Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
Vom Netzwerk:
die Magia der Natura so dreist herausgefordert. Die Macht der Söhne wuchs, weil sie den Tod abgewehrt hatten, ihn einverwoben hatten in ihren eigen Corpo, ihre Knochen und ihr Blut. Und bis auf den heutigen Tag leben sie weiter, ohne Tod in den Grabfeldern von Endor, verdorben und begraben, aber Geist und Fleisch noch verbunden wie eins. Und atmen.«
    Am liebsten wäre Henry davongelaufen und von der Klippe gesprungen, um im Wasser aufzuwachen. Er wusste, dass er diesen Traum einfach hätte verlassen können. Das hatte er ja schon einmal getan. Aber irgendwie zögerte er. Darius hatte genauso ein Brandmal wie er. Er war böse, oder verrückt. Vielleicht auch beides. Aber er wusste mehr als Henry.

    »Du bist also mächtig«, sagte Henry. »Es tut mir leid, ich verstehe nicht allzu viel von dem, was du gesagt hast. Aber so viel habe ich mitbekommen.«
    Darius richtete sich auf und lächelte. »Ich wollte nicht prahlbeuteln.« Er breitete die Arme aus, hielt die rechte Hand aber zur Faust geballt. »Ich werde einfacher sprechen. Du hast mir einen grande Gefallen getan – einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Du hast die letzte Tochter Endors befreit. Zusammen werden wir sie finden und die Geheimnisse der Todlosen aufdecken – die Geheimnisse der Unsterbnis – und der darin verborgene Tod wird uns unverbrüchliches Leben verleihen.«
    Selbst im Traum konnte Henry einen Schauder nicht unterdrücken. Er schielte zur Klippe hinüber und wieder zurück zu dem grinsenden Unhold, der vor ihm stand.
    »Die Hexe wollte mich umbringen«, sagte er.
    »Doch du lebst«, antwortete Darius.
    »Ihr Blut hat mir das Kinn verbrannt.« Henry schluckte krampfhaft. Er glaubte zwar nicht, dass ihm im Traum schlecht werden konnte, aber er fühlte sich so. »Sie ist böse.«
    Darius ließ seine Arme sinken. Er machte einen Schritt auf Henry zu und sah ihm in die Augen. Henry wich aus, Richtung Klippe.
    »Der Rede Reise ist beendet«, sagte Darius. »Doch manniglich Weg wartet. Zunächst sollst du weiter leben. So du wachst, bist du erblindet und die Magia in deinem Blut wird rütteln und trennen Körper von Geist. Es ist nicht vorüber. Ein Wandelkrampf wird kommen vor der Zwiesichtigkeit und versiegeln deinen Blick für immer.«

    »Ich verstehe nicht ganz …«, sagte Henry.
    Ungeduldig kam Darius noch einen Schritt näher. »Du hast sie schon gesehen, Naturas lebendig Magia. Du hast sie ertastet. Du wirst sterben. Oder du wirst weiteratmen und wachen, die Welt verstehen und die ihr unterliegende Magia; wirst sie greifen können, sie kosten, beschreiben können, was du siehst, Illusionen erkennen.«
    Darius baute sich vor Henry auf und hob seine rechte Hand. Henry spürte ihr Gewicht, als er sie auf seine Schulter herunterkrachen ließ. Er versuchte sich umzudrehen. Es war Zeit, aufzuwachen. Zeit, abzuhauen.
    »Komm zu mir«, sagte Darius leise. »Mein Siebter Sohn. Ich werde dich zur Schlacht rüsten.«

SECHSTES KAPITEL
    H enry war wie zu Eis erstarrt. Er konnte sich nicht drehen und nicht wenden. Er konnte noch nicht mal die Augen bewegen. Sie hafteten an Darius’ stechendem Blick, waren gefesselt von seinen pechschwarzen Pupillen. Er spürte die Hitze und das Kribbeln vom Schnecken-Mal des Fremden, wie es sich durch seine Schulter in die Knochen brannte.
    Die Knochen in seinem Traum.
    Obwohl Henry Angst hatte und sich nicht rühren konnte, wurde er mit einem Mal ärgerlich. Dieser Alptraum war immerhin sein Alptraum. Er konnte damit machen, was er wollte.
    »Ich träume euch nur«, sagte er zu den schwarzen Augen. Sie waren alles, was er sehen konnte.
    »Wir träumen dich«, antworteten die Augen.
    »Ich kann mich einfach umdrehen«, fuhr Henry fort. »Und abhauen.«
    Konnte er eben nicht. Die Augen grinsten.
    Plötzlich zitterte Henrys Körper wie bei einem gefangenen Tier in blinder Panik. Er schaffte es, sich zu bewegen und beugte sich vor, ohne die Augen aus seinem Blick zu lassen. Die grinsten nicht mehr.

    Henry knirschte mit den Zähnen. »Hau ab«, sagte er und sein Geist riss sich los und malte sich einen neuen Traum aus.
    Darius trat einen Schritt zurück. Sein Arm fiel von Henrys Schulter herab. Dann hob er den Arm wieder und zog den Hut. Darius sprach. Oder zumindest erklang eine Stimme, die wie seine klang. Sein kräftiger Kiefer bewegte sich allerdings nicht.
    »Ich bin ein Siedler«, sagte er. »Auf dem Weg nach Plymouth. Sich regen bringt Segen.« Er wandte sich um und trat an die Klippe heran. »Und …« Er

Weitere Kostenlose Bücher