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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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hatte sie danach immer wieder damit aufgezogen.
    Sie schaltete schnell durch die Kanäle, um zu sehen, ob der lokale Nachrichtensender einen Sonderbeitrag über die Explosionen brachte. Dalesbrook war keine große Stadt, und selbst wenn Flowertown theoretisch separat existierte, so sollte doch die Nachricht von einer Explosion in der kontaminierten Zone wenigstens für Überraschung sorgen. Sie schaltete von einem Kanal zum anderen, sah aber nichts anderes außer Fernsehfilmen und Sitcoms. Bei einem Sender blieb sie kurz hängen, weil sie den Lagerzaun am östlichen Ende von Flowertown erkannte, aber es handelte sich nur um eine Krimiserie unter vielen, die aus der Gefahr der Verseuchung eine künstliche Spannung strickte.
    Sie dachte kurz daran, Bing über das Festnetz des Kraftwerks anzurufen. Aber vielleicht hinterließ die Paranoia ihres Freundes so langsam ihre Spuren, oder sie wollte nicht, dassGuy Ärger bekommen würde, weil er eine Zivilistin in einer Sicherheitszone zurückgelassen hatte – jedenfalls konnte sie sich nicht dazu durchringen, den Hörer abzunehmen oder gar die Nummer ihres Freundes zu wählen. Draußen vor dem Fenster heulten die Polizeisirenen wieder auf, und die roten und blauen Blitzlichter erleuchteten den Raum so hell, dass sie schnell in ihre Jeans fuhr und sich vergewisserte, nichts zu vergessen. Guy würde mit Sicherheit sauer sein, dass sie seine Anweisungen nicht befolgt hatte, aber Ellie fand, dass es bessere Möglichkeiten gab, den Abend zu gestalten, als in einem Kraftwerk zu sitzen, das keine zehn Meter von einer Explosionsstelle entfernt war. Außerdem wollte sie Bing finden. Wenn jemand wusste, was heute Nacht passiert war, dann Bing.
    Durch die rauchgeschwängerten Straßen schwirrten die unterschiedlichsten Gerüchte. Ellie zog den Kopf ein und schob sich durch die Massen. Soweit sie es mitbekommen konnte, hatte die Explosion in der Lagerhalle niemanden verletzt. Es war auch kein Krankenwagen gekommen. Allerdings beharrte ein verärgerter Haufen Leute an der Ecke zur sechsten Straße darauf, dass die Krankenwagen alle zu einer anderen Explosion beordert worden waren, und dass die Leute am »unteren Ende« von Flowertown anscheinend unwichtiger waren als die Verletzten am »oberen Ende.« Ellie machte sich nicht die Mühe, die Leute zu korrigieren. Es gab nur drei Krankenwagen in Flowertown. Wenn es drei Explosionen in der Zone gab, dann war es ziemlich wahrscheinlich, dass alle drei Wagen im Einsatz waren, wo auch immer. Außerdem wusste sie, dass alle Rettungssanitäter sowie das Militärpersonal ein anspruchsvolles Training absolviert hatten. Für eine Anstellung in der Quarantänezone war Multitasking Voraussetzung.
    Eine Militärblockade stoppte Ellie an der Ecke zu ihrem Straßenblock. Zwei Armeesoldaten mit Gasmasken und Gewehren hielten sie und alle anderen zurück, während man durch ein Megafon alle Umstehenden dazu aufforderte, dort zu bleiben, wo sie waren und ihre Hände sichtbar aus den Taschen zu lassen. Die einzige Beleuchtung waren die gelben Notlichter eines Feno-Sicherheitslasters. Die Straßenlaternen sowie die Fenster in den umliegenden Blöcken waren dunkel. Der Geruch von Rauch und brennendem Gummi erzeugte einen bitteren Geschmack in ihrem Mund, und Ellie musste zwinkern, um die Tränen zurückzudrängen, die ihr wegen der giftigen Dämpfe in die Augen stiegen.
    Überall um sie herum riefen die Leute hoch zu den dunklen Fenstern und ignorierten die Befehle der Soldaten, Ruhe zu bewahren. Ellie wurde drei Mal so hart angerempelt, dass sie stolperte, und erst als jemand ihre Schulter dermaßen fest schüttelte, dass sie in die Knie ging, merkte Ellie, dass ein Soldat sie anschrie.
    »Was hast du hier zu suchen?« Die Worte hinter der Gasmaske waren nur schwer zu verstehen, und die Reflektionen der blinkenden, gelben Lichter in seiner Schutzbrille kreierten einen surrealen Stroboskopeffekt. »Sag mir, was du hier machst!«
    Ellie befreite ihren Arm aus seinem Griff und wollte ihm gerade sagen, dass sie in dem Block wohnte, den er verbarrikadiert hatte, aber als sie sprach, verkündete das Megafon einen sofort wirksamen Hausarrest für alle Einwohner. Immer dann, wenn sie versuchte, die Sirenen und das Geschrei zu übertönen, unterbrach sie das Megafon, das den Befehl an alle Einwohner, in ihre Apartments zurückzukehren, wiederholte. Um sie herum wogten Leute. Jeder wollte an ihr vorbeidrängeln. Es schien keine einheitliche Richtung zu geben, die Leute

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