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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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»wird er hektisch, überaktiv. Und wahrscheinlich auch schlampig
und unvorsichtig. Ich bin sicher, in dem seltsamen Timing steckt ein Teil der Lösung.«
    »Und Sie wollen jetzt wirklich diesen Inspektor Musch
informieren?«, wunderte sich Rossbach. »Der Mensch ist so was von borniert. Ich
glaube nicht, dass uns Musch helfen wird.«
    »Nein, nein«, beruhigte ihn Palinski, während er zum
wiederholten Male versuchte, seinen Freund Oberinspektor Helmut Wallner zu
erreichen. Das war dieser Tage gar nicht so einfach, denn der noch bis 31.
Dezember offizielle Leiter der Kripo Döbling war schon intensiv mit seiner
bevorstehenden Übersiedlung ins Bundeskriminalamt beschäftigt.
    Nach mehreren vergeblichen Versuchen resignierte Palinski und
rief Ministerialrat Dr. Schneckenburger an, den Vertreter und Kontaktmann des
Ministers im bzw. zum BK. Und plötzlich war ihm das Glück doppelt hold. Nicht
nur, dass er seinen Freund Miki sofort an den Apparat bekam, nein,
Schneckenburger war auch gerade in einer Besprechung mit Helmut Wallner.
    Bereits zehn Minuten später befand sich Palinski in
Begleitung einer durchaus attraktiven, wenn auch etwas männlich wirkenden
Schwarzhaarigen in einem Taxi auf dem Weg in die Innenstadt. Zum Termin mit
Ministerialrat Dr. Schneckenburger und dem zukünftigen Chefinspektor Wallner im
Innenministerium.

     
    *

     
    Wilma Bachler
war ihrer Schulkollegin Ollie Kiesler sehr dankbar dafür, dass sie ihr in
dieser unangenehmen Situation so vorbehaltlos ihre Hilfe angeboten hatte. In
ihrer übertrieben besorgten Art ging ihr die gute Ollie allerdings langsam aber
sicher ein wenig auf die Nerven. Sie behandelte sie nicht wie eine Frau, die
Streit mit ihrem Mann gehabt hatte, sondern eher wie eine Mutter ein geistig
leicht zurückgebliebenes Kind. Beim Frühstück hatte Ollie ihr doch allen
Ernstes angeboten, die Butter auf die Semmel zu schmieren. Und wenn Wilma etwas
noch mehr hasste als derzeit Palinski, dann war es Bevormundung. Das war exakt
das Gegenteil zu der Behandlung, die sie von Mario gewöhnt war. Auf der einen
Seite dieses extreme ›Laissez faire‹, das Mario pflegte. Auf der anderen Seite
diese liebe Glucke, die es sicher gut meinte, Wilma aber zunehmend die Luft zum
Atmen nahm. Warum konnte es nicht einen ausgewogenen Mix aus beiden Extremen
geben, mit den jeweiligen Situationen angepassten Dosierungen? Aber das war
wohl reines Wunschdenken.
    Um einen Grund zu haben, aus dem Haus zu kommen und ein
bisschen auslüften zu können, sowohl faktisch als auch im übertragenen Sinn,
hatte Wilma sich mit Franca Wallner in der Stadt verabredet. Die Frau von
Palinskis gutem Freund, die Wilma in den letzten Monaten ebenfalls zur Freundin
geworden war, hatte sich über das Angebot gefreut, sich mit Wilma beim ›Sluka‹
am Rathausplatz zu treffen.
    Das war sicher eine der besten Adressen für Frustfresser in
Wien. Wilma war aber genau das Gegenteil davon. War sie traurig, zornig oder
sonst wie aus der Mitte, dann verweigerte sie unbewusst jegliche
Nahrungsaufnahme. Böse Zungen behaupteten daher auch, dass Palinskis
gelegentliche Extravaganzen und Spinnereien der wahre Grund für Wilmas nach wie
vor makellose Figur waren. Und das nach zwei Kindern und mit immerhin schon …
Na, lassen wird das.
    Dass sie heute nach einer hervorragenden Maroniroulade noch
eine Kardinalschnitte zu sich nahm, war daher als Indikator dafür zu werten,
dass es ihr schon wieder besser ging. Nicht zuletzt war es auch der
einfühlsamen Gesprächseinlassung Francas zu verdanken, dass Wilma dieses
›Besserfühlen‹ im Lauf des Gespräches auch bewusst wurde.
    »Ich meine, ich kann viel verkraften«, versicherte sie der
Freundin. »Und Marios Arbeit ist nun einmal schwer mit herkömmlichen Berufen zu
vergleichen. Er muss tun, was getan werden muss, und das zum richtigen
Zeitpunkt. Das verträgt sich nun einmal nicht mit einem Achtstundentag und
freiem Wochenende. Aber wem sage ich das?« Sie lachte Franca an. »Mit Helmut
muss es dir ja ebenso gehen.«
    »So ist es«, bestätigte die Freundin. »Mir selbst geht es ja
auch nicht anders. Wenngleich ich vielleicht nicht so …« Sie zögerte.
    »Was willst du damit sagen?«, bohrte Wilma nach.
    »Na ja, ich möchte das das ›Räuber-und-Gendarm-Syndrom‹
nennen, das bei unseren Männern noch dazukommt. Beide sind lebenslange Kinder,
Buben, die es nicht lassen können, ständig dem Sieg des Guten über das Böse

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