Flossen weg
Wassermensch.«
»Sieh nach, ob da auch ein Bleigürtel drin ist.«
»Clay sagt, du bist kein Wassermensch. Du bist ein Bootsmensch.«
»Ich werde unter seinen Schwanz tauchen und ein Erkennungsfoto machen. Sollte er etwas Entgegenkommen zeigen und nah an der Oberfläche bleiben, kriege ich das Foto.«
»Kannst du das?«
»Wieso nicht?«
Sie reichte ihm einen Gürtel, der mit fünf Kilogramm beschwert war, und Nate schnallte ihn sich um die Hüften. Er setzte die Maske auf und zog die Flossen an, dann setzte er sich mit dem Rücken zum Wasser auf den Dollbord. »Du wirst von mir abtreiben. Ich werde nicht versuchen, hinter dir her zu schwimmen. Also dreh um und sammel mich ein. Warte, bis ich winke.
Ich will nicht, dass du den Motor anlässt, bevor ich sicher sein kann, dass ich das Foto habe. Nimm alles auf, bis du mich holen kommst.«
»Okay.« Amys Mund stand ein Stück offen, als hätte sie gerade eine Ohrfeige bekommen.
»Das ist keine große Sache.«
»Stimmt. Soll ich es für dich machen? Es war meine Schuld, dass ich beim letzten Mal kein Bild bekommen habe.«
»Es war nicht deine Schuld. Das Bild war nicht da. Bis gleich.«
Quinn schob sich den Schnorchel in den Mund und ließ sich rückwärts vom Boot fallen. Mit dreiundzwanzig Grad war das Wasser noch immer so kalt, dass ihm kurz die Luft wegblieb. Er trieb an der Oberfläche und versuchte, kontrolliert zu atmen, bis er sich daran gewöhnt hatte.
Der Wal war ganz nah, nur etwa dreißig Meter entfernt. Der Gesang vibrierte in Nates Rippen, als er hinüberschwamm. Es musste der »FLOSSEN WEG!«-Wal sein. Selbst wenn er sich geirrt hatte, was die Buchstaben anging, hatte dieses Tier doch fraglos eine seltsame Zeichnung an seiner Schwanzflosse. Und da steckte sicher noch mehr dahinter, wenn er beweisen konnte, dass es dasselbe Tier war. Es würde bedeuten, dass sich der Wal länger als drei Wochen im Bereich des Au’au-Kanals aufgehalten hatte, was eher ungewöhnlich war. Bei fehlenden Daten ließen sich natürlich keine echten Schlussfolgerungen ziehen. Es könnte zum Beispiel sein, dass der Katalog der hawaiianischen Erkennungsfotos nicht so computerisiert war wie der in Alaska. Und ohne ein Bild gab es keinen Beweis dafür, dass es sich hier um dasselbe Tier handelte. Aber Quinn würde es wiedererkennen. Er würde es bestimmt erkennen. Das war der Grund für diese alberne Mission. Es ging nicht nur darum, zu beweisen, dass er keine Halluzinationen hatte. Er war ein Mann der Wissenschaft, der Fakten, der Vernunft. Er musste nicht beweisen, dass er bei Verstand war.
Ich hab sie nicht mehr alle, dachte er. Noch nie hatte er gehört, dass jemand versucht hätte, unter Wasser ein Erkennungsfoto zu schießen.
Dass Tier war absolut bewegungslos, eine mächtige, graue Wand vor endlos blauem Hintergrund. Aber Quinn meinte, auf der anderen Seite des Wals eine Bewegung gesehen zu haben. Er hob den Kopf aus dem Wasser und sah sich nach dem Boot um. Amy hielt den Daumen hoch. Er holte tief Luft und tauchte, um sein Foto zu bekommen.
Mit Sauerstofftanks auf dem Rücken hätte er sich vielleicht vom Bleigürtel langsam abwärts ziehen lassen, aber er wusste, dass er nur vierzig bis sechzig Sekunden würde unten bleiben können, und deshalb tauchte er kopfüber, paddelte, bis er sechs, sieben Meter tief war. Dann hielt er die Kamera vor sich und sah zur Unterseite der Fluke auf.
Da stand es, in großen, serifenlosen Buchstaben – wie Graffiti: FLOSSEN weg! Fast vergaß er, zu fotografieren. Wie war das möglich? Hatte sich das Tier in jungen Jahren in einem Netz verfangen und war von einem zynischen Fischer markiert worden, bevor er es wieder freiließ? War es eins von diesen Tieren, die einen Fluss hinaufgeschwommen und gestrandet waren?
Er zentrierte den Schwanz im Sucher und drückte den Auslöser. Drehte den Film weiter und schoss noch ein Foto. Dann musste er Luft holen. Er schwamm nach oben, aber wieder sah er die dunkle Gestalt, die sich neben dem Wal bewegte. Remora, dachte er, obwohl der Schatten zu groß aussah, als dass es sich um einen dieser Parasitenfische handeln konnte, die sich oft an Wale hängten.
An der Wasseroberfläche sah er zum Sänger hinab, zur linken Brustflosse, wo er die Bewegung gesehen hatte. Das Tier machte seine Ribbits. Quinn lächelte um seinen Schnorchel herum, holte dreimal tief Luft, hielt sie an, dann tauchte er erneut.
Diesmal sah er – noch bevor er die Kamera anheben konnte – die Bewegung einer dunklen
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