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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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grünen Augen musterten den leeren Rucksack: „Was hast du denn vor?“
    Glücklicherweise fiel ihm sofort die einzig richtige Antwort ein. Er grinste und sagte: „Aber das weißt du doch, Tante!“
    „Ich will es gar nicht wissen!“ Lächelnd hob sie die Hand und verließ mit dem Herrn das Haus.
    Puh! Florian atmete auf. Jetzt war ich doch wie ein Detektiv bei der Hellseherin!
    Und in dieser Rolle blieb er. Ein Blick hinaus, ein Blick hinter zur Küche, ein Lauschen, drei Schritte zur Wand — Florian öffnete das Wandschränkchen und räumte, so schnell sich das geräuschlos machen ließ, die Flaschen in den Rucksack. Ein Zug an der Schnur, eine Schleife gebunden, und zwei Stufen nehmend, verschwand er nach oben.
    Schon auf der Steiltreppe ging das Kombinieren wieder los: Wenn August mich verdächtigt — und das wird er — , durchsucht er vielleicht mein Zimmer. Für seinen Schnaps geht der sogar die Steiltreppe!
    Folglich wählte er Agathes Zimmer. Er öffnete den Schrank, sah ihre Kleider hängen, darunter ein rotes, langes — das ideale Versteck für den Rucksack. Als er den Stoff darüberbreitete, stellte er sich Agathe darin vor und fand, in einem kurzen Kleid gefalle sie ihm doch besser.
    Urplötzlich stellte sich nun doch Hunger ein, und es traf sich gut, daß die Pfannkuchen bereits fertig waren.
    Agathe hatte auch keine Lust, mit August zu essen, und sie hatte auch nicht nur einen Pfannkuchen für Florian gemacht, sondern drei.
    Bis August kam, waren sie längst fertig und räumten bereits die Küche auf. Bei dem Geräusch, das sie dabei verursachten, hörten sie ihn wenigstens nicht schmatzen.
    August redete nur das Nötigste. Ob er die Tat schon entdeckt hatte, war ihm nicht anzumerken. Vermutlich noch nicht.
    Agathes Bademantel hing am Haken vor der Küche. Sie konnten sofort losziehen. „So schnell ging das früher nicht“, meinte sie. „Deine Hilfe merke ich doch sehr.“
    „Meine Mutter kann das überhaupt nicht finden“, erwiderte Florian.
    Unter den Bäumen angekommen, winkelte er die Unterarme an und ahmte den komischen Bewegungsablauf von Gehern nach. Agathe wackelte hinter ihm her und lachte: „Wir sehen aus wie galoppierende Enten!“
    Am Badeplatz angekommen, zog Florian seine Hose aus.
    „Du! Dir ist da was rausgefallen!“ sagte Agathe. „Hinter dir.“ Florian drehte sich um. „Mensch, da ist er ja!“ Krumm, wie ein altes Pausenbrot in der Schule, lag der zusammengefaltete Zettel am Boden. „Mann!“ kombinierte er sofort. „Den hab ich in der Aufregung nicht in die Tasche gesteckt, sondern in den Hosenbund.“
    Agathe strahlte. „Das freut mich für dich. Noch mal die ganze Prozedur wär doch ärgerlich gewesen.“
    Dann hab ich August Unrecht getan! überlegte Florian. Aber wenn er so dumm daherredet, ist er selber schuld.
    Zu Agathe sagte er nichts. Ohne Startsprung stiegen sie ins Wasser und schwammen Bahn für Bahn, tauchten umeinander herum und ließen sich anschließend von der Sonne trocknen. Zwischendurch stand Florian einmal auf, um nach dem Zettel zu schauen. Er war noch da. Mit den Schuhen beschwert. Darüber seine Hose. Als er sie hochhob, fiel der Fotoapparat aus der Tasche.
    „Ich möchte ein paar Bilder von dir machen!“
    „Moment“, sagte sie. „Nicht mit nassen Haaren.“
    Mit dem Bademantel frottierte er ihr den Kopf. Sie kämmte sich, und dann knipste er. Zwölf Bilder von Agathe, den ganzen Film. Dabei erzählte er ihr die Geschichte mit dem Rucksack und wo der jetzt stand.
    „Glaubst du im Ernst, daß der nicht bei mir sucht?“ rief sie. „Ohne seinen Schnaps ist der zu allem fähig.“
    Im Geherschritt watschelten sie zurück. Diesmal nicht zum Spaß. Erst als sie aus dem Wald kamen, sahen sie, daß ihreBefürchtungen unbegründet waren. Auf dem Holzklotz hinter dem Haus kauerte ein völlig gebrochener August, den Kopf in die Hand gestützt.
    „Ich halte ihn auf!“ sagte Agathe.
    Florian lief an der Stirnseite des Hauses entlang, wo hinter Tante Theklas Arbeitszimmer ihr Bad und das Schlafzimmer lagen, bis zur vorderen Ecke und ging durch den Haupteingang hinein.
    Tante Thekla war schon zurück. An ihrer Tür hing das Schild: Bitte nicht stören!
    Florian rannte die Treppe hinauf und die Steiltreppe. Atemlos öffnete er Zimmer- und Schranktür. Da stand er noch, der Rucksack, unter dem langen Kleid.
    Wieder unten angekommen, ging Florian in die Küche, als Agathe gerade durch die Hintertür hereinkam.
    „Ein voller Erfolg!“ flüsterte

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