Flitterwochen zu dritt
werden dich nie wieder allein lassen.”
Doch nichts von dem, was sie sagte oder tat, funktionierte.
Als sie wieder versuchte, ihm etwas zu trinken zu geben, verschluckte er sich an der Milch, und was er schon geschluckt hatte, spuckte er wieder aus. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, begann er zu weinen - wirklich zu weinen, mit echten Tränen, die ihm übers Gesicht liefen.
Sie waren ansteckend. Julia wollte ihn unbedingt trösten und sagte heiser: “Ich mache das zum ersten Mal, aber ich gebe mein Bestes, wirklich. Ich habe einfach noch keine Erfahrung mit Babys, weißt du. Kannst du dir vorstellen, dass ich gar nicht so genau weiß, was ich eigentlich tun muss?”
Er antwortete mit lautem Gebrüll. Es weckte zwar keine Toten zum Leben, aber es brachte Ben dazu, die Treppe herunterzukommen, nur mit seinem Slip bekleidet, mit zerzaustem Haar und vor Müdigkeit kleinen Augen.
“O Ben, ich weiß nicht, was ich falsch mache!” Tränen schössen ihr in die Augen, denn nun enttäuschte sie ihn schon wieder, und das so kurze Zeit nachdem sie zueinander gefunden hatten.
Er warf einen schnellen Blick auf das Baby. “Nimm es nicht persönlich”, sagte er. “Meist ist er bei mir genauso. Ich vermute, er merkt, dass wir als Eltern nicht ganz auf der Höhe sind.”
“Bei dir ist er nicht so. Ich habe ihn nie so schreien hören, wenn du dich um ihn kümmerst. Vielleicht weiß er, dass ich versucht habe, ihn zu ignorieren, und jetzt akzeptiert er mich nicht, weil er mir nicht traut.” Sie schniefte. “Vielleicht bin ich nicht dazu geschaffen, Mutter zu sein.”
Ben nahm das Kind aus ihren Armen, setzte es in die Babywippe und versuchte es noch einmal mit der Flasche.
“Vielleicht”, sagte er, griff mit dem freien Arm nach ihr und zog sie zu sich, “vielleicht erwartest du einfach zu viel. Wunder geschehen nicht über Nacht, Liebling.”
Dass er sie noch “Liebling” nennen und sie umarmen konnte, obwohl sie nicht mehr fertig gebracht hatte, als seinen Sohn in wütendes Geheul ausbrechen zu lassen, machte ihr wieder Hoffnung.
“Woher weiß man, was ein Baby braucht?” fragte Julia und legte ihm die Arme um die Taille. Sie atmete den männlichen, schlafwarmen Duft seiner nackten Haut ein. “Was denkst du, warum spuckt er so oft?”
“Ich weiß es nicht.” Ben küsste sie sanft auf den Mund. “Aber als ich vorhin mit Marian telefoniert habe, sagte sie …”
Vor einer Sekunde war sie voller Wärme und Optimismus gewesen. Aber die Worte, die er so nebenbei fallen ließ, ließen sie bis ins Mark erstarren. Warum hatte Marian Kontakt zu Ben?
War der Deal, den sie mit ihrem bulligen Mann gemacht hatte, so schnell geplatzt? Bedauerte sie, ihr Baby für ihn aufgegeben zu haben?
Es war immer wieder wie bei der Geschichte mit der Katze.
Immer dann, wenn sie aufhörte, auf der Hut zu sein, wurde ihr, Julia, genau das genommen, was sie am liebsten hatte. “Du hast mit Marian gesprochen?” Sie rang um Fassung. “Hat sie dich angerufen?”
Wenn er nicht gemerkt hatte, wie sie in seiner Umarmung erstarrt und dann von ihm abgerückt war, so hatte er doch sicherlich den Rühr-mich-nicht-an-Ton in ihrer Stimme bemerkt? Ben nahm das Baby aus der Babywippe und lehnte es an seine Schulter. Dabei sagte er betont locker: “Nein, ich habe sie angerufen.”
“Wann?” fragte Julia und zog sich hinter die andere Seite der Bar zurück, bevor sie sich vergaß und anfing, ihm die Augen auszukratzen.
“Am frühen Abend, als du noch weg warst.”
“Du hast sie angerufen? Und dann hast du mit mir geschlafen?”
“Ich sehe die Verbindung nicht ganz, Julia.”
“Genau meine Meinung, Benjamin! Da sollte keine Verbindung bestehen. Marian gehört der Vergangenheit an. Das hast du mir zumindest zu verstehen gegeben, als du mich am Tag unserer Hochzeit gebeten hast, nicht zu gehen. Warum bringst du sie in unser Leben?”
“Weil ich einen Rat brauchte. Vielleicht hast du es bis heute Nacht nicht gemerkt, aber dieses Kind ist nicht das durchschnittliche, glückliche Baby. Ich weiß das schon seit einer Woche. Und als sein Vater geht mich das was an.”
“Das erklärt immer noch nicht, warum du dich an Marian Dawes wendest.”
“Nein? Ich dachte, das wäre klar. Sie ist seine Mutter.”
Sie ist seine Mutter … Und du, Julia, wirst nie mehr als ein Ersatz sein, ganz egal, wie sehr du etwas anderes glauben willst.
“Und du hast Vertrauen in die Meinung einer Frau, die ihr Baby im Stich gelassen hat? Komm,
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