Flowertown - Die Sperrzone
Asche bis in den Filter brennen.Sie wusste, wie höllisch das stank. Dann blies sie die letzte Ladung dicken Rauches aus, wedelte mit ihrer Hand um seinen Kopf und dicht vor seinen Augen, sodass der Rauch noch näher kam. Das schnelle Hin und Her der Hand konnte auch nicht besonders angenehm sein, dachte sie sich. Als sie schließlich die Zigarette vor seine Füße fallen ließ, trat sie sie nicht aus, sondern ließ sie noch weiter glühen.
»So, das war’s. Ich werde von nun an draußen rauchen, ich kann ja sehen, dass es Sie stört.«
Dünne Rauchschwaden kringelten nach oben und sie wusste, dass er die Kippe am liebsten ausgetreten hätte, aber nicht schwächlich wirken wollte. Ellie beugte sich so nah an ihn heran, dass er ihren Aschenbecheratem riechen musste. »Sie sehen aus, als sei Ihnen schlecht. Sind Sie auf neuen Medikamenten? Sind die nicht widerlich? Wie sie den Magen durcheinanderrütteln.«
Er kniff die Augen zusammen, um den wabernden Rauchschwaden und ihren Worten zu entgehen.
Ellie senkte ihre Stimme zu einem mitfühlenden Flüstern. »Am schlimmsten ist die Scheißerei. Hatten Sie die schon? Oh Gott, das ist wirklich furchtbar. Ihr Magen verwandelt sich in Lava, und Sie trauen sich nicht einmal mehr zu niesen, weil sonst der Scheiß nur so aus Ihnen rausplatzt. Und der Gestank ist unerträglich. Es fühlt sich an, als würde Ihr Dichtungsring einfach wegschmelzen. Ich hoffe, es ist bei Ihnen noch nicht so weit. Das Gekotze ist schlimm genug, wenn der Mund schwitzt und diese Brocken einfach nur herauspurzeln oder in der Nase kleben bleiben.« Sie unterbrach sich. »Das ist wahrscheinlich nicht sehr hilfreich, oder?«
Weder bewegte er sich, noch antwortete er. Er hatte sie kein einziges Mal angeblickt. Zweifelsohne hatte man ihn vor diesemunerquicklichen Hobby der Einheimischen gewarnt, und er hatte sich dagegen gewappnet. Oder zumindest geglaubt, sich gewappnet zu haben.
Ellie seufzte. Es sollte resigniert klingen. »Nun, es sieht so aus, als ob Sie hart genug für diese Medikamente wären. Das freut mich für Sie. Ich kann es gar nicht leiden, wenn Leute hier drinnen herumkotzen. Der ganze Raum stinkt dann. Das ist einer der Gründe, warum ich hier oben rauche, um den Geruch der Kotze von Frischlingen wie Ihnen zu überdecken. Oh nein, die Kippe glimmt ja noch. Ich mache sie mal aus.«
Er entspannte sich ein kleines bisschen. Ganz offensichtlich war er froh, dass der Test vorüber war. Aber anstatt die glimmende Kippe mit ihrem Schuh auszutreten, wandte Ellie einen Trick an, den Rachel ihr beigebracht hatte, kurz nachdem sie zusammengezogen waren. Es würde heute Morgen etwas kompliziert sein, weil sie so dehydriert war, aber sie wusste, dass der Trick wegen des Mangels an Spucke umso effektiver werden würde. Sie röchelte tief unten in ihrer Kehle, sammelte jeden vorhandenen Tropfen Spucke und produzierte einen dicken, klebrigen Haufen Schleim, der langsam und schwerfällig von ihren Lippen auf die schwelende Kippe tropfte. Der ganze Rotz platschte hörbar auf den Boden, und Ellie schmückte ihre Anstrengungen noch mit ein paar Würgegeräuschen und ein paar abschließenden Tropfen Spucke aus.
»Treffer.« Sie grinste den Soldaten an. Der hielt sich bewundernswert, obwohl er stärker schwitzte als zuvor. »Das war’s. Kein Rauch mehr. Ich hoffe, Sie fühlen sich besser.« Pfeifend ging sie zu ihrem Schreibtisch zurück und wartete ab.
Ellie hatte nicht damit gerechnet, dass der Soldat schon von dieser kleinen Showeinlage würde brechen müssen. Auchwenn das ihr Ziel war, so hätte es sie doch ein bisschen enttäuscht, wäre es so einfach gewesen. Ein Teil des Spaßes beim sogenannten Bauch-Reizen lag ja darin, zu beobachten, wie sich der Verstand eines Übelkeitsopfers nach so einer Nummer abrackerte.
Sie wusste, dass er nicht auf den rußigen, stückigen, gelben Klumpen Schleim schauen würde. Er würde noch nicht einmal darüber nachdenken wollen, aber genau das würde passieren, bis in seinem Hirn für nichts anderes mehr Platz sein würde, außer für einen stinkenden Zigarettenfilter, der vor Rotz und Schleim triefte. Sie unterdrückte ein Lachen, als sie sich ausmalte, wie abstoßend das aussehen musste. Hätte sie sich auch nur annähernd für ihn interessiert, hätte er ihr leid getan.
Während sie darauf wartete, dass sein Verstand ihn hintergehen würde, legte sie sich schon zurecht, wie sie am besten eine der Kisten aus der roten Zone herausbekommen könnte. Da sie nicht
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