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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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wird – sie werden über den Tag hinaus warten müssen. Aber bringt seiner Mutter eine Nachricht ins Hospital.«
    Die Männer warfen Henry einen Umhang um, stützten ihn von beiden Seiten und führten ihn in den strömenden Regen hinaus. Sie gingen eine Treppe hinab, durch einen Arkadengang hindurch und gelangten auf die Straße. Durch Ströme von Regenwasser platschten Henrys nackte Füße über das Kopfsteinpflaster.
    Die Gebäude besaßen Kuppeldächer, ihre Mauern bestanden überwiegend aus Stein. Die Straßen waren ziemlich eng und verwinkelt. An den meisten Häusern waren die Fensterscheiben geborsten oder eingeschlagen, selbst die kleinen Sprossenfenster. Auch viele der Gebäude selbst waren eingestürzt oder abgebrannt. Einige Ruinen rauchten noch, sodass der Regen als Dampf aufstieg.
    »Henry«, sagte einer der Männer. »Ich fürchte, wir werden nicht lange unentdeckt bleiben. Und auf der Straße sind wir ungeschützt. Wir müssen schneller laufen.«
    »Ich kann aber nicht schneller«, entgegnete Henry.
    »Na gut.«
    Arme legten sich um ihn und er wurde auf eine fremde Schulter geladen. Henry beobachtete seine Helfer so lange, bis ihm die Augen zufielen. Und dann sah er in die dunklen Augen des dicken Frank.
    Erwecke deinen Vater!

    Als Henry erwachte, lag er in einem weichen Bett auf dem Bauch. Er war komplett trocken.
    Der Raum war dunkel, und der Lärm des Donners war nur gedämpft zu vernehmen. Er hörte Glas klirren. Irgendwo gab es Licht im Raum. Hinter ihm.
    Er drehte sich herum.
    Am Fußende seines Bettes stand ein kleines Tischchen mit einer Lampe. Daneben saß Henrietta.
    Sie lächelte. »Nicht schlecht«, meinte sie. »Alle meinten, du würdest bestimmt bis morgen durchschlafen. Aber es ist erst zwei Uhr nachmittags.«
    Henry kniff die Augen zusammen. »Henrietta?«
    Sie nickte.
    »Hast du den Thunfisch bekommen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe dir zwei Dosen übrig gelassen. Wie dein Vater gesagt hat.«
    »Du redest Unsinn«, sagte sie. »Weißt du, wo du bist?«
    Henry setzte sich in seinem Bett auf und sah sich um.
    »In Hylfing«, meinte er. »Aber wie bist du denn hierher gelangt?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich bin über FitzFaeren gekommen.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Weißt du, warum FitzFaeren zerstört worden ist?« Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. »Weil Großvater ein paar Gegenstände gestohlen hat, mit denen sich FitzFaeren vorher immer gegen Endor verteidigt hat.«
    Henry rieb sich die Augen. »Ich weiß«, antwortete er. »Er hat sie für die Fächer gebraucht. Damit sie funktionierten.«
    Henrietta legte den Kopf schief. »Weißt du auch von dem Pfeil?«
    »Der Pfeil?«, fragte er. »Welcher Pfeil?«
    »Ein ganz spezieller Pfeil. Wenn ich davon erzähle, klingt es bestimmt nicht so spannend. Darum will ich es auch gar nicht weiter versuchen. Außerdem waren da noch ein Schwertgriff und ein Stein. Diese drei Gegenstände hat er gestohlen. Woher weißt du denn, dass er sie gebraucht hat?«
    »Ich habe es in seinen Notizbüchern gelesen.«
    »Und wo sind die Notizbücher?«, hakte Henrietta nach.
    Henry sah sich um. »In meinem Rucksack.«
    »Und wo ist dein Rucksack?«
    Henry blinzelte und rieb sich nachdenklich die Nasenwurzel. »Irgendwo im Hafenbecken.«
    Henrietta erstarrte. »Und die Notizbücher sind in ihm?«
    Henry nickte.
    Einen Augenblick lang sahen die beiden einander an und überlegten, was das zu bedeuten hatte.
    Henrietta hob die Hand und strich sich das Haar hinter die Ohren. Sie lächelte verzagt. »Schön, dich wiederzusehen, Henry. Ich habe schon gedacht, wir würden uns nie mehr begegnen. Einfach nie mehr.«
    Henry atmete tief ein. »Ich freu mich auch, dich wiederzusehen.«
    »Das ist gerade eine ungünstige Zeit, um hier zu sein«, sagte Henrietta. »Wir dürfen noch nicht mal das Haus verlassen. Henry …« Sie setzte sich auf, legte die Hände auf die Knie und beugte sich vor. »Henry! Du kannst ja sehen! Seit wann denn wieder?«

    Henrys Geist tastete sich zurück durch den Dunstschleier der vergangenen Tage. »Seit ich in Byzanthamum war«, antwortete er schließlich. Er öffnete den Mund, um weiterzusprechen, schloss ihn dann aber wieder. Er wusste nicht, wo er beginnen sollte. Und er wollte seine Geschichte auch nicht erzählen; nicht bevor er sie nicht zu Ende geführt hatte.
    Die Tür wurde geöffnet und Henrietta sprang auf. »Er ist wach«, sagte sie und schlüpfte schnell aus dem Zimmer. Hinter ihr wurde die Tür wieder

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