgefallen, wie schweigsam er während der Besprechung gewesen war. Wie versteinert blieb er auf seinem Platz sitzen und wartete, bis die anderen weg waren.
*
Steve und Rick boten Elena an, bei der Suche zu helfen. Gemeinsam stiegen sie in das riesige Kellergewölbe unter dem Department hinab.
Steve las in den Augen der anderen ab, dass sie sich auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen wähnten, als sie unter den summenden Neonröhren standen und die fast bis zur Decke reichenden Regale betrachteten.
»Komplettes Chaos«, bemerkte Rick und fuhr mit der Hand über ein paar Aktendeckel, um sie vom Staub zu befreien. Er studierte die Angaben zu den Fällen auf den Kartons. »Hmm. Hier liegt alles kreuz und quer. Wir werden eine Ewigkeit brauchen.«
Steve wusste genau, wo die Akte lag, nach der sie suchten. Er hatte sie schon vor Jahren aufgespürt und kopiert. Trotzdem war er im Laufe der Zeit immer wieder hier unten gewesen und hatte nach dem Schätzchen gesehen. »Auch wenn die Akten ohne Logik einsortiert sind, sollten wir mit System vorgehen.« Er warf einen Seitenblick auf Dominic. Langsam begann Coleman zu sinken. Kein einziges Mal seit Kindertagen hatte er den gut behüteten, wohlerzogenen und selbstsicheren Coleman-Jungen so gesehen. Dabei dürfte er diesen Namen nicht einmal tragen! Er hatte kein Recht dazu.
Dominic schien, verständlicherweise, keinerlei Interesse zu haben, den Fall voranzutreiben. Das konnte Steve gut verstehen. Aber die Maschinerie war in Bewegung geraten und würde nicht mehr stoppen, bevor sie seinen Freund zermalmt und vernichtet hatte. Dominic sah aus wie Scheiße. Und er würde dafür sorgen, dass mit ihm das geschah, was man überlicherweise mit Scheiße tat – man entsorgte sie.
Normalerweise hätte Steve ihn mit der harten Nacht, die er hinter sich zu haben schien, gnadenlos aufgezogen. Aber da auch Elena eine ziemlich angespannte Miene zur Schau trug, ließ er es lieber bleiben. Vorsicht war geboten. Sollte das Team allerdings nicht in der Lage sein, die Akte in absehbarer Zeit selbst zu finden, würde er sie in die richtige Richtung lotsen.
Sie entschieden, die Regalgänge untereinander aufzuteilen und die Unterlagen zu sichten.
*
Dominic arbeitete verbissen, fiel Elena auf. Er beteiligte sich nicht an dem Geplänkel zwischen den Kollegen, wie es sonst seine Art war, und hielt Abstand zu ihnen. Während sie Akte für Akte aus den Regalen nahm und die Namen überprüfte, überlegte Elena, ob ihr Partner vielleicht immer noch sauer war, weil sie die Vernehmung von Claire Johnson gemeinsam mit Josh gemacht hatte. Das schien ihm nicht zu passen. Oder war er sauer, weil er zu spät zum Dienst erschienen war und sie ihm das auch noch vorgehalten hatte? So sollten Partner eigentlich nicht miteinander arbeiten. Einen Moment lang erlaubte sie sich, an die leidenschaftlichen Küsse des vergangenen Abends zu denken und seufzte leise. So sollten Partner natürlich erst recht nicht zusammenarbeiten. Wie einfach und unkompliziert waren die Zeiten gewesen, als sie noch mit Bobby Streife gefahren war.
»Hey, ich glaube, ich habe was.« Die Akten, die sie aus dem Regal zog, stammten alle aus dem gleichen Zeitraum. »Hier liegen jede Menge Fälle aus den Jahren 1976 bis 1981.«
»Vielleicht sollten wir unsere Suche dann erst mal auf diesen Bereich
Weitere Kostenlose Bücher