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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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    »Aber das soll nicht heißen, daß wir euch zur Last fallen wollten«, erklärte er entschuldigend, wurde aber von Lee, trotz ihrer Enttäuschung über Sally, sofort beruhigt.
    Was war mit diesem Mädchen los? Sie war ein lebhafter, begabter Mensch, eine phantastische Schauspielerin, eine gute Sportlerin, und trotz ihrer Leichtfertigkeit hatte sie ohne weiteres ihr Hauswirtschaftsexamen bestanden. Warum nur verbarg sie ihre wirklichen Qualitäten hinter dieser albernen Aufmachung, und warum hatte sie zwar immer irgendeinen ansehnlichen Mann im Schlepptau, ließ sie es aber nie zu einer engeren Bindung kommen?
    Sally war fünfundzwanzig, klein, hatte eine tadellose Figur, ein fröhliches Gesicht und dunkle Augen, die das einzig wirklich Schöne an ihr waren. Sie war allerdings sehr attraktiv und setzte ihre relative Schlichtheit ein wie andere Mädchen ihre Schönheit. Aber warum nahm sie einen Mann nie ernst und warum verschleierte mitten in aller Fröhlichkeit Traurigkeit plötzlich ihre großen Augen? Wie kam es, daß Sally zugleich so leichtlebig und doch so zurückhaltend war?
    Lee fragte Andrew darüber aus, als sie allein waren, doch er zuckte nur die Achseln und meinte, Sally sei in Ordnung und ein guter Kamerad, aber ziemlich anstrengend. Er wisse, daß Tante Louisa genauso herumrätsle wie alle anderen und sich viele Sorgen um sie mache. Ob Lee wisse, wie lange sie bleiben wolle? Sally interessierte sich brennend für alles, war belustigt, daß Lee schon, wie sie sagte, »hoffnungslos verbauert« sei, und war böse mit Dennis, weil er alles so ruhig hinnahm, denn wie fast alle Studenten kannte er die Verhältnisse auf dem Lande und seine Bewohner sehr gut.
    »Aber komm doch her und sieh dir das an. Lee wird gleich Brot backen. Stell dir das nur vor. Ich habe noch nie Brot im Rohzustand gesehen. Ist das nicht komisch?«
    Dennis dämpfte sie etwas. »Gerate doch nicht gleich in Ekstase. Viele Frauen backen ihr Brot selbst, sogar in der Stadt. Wie machst du es, Lee?«
    »Zum Schluß forme ich es und lasse es aufgehen, und bevor ihr morgens aufsteht, backe ich es, und dann habt ihr frisches Brot zum Frühstück.«
    »Mein Schatz, du bist viel zu häuslich«, rief Sally. »Aber was hältst du von einem Bad heute nachmittag? Das Brot geht ohne dich und irgend jemand sagte, daß es hier in der Nähe richtige Brecher gibt.«
    Schließlich verbrachten sie den herrlichen, sonnigen Nachmittag alle drei mit Schwimmen und Sonnenbaden. Lawrence hingegen hatte sich, wie gewöhnlich, davongestohlen, um Kitty zu treffen, Grant arbeitete mit Andrew am Zaun, und Tante Hester hatte die Absicht bekundet, sich um den Professor zu kümmern. Sich zu ihrer guten Taktik, das Paar allein zu lassen, beglückwünschend, ging Lee leichten Herzens, kehrte aber um sechs Uhr zurück, beschämt, als sie ihre Gäste bei harter Arbeit fand.
    Grant paßte vorsichtig auf eine große Pfanne mit Lammbraten und Speck auf; Miss Connor kochte mit triumphierender Miene Gemüse, während Lawrence, der ausnahmsweise einmal rechtzeitig erschienen war, schwungvoll den Tisch deckte.
    »Diese jungen Kolonialbewohner sind so tüchtig«, äußerte sich Hester zu ihrer Nichte. »Mr. Lawton mag zwar Künstler sein, aber er konnte genaue Anweisungen geben, wie man Möhren schabt und neue Kartoffeln behandelt.«
    »Schrecklich, daß ich die Zeit vergessen habe, Tante Hester. Ich wette, du hast noch nie in deinem Leben Möhren oder Kartoffeln geschabt.«
    »Kein Grund, es nicht zu lernen. Ich habe manchmal gefürchtet, daß mich das Leben im Orient und dann später in einem stillen englischen Dorf etwas unpraktisch machen würde. Ich freue mich, meine Bildung erweitern zu können. Mr. Lawton ist zweifellos ein begabter Mensch. Er hat soeben einen Pudding zusammengerührt. Irgend etwas mit Marmelade drin, in dem Topf da kocht er jetzt vor sich hin. Ich bin froh, daß ich zu Hause geblieben bin. Es ist mir endgültig gelungen, Professor Meredith daran zu hindern aufzustehen und sich anzuziehen. Völlig albern und unnötig. Ich habe ihm erklärt, daß er mit der offenen Tür doch bei allem dabei ist, und warum sollte er seine gut heilende Wunde in Gefahr bringen?«
    Das Essen war ein voller Erfolg. Es gab natürlich kein Brot dazu, aber Lee weigerte sich, noch kleine Kuchen zu backen, erklärte, daß das zum Abendessen überflüssig sei und daß es zum Frühstück haufenweise köstliche, frische Laibe geben würde. Alle stimmten ihr zu, daß es viel

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