Flitterwochen
besser wäre, sich den Appetit bis dahin aufzuheben, und deshalb war es eine schwere Enttäuschung, am Frühstückstisch mit ziemlich hartem, blassen Gerstenmehlkuchen konfrontiert zu werden. Lee lehnte es ab, über hausgemachtes Brot zu sprechen, und nur der Professor, der immer früh wach war, hatte gesehen, wie seine Gastgeberin früh am Morgen nach draußen geschlüpft war, in einer Ecke des Gartens ein Loch gegraben und dort traurig den Inhalt der großen Form begraben hatte, über die sie sich am Abend zuvor mit großer Begeisterung gebeugt hatte.
»Aber was ist denn nun wirklich damit passiert?« zog Sally sie auf. »Hat sich eine deiner gräßlichen zahmen Hennen hereingeschlichen und ist heute morgen in dem weichen Teig versunken? Oder hat eine vielleicht ein Ei hineingelegt?«
»Als ob ich ihn einfach so weggeschmissen hätte«, sagte Lee verächtlich.
»Ich glaube, es war dieser gelbe Kater, der sich nicht mit mir anfreunden wollte«, bemerkte Lawrence, der, wie er erklärte, hereinschaute, um sich einen ihrer herrlichen Brotlaibe zu holen. »Ich wette, das Vieh ist irgendwo im Teig begraben.«
»Ich wünschte, ihr würdet euch nicht so viel Mühe geben, um jeden Preis lustig zu sein«, sagte Lee verstimmt. »Wenn ihr es unbedingt wissen wollt, die Hefe war offensichtlich zu alt. Das kommt manchmal vor. Beim nächsten Mal wird sie in Ordnung sein. Ich habe den Bäcker angerufen, damit er mir frische Hefe schickt.«
Sie verschwieg, daß sie noch flehentlich hinzugefügt hatte: »Und bitte, Mr. Brett, versuchen Sie irgendwie, mir auch etwas Brot zu schicken. Ich habe dutzendweise Leute hier und keinen Krümel Brot im Haus.«
Mit einem mitleidig glucksenden Laut hatte er die tragische Nachricht aufgenommen. »Ein paar Laibe werde ich schon schicken, Mrs. Marsden — auch mehr, wenn ich die Ladung noch erwische, die ich vor einer halben Stunde zum pa geschickt habe. Ich glaube kaum, daß der Junge schon weg ist.«
Später rief er Lee mit der erfreulichen Nachricht an, daß er das Brot zurückgeholt habe, sie dürfe nur nicht böse sein, wenn es etwas gequetscht sei; als er den Wagen anhielt, sei Rangis Kind darauf gesessen. Lee räumte bereitwilligst ein, daß das überhaupt nichts ausmache, denn es brauche ja keiner zu wissen. Selbst hatte sie keine Ahnung, daß im Dorf schon vor Mittag das Gerücht die Runde machte, daß die junge Mrs. Marsden, die Studierte, eine große Gesellschaft und nichts zu essen habe. Was wieder einmal bewies, daß Bildung noch lange nicht alles war.
Es war schon später Vormittag, und die Sonne brannte heiß, als Sally hereingestürzt kam.
»Schnell, meinen Photoapparat. Lee, da draußen in eurem Garten findet ein Wunder statt. Irgend etwas wächst so, daß man dabei zusehen kann. Ganz ehrlich. In der Ecke da drüben kommen spaßige kleine weiße Keime durch die lockere Erde. Das können doch keine Pilze sein, oder? Komm schnell. Das darfst du nicht verpassen. Du wirst staunen!«
Lee war nicht erstaunt. Einen Augenblick lang starrte sie dieses Naturwunder voll Entsetzen an, dann gewann ihr Sinn für Humor die Oberhand, und sie begann, hysterisch zu lachen. »Das ist das Brot. Die heiße Sonne hat es zum Aufgehen gebracht. Das arme Ding hat sich heute nacht sicher erkältet. Nächstes Mal weiß ich jedenfalls, wie ich es machen muß.«
»Mein Schatz, du willst es doch nicht etwa wie die Maoris mit dem Ofen begraben? Das gibt ja so eine Schweinerei«, protestierte Sally völlig unsinnig.
Unglücklicherweise machte Lawrence sich zu seinem täglichen Besuch bei den Macgregors etwas später auf und wurde so Zeuge der Szene. Er bestand darauf, die ganze Geschichte auszugraben in der kühnen Hoffnung, die Leiche des gelben Katers zu finden; als er sich darin dann getäuscht sah, veranstaltete er mit Sally eine feierliche zweite Beerdigung der Überreste. Der Professor, der in einem Sessel saß, während Lee sein Bett machte, zog während dieses albernen Vorgangs nachdenklich seine Jalousie herunter, weniger allerdings, wie er sagte, aus Achtung vor den Überresten, als vielmehr, um die Gefühle seiner Gastgeberin zu schonen.
Trotz ihrer Leichtfertigkeit hatte Sally auch eine praktische Seite, und in den folgenden Tagen half sie nicht nur Lee, sondern veranlaßte auch die jungen Männer dazu. Aber Lee fand dies Leben allmählich mühsam, und sie wurde es leid, sich immer sowohl um Unterhaltung als auch um gute Mahlzeiten für ihre Gäste zu kümmern. Als Andrew eines Abends ihr
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