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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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So sind nun einmal die Gesetze der See."
    "Gesetze, gegen die du nicht zum ersten Mal verstoßen würdest!"
    "Du meinst, weil ich eine Frau bin?"
    "Zum Beispiel."
    "Auch von einer Frau erwartet man Beute. Kein Pirat folgt einem glücklosen Kapitän."
    "Es besteht kein Anlass, davon auszugehen, dass dein unverschämtes Glück dich verlässt, Jeannet."
    "Unverschämt?"
    "Manche sehen es so."
    "Unverschämt war das Schicksal früher gegen mich. Jetzt zahlt es mir wenigstens ein bisschen davon zurück. Darin sehe ich die Gerechtigkeit des Herrn."
    "Wessen Gerechtigkeit auch immer!", raunte Ben Rider. Sie sahen dem englischen Freibeuter entgegen.
    Schon waren die Stimmen der Besatzung zu hören.
    Laute Rufe.
    Entsetzte Schreie.
    Schroffe Befehle.
    Die Angst war zu einem Passagier des englischen Seglers geworden und auch der Kaperbrief ihrer Majestät der Königin Elizabeth würde dieser verfluchten Mannschaft jetzt nichts mehr nutzen.
    Aber freiwillig würde sie sich nicht ergeben. Soviel war klar. Sobald sie der WITCH BURNING in Sichtweite gekommen war, wusste jeder an Bord des Freibeuterschiffes: Es ging ums nackte Überleben! Der mörderische Ruf der WITCH BURNING war inzwischen nicht nur auf hoher See bis in die letzte Kajüte vorgedrungen, sondern auch bis in die Adelshäuser ganz Europas. Sicher sogar bis in die Neue Welt jenseits des Atlantiks! Und wie es bei Gerüchten üblich war: Jeder, der von der WITCH BURNING erzählte, tat sein Eigenes hinzu, bis die Taten ihrer Besatzung so fantastisch anmuteten, als säße der Teufel persönlich mit an Bord.
    Jeannet konnte das nur recht sein. Die Angst würde ihren Feind lähmen und zu einer leichteren Beute werden lassen.
    "Hisst die Todesflagge!"
    Das taten ihre Leute nur zu gern. Ein paar hatten scharfe Messer zwischen ihre Zähne geklemmt und sahen dadurch noch verwegener und furchterregender aus als ohnehin schon. Sie hissten die schwarze Totenkopfflagge.
    Eigentlich passt der Name gar nicht... WITCH BURNING!, dachte Jeannet. Obwohl er sich auf mich bezieht. Denn das Schiff ist nun mal nicht rot, sondern schwarz - genauso wie die Todesflagge: Ein weißer Totenkopf auf schwarzem Grund!
    Trotzdem würden die Seeleute an Bord des Handelsschiffes sofort wissen, wer die Verfolgung aufgenommen hatte.
    Die WITCH BURNING verminderte nicht die Fahrt. Sie pflügte förmlich durch das Wasser. Das war möglich, weil sie voll vor dem Wind stand, genauso wie das verfolgte Schiff. Aber dieses war aus zweierlei Gründen viel langsamer. Erstens, weil es total überladen erschien, denn es hatte wohl mehr als nur ein spanisches Handelsschiff überfallen, und zweitens war es weitaus größer und von der Bauweise her plumper als ihre Verfolgerin. Dafür allerdings handelte es sich um einen Viermaster, während die WITCH BURNING nur eine sogenannte Fregatte war, ein Dreimaster also.
    "Feindliches Schiff geht dwars!", meldete der Erste Offizier Marschall Ben Rider. Das bedeutete Gefechtsform, rechtwinklig zur
    Mittschiffslinie.
    Jeannet schüttelte wie tadelnd den Kopf. "Sie machen immer denselben Fehler, zeigen uns frühzeitig ihre Breitseite und können sich gar nicht vorstellen, dass dies ihrem Untergang gleich kommt." Ben Rider meinte: "Kein Wunder, denn wer sonst ist jemals auf die Idee gekommen, die vorderen Kanonen hoch an Bord zu hieven, bugwärts auszurichten und damit zu riskieren, sich den eigenen Bugspriet wegzublasen." Obwohl das bisher noch nie geschehen war, blieb es dennoch eine Gefahr, trotz der besten Männer an den Kanonen, die man sich denken konnte.
    Halb skeptisch und halb zuversichtlich schaute er nach den Kanonen. Die Vorderen standen erhöht, um leichter über die Aufklotzung am Vordersteven hinwegzielen zu können, die man als Bugspriet bezeichnete.
    Der Mann vom Ausguck verließ gerade seinen Platz, um beim bevorstehenden Gefecht nicht in den Tod zu stürzen.
    "Gefechtsbereitschaft!", gab Marschall Rider die Meldungen an Jeannet weiter.
    Sie knirschte sehr undamenhaft mit den Zähnen, riss die Pistole heraus und schrie: "Feuer frei!"
    Die bereits ausgerichteten Kanonen spuckten Tod und Verderben. Und das aus voller Fahrt heraus!, dachte Marschall Rider, wobei ihm unwillkürlich das Herz stehenblieb. Der erste Schuss war schließlich gefechtsentscheidend. Der Viermaster, den sie im Visier hatten, zeigte jetzt fast seine volle Breitseite, doch seine Kanonen konnte er erst in einer Minute zum Einsatz gegen den Verfolger bringen. Wenn die Schüsse von Bord der WITCH

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