Flirt mit dem Tod
doch auch angemacht. Das kannst du nicht leugnen.«
»Nein, das leugne ich nicht. Aber es darf nicht wieder passieren. Wir sind Partner. Wir müssen miteinander arbeiten. Und mit Kollegen fange ich nichts an. Niemals«, betonte sie mit rauer Stimme.
»Oh, hat dir ein Kollege das Herz gebrochen? Ich merke doch, dass du in mir nur das Schlechteste sehen willst. Aber ich kann nichts dafür, wenn du dich in der Vergangenheit mal an den falschen Typen gehängt hast«, knurrte er. Diese Frau konnte ihn wirklich stinksauer machen.
Auf seine Erwiderung folgte Stille. Elena war blass geworden und starrte ihn mit Augen an, die wieder zu unerbittlichem Stahl geworden waren.
Seufzend fuhr sich Dominic über das Gesicht. »Sorry, Elena. Das habe ich nicht sagen wollen. Das war nur ein blöder Spruch, okay? Vergiss es einfach.« Hilflos hob er die Hände.
Und ließ sie wieder fallen. Ihr Blick war noch kälter und verschlossener geworden. Die Eisprinzessin hatte sich wieder im Griff.
Langsam stand sie auf, wie um zu prüfen, ob ihre Füße sie auch tragen würden. »Du solltest jetzt besser gehen. Wir haben morgen einen anstrengenden Tag.« Damit ging sie ihm voraus und öffnete die Haustür.
Dominic folgte ihr und drehte sich auf der Veranda noch einmal zu ihr um. »Elena, lass uns jetzt nicht so auseinandergehen. Ich entschuldige mich in aller Form bei dir.« Er verstand sich selbst nicht mehr. Er wollte alles über sie wissen. Und Elena sollte ihn mögen, sollte gut über ihn denken. Warum hatte das plötzlich eine Bedeutung? Das war ihm sonst nie wichtig bei einer Frau. Sonst stellte sich nur die Frage: diese Nacht, ja oder nein? Aber mit Elena war alles anders. Lag es daran, dass sie seine Partnerin war? Über andere Gründe wollte er nicht einmal nachdenken.
»Hör zu, fass mich nicht noch einmal an und küss mich nie wieder«, ließ sie ihn leise, aber bestimmt wissen. »Gute Nacht.«
Die Tür schloss sich und Dominic blieb allein auf der Veranda zurück. Einen Moment stand er, in der Hoffnung, dass sie es sich möglicherweise anders überlegte, vor ihrer Tür. Als sie nicht zurückkehrte, drehte er sich um und ging zu seinem Wagen.
*
Völlig erschöpft von einer Nacht, in der sie sich hauptsächlich schlaflos von einer Seite auf die andere gewälzt hatte, quälte sich Elena am Montagmorgen durch die Rush Hour ins Department. Als sie den Wagen parkte, klingelte ihr Handy.
»Hi, hier ist Josh«, meldete sich ihr Kollege. »Du solltest so schnell du kannst herkommen. Ich kann Dominic nicht erreichen, aber wir haben jemanden hier, mit dem ihr unbedingt sprechen müsst.«
»Kein Problem. Ich bin in zwei Minuten da.« Noch während sie das Gespräch beendete, schnappte sie sich ihre Handtasche und sprang aus dem Wagen. Joshs Stimme hatte aufgeregt und optimistisch geklungen, was ihre Stimmung prompt um ein paar Grad hob.
Im Department kam ihr ein grinsender Steve entgegen und reichte ihr den üblichen Kaffeebecher. »So, wie es aussieht, haben wir einen Durchbruch erzielt.« Er zeigte auf einen Vernehmungsraum mit einem großen Glasfenster, dessen Jalousie hochgezogen war. Josh Winters saß mit einer jungen blonden, extrem braun gebrannten Frau am Tisch und trank Kaffee. Entweder hatte es die Frau mit dem Solarium etwas übertrieben, oder sie kam gerade aus einem Südseeurlaub.
Elena dämmerte es. »Das ist Claire Johnson, die Tochter von Pete Johnson, Opfer Nummer zwei«, stellte sie atemlos fest.
Steves Grinsen wurde noch ein bisschen breiter. »Stimmt genau. Sie ist in der vergangenen Nacht in Boston gelandet. Nachdem sie vom Tod ihres Vaters erfahren hat, ist sie heute Morgen schnurstracks hierher marschiert, um Licht ins Dunkel zu bringen. Quantico«, mit einer Kopfbewegung wies er auf Winters, »scheint sich gut mit ihr zu verstehen, so von Surfer zu Surfer oder so was, also habe ich ihn bei ihr gelassen.«
»Gut.« Elena beobachtete die beiden. Es stimmte. Josh sah wirklich aus, als ob er zur Gattung der wilden Surfer gehörte, mit seinen langen, von der Sonne gebleichten Locken und der gebräunten Haut. Man konnte sich gut vorstellen, wie er auf einem Surfbrett den Naturgewalten trotzte. Das schien eine beruhigende Wirkung auf Claire Johnson zu haben. »Kannst du versuchen, Dominic zu erreichen?«, wandte sie sich wieder an Steve. »Ich spreche inzwischen mit ihr.«
Steve nickte. »Kein Problem. Und viel Glück.«
Sie zog ihren Mantel aus und legte ihn zusammen mit der Handtasche auf ihren
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