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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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englischen Kanalinseln! Dort wagte kaum ein englisches Kriegsschiff zu kreuzen, weil das Franzosen oder Spanier als Provokation hätten empfinden können. Aber andererseits hielten sich auch Franzosen und Spanier sich in Bezug auf die Kanalinseln zurück, lagen sie doch nominell in Gewässern, die von der englischen Krone beansprucht wurden. Faktisch war auf diese Weise eine Art Niemandsland entstanden. Eine schnelle und wendige Fregatte, schwarz wie die Nacht... Wer würde sie schon bemerken, wenn sie eine der Inseln anlief, die als unbewohnt galten? Und man würde auch kaum den Piraten dort eine Falle stellen können, wenn man dazu sein eigenes Kriegsschiff benutzen wollte: Die Piraten würden rechtzeitig bemerken, dass da schon jemand auf sie lauerte.
    Es sei denn, man wusste haargenau, wo man zu suchen hatte. Dann würde man genügend Leute absetzen, die sich auf die Lauer legten, während ihr Schiff sich in sicherem Abstand abwartend verhielt. Ein Gedanke, mehr nicht, denn erstens hatte Lord Cooper keine Ahnung, um welche der Inseln es sich nun handelte. Außerdem hätte er auch dann nicht gewusst, wie lange seine Leute hätten warten müssen. Vielleicht drei Wochen? Vielleicht länger? Und wenn er dann vor der Zeit die Insel wieder anlief, um seine Leute und die besiegten Piraten aufzunehmen - und jene noch gar nicht zurückgekehrt waren?
    Lord Cooper hatte anderes im Sinn: Er würde das Piratenschiff bei der Heimkehr stellen, also wenn es die vorgelagerten Kanalinseln anlief. Dabei mußte er sich darauf verlassen, dass es möglichst die einfachste und günstigste Route nahmen.
    Der Lord war ein erfahrener Seefahrer und in dieser Eigenschaft nicht umsonst in maritimen Angelegenheiten Berater der Königin geworden, auch wenn es ihm in dieser Eigenschaft niemals vergönnt war, in die Admiralität emporzusteigen.
    "Wir haben Position erreicht", meldete sein Erster Offizier. "Sollen wir die errechnete Route kreuzen oder habt Ihr anderslautende Befehle, Mylord?"
    "Nein, es bleibt dabei: Kreuzen! Dabei nähern wir uns allmählich spanischen Hoheitsgewässern. Aber ich möchte dort nicht eindringen. Die Gefahr ist zu groß, während dem bevorstehenden Konflikt mit den Piraten die Aufmerksamkeit einer spanischen Galeone zu erregen. Die Spanier hätten das Recht, uns zu beschießen, weil wir ihr Seerecht verletzen..."
    "Aye, Sir! Mylord: Wie Sie befehlen..."
    Der Erste Offizier salutierte und machte auf dem Absatz kehrt. Er stiefelte davon.
    Der Lord schaute ihm leicht kopfschüttelnd nach. Er mochte die militärische Etikette nicht sonderlich. Deshalb gönnte er sich den Luxus, als Kommandant eines Kriegsschiffes Ihrer Majestät, der Königin, in Zivil zu bleiben. Die hohe Admiralität hatte sich schon mehrmals die Mäuler darüber zerrissen, doch das kümmerte ihn wenig. Er trug das am Leib, was er am bequemsten empfand. Nein, die offizielle Uniform würde ihn in einem Nahkampf nur unnötig behindern. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man auch die Uniformen der Soldaten ziviler gestaltet, was sie sicherlich noch besser hätte kämpfen lassen im Ernstfall. Schade, dass die Herren Admiräle das anders sahen und sich auch Ihre Majestät in keiner Weise diesbezüglich von ihm beeinflussen ließ...
    Lord Donald Cooper schaute sinnierend über das Meer, das sich endlos auszudehnen schien, und fragte sich, wo sich das gesuchte Piratenschiff wohl zur Zeit befand und was es gerade tat. Vielleicht überfiel es in diesem Augenblick sogar ein Schiff, um die Besatzung blutig niederzumetzeln und anschließend alles zu rauben, was ihnen von Wert erschien?
    Wie recht er mit dieser Annahme hatte, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ahnen...
    *
    Sobald der Abstand gering genug war, warfen die Piraten ihre Enterhaken und zurrten die Seile fest. Die WITCH BURNING
    schrammte gegen die feindliche Galeone, bewegte sich noch ein paar Yards, bis die Seile sich spannten und das Schiff stoppen ließen. Sogleich sprangen die Ruderer auf und eilten zu ihren Waffen, um damit rechtzeitig auf Deck zu erscheinen.
    Von den Verteidigern war noch nichts zu sehen. Aber das durfte die Piraten nicht unvorsichtig werden lassen, denn gewiss besaßen die Freibeuter der Königin Feuerwaffen und Armbrüste, mit denen sie auf der Lauer lagen.
    Jeannet war mitten unter ihnen, die schussbereite Pistole in der Rechten. Ihren Augen entging nichts. Und da sah sie, wieso die Verteidiger noch nicht erschienen waren: Nicht weil sie auf der Lauer lagen,

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