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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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wareneinfach in Bewegung. Wiederum packte der Soldat Ellies Ellbogen und drückte ihn so fest, dass es wehtat. Als sei Ellie die Anführerin des Tumults. Er schien der Meinung zu sein, dass er lediglich Ellie unter Kontrolle bringen musste, um den Irrsinn um sich herum zu kontrollieren. Schließlich kam Ellie nah genug, um in sein Ohr zu brüllen.
    »Mein Apartment!« Sie zeigte an ihm vorbei zu den Wohntürmen auf der fünften Straße Ost – kurz Ost Fünf genannt – und dann wieder auf sich.
    Er brüllte etwas zurück, sein Griff schmerzte an ihrem Ellbogen, aber sie verstand nichts außer »ausweisen«. Es war absurd. Der einzige Beweis für ihre Adresse war auf ihrer Medizinmarke, und die musste elektronisch gescannt werden. Wenn dieser Witzbold glaubte, dass er hier mitten in diesem Irrenhaus seinen Handscanner zücken könnte, um dann entspannt in ihren persönlichen Daten herumzulesen, dann hatte er wohl ganz offensichtlich seine Gasmaske zu spät angezogen.
    Sie schüttelte den Kopf, doch bevor sie anfangen konnte zu argumentieren, zersplitterte irgendwo in der Nähe Glas. Es hörte sich an, als habe man eine Flasche geworfen. Der Soldat wirbelte herum und schleifte Ellie hinter sich her. Sie nutzte den Moment, in dem er sich umdrehte, um sich aus seiner Umklammerung zu befreien und davonzurennen. Sie schaute sich nicht um, ob er ihr folgte. Sie hielt ihre Ellbogen vor sich in die Höhe und schlug sich so ihre Schneise durch die kopflose Masse, bis sie die Treppen von Ost Fünf erreichte. Menschen hämmerten gegen die Metalltüren und riefen den Wachmännern obszöne Schimpfwörter zu, aber als Ellie den Türgriff betätigte, öffnete sich die Tür und niemand von der hämmernden Meute folgte ihr. Sie warf die Tür hinter sich ins Schloss und nahm zwei Stufen auf einmal.
    Der achte Stock war der oberste Stock. Als sie dort ankam, beugte sich Ellie nach vorne, japste nach Luft und betete, dass ihre Beine sie nicht im Stich lassen würden. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass Bing gar nicht zu Hause sein könnte. Erst als sie sich gegen seine Tür warf und klopfte, kam ihr der Gedanke, und Angst rauschte durch ihren Körper. Man konnte den Geruch der Panik in der Luft förmlich riechen. Während sie klopfte, hörte sie, wie der Sicherheitsriegel zur Seite geschoben wurde. Aber die Tür blieb zu.
    »Bing! Bing!« Sie klopfte lauter. »Ich bin’s. Ellie!« Bevor sie sich wiederholte, flog die Tür auf und Bing zerrte sie in das Zimmer. Er schmetterte die Tür hinten ihnen zu und pfefferte den Riegel wieder davor. »Was zum Teufel geht hier vor sich?«
    »Sei still!« Bing zog sie weiter hinein in das Zimmer, in Richtung der Fenster, vor denen dicke, weiße Tücher hingen. »Keiner weiß, dass ich hier bin. Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Du wohnst hier.«
    Bing hielt sie an den Schultern gefasst und starrte in ihre wilden Augen, bis beide merkten, wie absurd ihre Konversation war. Bing stieß einen derart tiefen Seufzer aus, dass man es pfeifen hören konnte, und ließ seinen Kopf nach hinten fallen. »Ich habe keinen Schimmer, was zum Teufel da draußen abgeht. Ich weiß nur, dass ich die Hälfte der Treppen hinter mir hatte, als der Strom ausfiel, und dann waren da diese Explosionen und die Leute rannten überall durcheinander. Alles, was ich denken konnte, war, ›rette das Gras‹, also bin ich hier nach oben gerannt und habe die Tür verriegelt.«
    Ellie blickte sich in dem vollgestopften Zimmer um. Überall standen Blumentöpfe mit saftigen Marihuanapflanzen darinund halb heruntergebrannte Kerzen auf kleinen Tellern. Auf jeder denkbaren Fläche blühte oder glühte etwas. Als sich ihr Adrenalin langsam abbaute, begann sie zu kichern. »Du hast geglaubt, die würden dein Gras in die Luft jagen?«
    »Hey, sei nicht so kritisch!« Bing versuchte, nicht zu lachen. »Es war totales Chaos. Ich habe aus dem Bauch heraus reagiert.«
    »Vielleicht sollten wir lieber ein paar von den Pflanzen testen, um sicher zu gehen, dass in diesem ganzen Tohuwabohu niemand an ihnen herumgepfuscht hat.« Sie deutete auf eine geschnitzte Holzkiste, in der er den Vorrat für seinen Hausgebrauch versteckte.
    »Wahrscheinlich eine kluge Idee.«
    Zwei Pfeifenladungen und eine heftige Hustenattacke später fühlte Ellie die vertraute Entspanntheit in ihrem Nacken und ihrem Rückgrat. Das beste Gras behielt Bing immer für den Eigenbedarf. Sie schoben den schweren Blumenkasten aus Plastik vom Fenster weg, zogen die

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