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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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konnte? Dann würde ihnen nichts von der wertvollen Ladung entgehen, was sie hätten zurücklassen müssen, weil sie an Bord ihrer Fregatte keinen Platz mehr dafür hatten. Jeannet winkte zwei ihrer kräftigsten Leute herbei und deutete auf die Tür.
    "Dahinter verbirgt sich ein kleines, aber sehr lebendiges Geheimnis. Ein paar der Freibeuter haben es mit ihrem Leben verteidigt." Die beiden lachten rau. Dann sahen sie sich nach einem von der geborstenen Schiffswandung übriggebliebenen Spriet um, den sie als Rammbock benutzen konnten.
    Lange zu suchen brauchten sie nicht. Damit machten sie sich daran, die Tür aufzubrechen.
    Endlich gab die stabile Tür nach. Der gepanzerte Eingang zu einem Gefängnis hätte nicht hartnäckiger sein können. Sie zersplitterte am Ende regelrecht in ihrem Rahmen.
    Drinnen blieb es verdächtig ruhig. Es herrschte Halbdunkel. Jeannet kniff ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Für einen Augenblick befürchtete sie, die wertvolle lebende Fracht der gekaperten Galeone hätte gar Selbstmord begangen, um einem vielleicht sogar noch schlimmeren Schicksal zu entgehen. Doch dann beruhigte sie sich selber: Nein, die Gefangene hatte keinen Grund, an eine Verschlimmerung ihrer Lage zu glauben. Bisher hatte man ihr jedenfalls keinen Grund gegeben. Sie trat langsam näher und gebot den beiden, die in ihrem Auftrag die Tür aufgebrochen hatten, zurückzutreten.
    Mit angespannten Sinnen blieb sie kurz vor der Türhöhle stehen. Es war nichts zu sehen. Erst mussten sich die Augen an das Halbdunkel gewöhnen. Aber so lange wollte Jeannet nicht warten. Sie verließ sich dabei eben nicht allein auf ihre Augen, sondern auf alle anderen Sinne, die sie stets rechtzeitig vor Gefahren warnten.
    Sie tat den entscheidenden Schritt - und duckte sich im gleichen Augenblick ab, weil sie mit ihrem übersensiblen Gehör ein verräterisches Zischen gehört hatte, als würde etwas mit tödlicher Präzision durch die Luft sausen. Es war ihr nicht entgangen, obwohl gleichzeitig rein zufällig irgendwo in der stark beschädigten Galeone mehrere Todesschreie gellten, um alles andere zu übertönen.
    Noch während sie sich duckte, glitt sie gedankenschnell zur Seite. Dann drehte sie sich um sich selbst. Ihre Füße schabten über die Planken. Ihr Körper bog sich schlangengleich, erreichte endlich die richtige Position - und das war neben der dunklen Gestalt, die aus der Deckung heraus in der Absicht angegriffen hatte, jeden Eindringling auf der Stelle zu töten. Aber die Angreiferin - denn es handelte sich mit Sicherheit um die Frau, die vorher so erbärmlich geklagt hatte - hatte noch gar nicht begriffen, dass ihr tödlicher Stich ins Leere gegangen war, da wechselte ihre Waffe bereits die Besitzerin. Jeannet versetzte ihr einen harten, der sie durch die Tür nach draußen taumeln ließ. Die Piratin erschien hinter ihr, um triumphierend ihr Beutestück hochzuhalten: Ein abgebrochenes Stuhlbein, das so spitz war, dass man damit auch einen ausgewachsenen Stier hätte abstechen können. Jeannet schürzte die Lippen und sah zu, wie sich die Gefangene fing, um den drohenden Sturz zu verhindern.
    Wie eine Wildkatze, genauso fauchend, wirbelte sie um sich selbst und wollte erneut gegen Jeannet vorgehen, doch diese lachte nur. Das stachelte die Wut der Angreiferin nur noch mehr an. Sie griff nach Jeannet, doch wo diese sich soeben noch befunden hatte, war der Platz leer, als hätte sie sich in Nichts aufgelöst. Stattdessen war sie plötzlich hinter ihrer Angreiferin und nahm sie in einen Klammergriff, aus dem es kein Entrinnen gab. Als sie das spitze Holzstück, das ihr ursprünglich hatte den Tod bringen sollen, an die Kehle ihrer Gefangenen hielt, gab es ein beifallheischendes Gebrüll ringsum: Die meisten ihrer Leute hatten ihr blutiges Handwerk bereits erledigt und waren neugierig gekommen, um zu sehen, was da vor der Back vor sich ging.
    "Wie würde es Euch gefallen, meine Liebe, wenn jetzt die Waffe, die mir den Tod hat bringen sollen, stattdessen Euch den Tod brächte?", zischte Jeannet am Ohr der Gefangengen, die sich verbissen zu befreien versuchte, wenn auch ohne die geringste Aussicht auf Erfolg. "Ihr habt euch leider das falsche Opfer ausgesucht."
    Jeannet stieß die Gefangene von sich, die gegen die Wandung der Back prallte und sich sofort wieder herumwarf.
    "Na, wen haben wir denn da eigentlich? Eine zweibeinige Wildkatze, direkt aus der tiefsten Gosse, wo man anders gar nicht überleben kann?", fragte

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