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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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geübt?« Sie ging weiter und rief über die Schulter zurück. »Vielleicht die Lippe noch ein bisschen kräuseln, oder vielleicht nach der Waffe greifen. Und vielleicht das Wort ›Punk‹ hier oder dort einstreuen.«
    Als sie an den Treppen angekommen war, schaute sie sich noch einmal um und sah, dass er ihr noch immer mit regungslosem Gesicht nachsah. Diesen Scheiß konnte sie nicht gebrauchen. Auf der untersten Stufe hielt sie an, wohl wissend, dass sie unter Beobachtung stand, und drehte sich um. Sie sah, dass der Wachmann aufmerksam wurde und auf sie zusteuerte, während sie durch den Flur mit Arbeitsnischen auf Bings Schreibtisch zuging. Grinsend winkte sie mit ihrem Ausweis in der Luft, die fette rote Schrift war von Weitem zu erkennen, und formte mit den Lippen das Wort »Freigabe.«
    Weil sie im Archiv arbeitete, hatte sie freien Zugang zum gesamten Gebäude. Bing, der einen anderen Dienstausweis hatte, grummelte manchmal über dieses kleine Detail und keinem, der sich die Mühe machte, über so etwas nachzudenken, war verständlich, warum die Verantwortlichen sie für zuverlässiger hielten als Bing, aber im Moment ärgerte sich der Wachmann genug über ihre Anwesenheit. Gemächlich schlenderte sie den Gang hinunter und schüttelte dabei ihr Haar in bester Schönheitsköniginnenmanier. Kurz bevor sie sich an Bings Schreibtisch setzte, warf sie dem starrenden Wachmann noch schnell eine Kusshand zu.
    Sie seufzte tief, als sie aus seinem Blickfeld verschwand. Wegen der Explosionen in der vergangenen Nacht mussten die Soldaten mit ihren Nerven am Ende sein. Dringender als sonst verlangte dieser Ort danach, dass man eine schöne, fette Tüterauchte. Ellie war sich sicher, dass Bing irgendwo in seiner Arbeitsnische wenigstens eine Notration versteckt hatte. Sie lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ignorierte den quietschenden Protest – das Markenzeichen der Bürostühle von Flowertown –, zog sich dann an seinen Schreibtisch heran und versuchte, sich in ihren paranoiden und komplizierten Freund hineinzuversetzen.
    Firmenarbeitsnischen waren merkwürdige Orte, selbst in von der Regierung überwachten, chemisch kontaminierten Quarantänezonen. Ellie erinnerte sich an ihre Zeiten im Großraumbüro in Chicago, und an den Spaß, den es ihr gemacht hatte, sich aus den kleinen Dingen, mit denen ihre Kollegen ihre kleinen, weißen Arbeitswürfel schmückten – oder nicht schmückten –, etwas über deren Geheimnisse zusammenzureimen. Sie hatte nie zuvor auf Bings Stuhl gesessen oder war gar ohne ihn an seinem Arbeitsplatz gewesen. Wäre das Namensschild auf seinem Posteingangsfach nicht gewesen, sie hätte nicht vollkommen sicher sein können, dass es sich überhaupt um seinen Tisch handelte.
    Dicke Aktenordner, vollgestopft mit Regierungsformularen und Protokollen, Listen über Bedarfsanforderungen, Leitfäden und sonstigem, todlangweiligem bürokratischem Papierkram standen auf so gut wie jedem anderen Schreibtisch im Raum. In einer Ecke brummte ein Computer im Ruhezustand. Tacker, Tesafilm, Post-its, eine Dose mit Kulis. Ein kleines, gelbes Monster aus Silikon hockte neben einer Maus, die ein Schild hielt, auf dem »Beiß mich« stand, und auf der Pinnwand, zwischen Formularen und Telefonlisten, sah Ellie das Foto eines grinsenden schwarzen Labradors, der ein Halstuch trug.
    Soweit Ellie wusste, hatte Bing weder jetzt einen Hund noch hatte er jemals einen besessen. Sie war ziemlich sicher,dass er gegen die meisten Tiere allergisch war, und das Foto ließ sie lächeln. Das sah Bing ähnlich, so zu tun, als habe er ein Haustier und ein Foto davon aufzuhängen. Sie wusste, dass die Paranoia ihres Freundes nie aussetzte, selbst nicht auf der Arbeit – verdammt, erst recht nicht auf der Arbeit –, und es war typisch für Bing, dass er versuchen würde, irgendwelche Schnüffler auf eine falsche Fährte zu locken, und sei es mit etwas so Nebensächlichem wie einem erfundenen Haushund.
    Das schwammartige, kleine Stressball-Monster war ebenfalls eine falsche Fährte, glaubte Ellie. Bing war nicht der Typ für Stressbälle oder drolliges Spielzeug. Für jemanden, der Bing nicht kannte, sah dieser Schreibtisch aus wie der eines zufriedenen, funktionierenden Angestellten, aber Ellie hatte genug Zeit mit ihm verbracht, um es besser zu wissen. Er dachte, dass sie nie aufpasste. Sie selbst dachte, dass sie nie aufpasste, aber an diesem Morgen merkte Ellie, dass sie den Schreibtisch unter die Lupe nahm, als sei er ein Puzzle,

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