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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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Sie zeigte nach links, hinüber in den Bereich hinter ihnen, und seine Augen zuckten unruhig zwischen Ellie und ihrem Arbeitsplatz hin und her.
    Ganz offensichtlich war sein Dialogtraining damit erschöpft, denn weder bewegte er sich, noch sagte er etwas. Er starrte nur auf Ellie und versuchte herauszufinden, wie bedrohlich sie war. Sie entdeckte dunkle, feuchte Flecken unter seinen Achseln sowie vorne auf seinem T-Shirt, dort, wo seine Arme mit der Waffe auflagen. Schweiß rann in dicken Tropfen über seine hellbraune Haut. Sie entspannte sich, obwohl er den Griff um seine Waffe wieder verstärkte.
    »Was genau sollen Sie hier bewachen? Mich?«
    »Nein, Madam.« Er ging in Stellung, lockerte den Griff um seine Waffe und starrte an ihr vorbei. »Gehen Sie jetzt wieder Ihrer Tätigkeit nach.«
    Ellie musste kichern, als sie sah, wie er nach unten schielte, um sicherzustellen, dass seine Füße nicht über die Kante des rot bemalten Bereichs auf dem Boden hinausragten. Das musste Mr Carpenters Werk sein, einen Frischling zum Bewachen und Beschützen der wertvollen Akten in der roten Zone abzukommandieren. Sie schüttelte den Kopf und schlenderte an dem nervösen Wachmann vorbei. Gerade als sie sich auf ihren Stuhl fallen ließ, brummte eine SMS auf ihr Mobiltelefon.
    »Danke für das Chili.« Die Nachricht war von Bing. Sie hatte ihre Einkäufe an seinem Arbeitsplatz vergessen.
    »Wage es nicht!«, tippte sie zurück. »Die Cracker sind für Rachel.«
    »Aber das Chili ist für mich!!! Es sei denn, du willst tauschen …«
    Ellie lachte, während sie ihre Antwort tippte und der Wachmann beäugte sie von seiner Position aus. »Ich fürchte, das muss warten. Ich bin nicht alleine hier oben.«
    »???«, schrieb Bing.
    »Komm hoch und sieh es dir selbst an, aber du musst dichausweisen können. Er ist nervös und bewaffnet.« Sie wusste, dass das ausreichen würde, damit Bing, wenn nötig, an der Außenwand des Gebäudes hochklettern würde. Er würde ausflippen, wenn er sah, dass es sich um einen Feno-Wachmann handelte. Ellie freute sich nicht unbedingt darauf, ihm zu beichten, dass Guy die Seiten gewechselt hatte.
    »Gib mir fünfzehn Minuten«, schrieb Bing. »Mitarbeitertreffen.«
    Ellie ließ den Wachmann nicht aus den Augen. Der Feno-Mann wiederum versuchte, Ellie im Blick zu behalten, ohne seinen Kopf zu wenden.
    Mit der Morgenlieferung waren Akten eingetroffen, und Ellie stapelte sie in ihrem Posteingangsfach so hoch auf, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Nicht, dass sie etwas zu verbergen gehabt hätte. Aber es bereitete ihr Spaß, ihn nervös zu machen.
    Während sie darauf wartete, dass ihr Computer hochfuhr, ließ sie ihren Blick über die Kisten wandern, die ganz in der Nähe ihres Schreibtisches auf der roten Farbfläche gestapelt waren. Es war so lange her, dass Bing und sie die Schränke zu ihren Zwecken umarrangiert hatten, dass sie schon vergessen hatte, wie nah die rote Farbzone eigentlich an ihren Schreibtisch und an die Aktenkisten heranreichte.
    Um den Wachmann auf die Probe zu stellen, ging sie zu einem Stapel Aktenkisten auf der sicheren Seite jenseits der roten Farbe und öffnete die oberste. Sie konnte sehen, wie er sich in Alarmbereitschaft versetzte, jederzeit bereit, sie zu stoppen, sollte sie die Sicherheitszone betreten. Wenn er mit der Waffe in seiner Hand nicht so nervös gewesen wäre, hätte sie darüber lachen müssen. Stattdessen fühlte sie sich wie eine Sechsjährige, die verpackte Weihnachtsgeschenke entdeckte hat. Es bestärkte nur ihren Drang, herauszufinden, was diese Kisten mit dem roten Klebeband tatsächlich beinhalteten.
    Als sie mit einer überflüssigen Akte in der Hand zu ihrem Stuhl zurückkehrte, entspannte sich der Wachmann etwas. Er drehte kaum noch den Kopf, als sie zu der offenen Kiste zurückging, um die Akte wieder dort hineinzulegen, und er schaute sogar beruhigt weg, als sie eine Kiste mit Akten aus dem Stapel zog und die Akten auf dem Boden ausbreitete. Sie suchte nach nichts Bestimmtem. Auch wenn es so aussah, als sei sie beschäftigt, so tat sie doch nichts anderes, als ungeöffnete Akten aus ihren Originalkisten zu nehmen, und sie wieder hineinzulegen. Dadurch beruhigte sie den Wachmann und konnte sich in Ruhe überlegen, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte.
    Sie wollte eine Kiste aus der roten Zone klauen. Zwar war sie sich noch nicht vollständig darüber im Klaren, wie sie das anstellen sollte, aber als sie sah, wie sich der Wachmann den

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