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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ihre Anführerin zu töten.
    "Verdammte Narren!", schimpfte Jeannet halblaut vor sich hin. Sie wollten ihr ans Leder? Sie hatte sich ein einziges Mal in ihrem Leben verkrochen - nämlich damals, als alle sterben mußten, außer ihr. Später hatte sie sich oft genug gefragt, warum sie nicht besser alles getan hatte, um ebenfalls zu sterben. Dann hätte sie nicht mit diesen schrecklichen Erinnerungen weiterleben müssen.
    Aber diese Zeien waren vorbei.
    Jeannet sprang hinter einem der Aufbauten in Sicherheit, aber nicht, um sich dort zu verkriechen, sondern um empor zu springen, sich am Rand des Aufbaus hochzuziehen, hinaufzuklettern und weiterzuhetzen. Im nächsten Augenblick war sie über den Männern, die sie hatten abknallen wollen und sie jetzt mit drohenden Degen erwarteten allerdings aus der falschen Richtung. Ehe sie ihren Irrtum begriffen, war sie mitten unter ihnen. Noch im Sprung zuckte ihr Degen nieder, um zwei von ihnen zu töten.
    Sie kam auf den rutschigen Planken auf und kauerte sich zusammen zu einem kleinen Bündel Mensch, damit sämtliche gegen sie ausgeführten Hiebe ins Leere gingen. Und dann explodierte sie förmlich, sprang umher wie der sprichwörtliche Derwisch, ließ ihren Degen sprechen mit einer tödlichen Virtuosität, der keiner der Männer gewachsen war. Sie wollten ihre Schläge parieren, starben jedoch, ehe es ihnen gelingen konnte.
    Vor ihr war die Back, der Aufbau auf dem Vorderschiff.
    Sie schrie ihren Kampfschrei und trat gegen die Tür, die in die Back führte. Sie war verschlossen und ließ sich nicht durch einen einzigen Tritt öffnen.
    Doch das war auch gar nicht die Absicht von Jeannet gewesen. Sie wich blitzschnell zur Seite hin aus und schmiegte sich an die Wandung. Keine Sekunde zu früh, denn oben tauchten gleichzeitig zwei Männer auf. In jeder Hand hielten sie eine Pistole. Sie schossen genau dorthin, wo Jeannet sich einen Augenaufschlag zuvor noch befunden hatte. Jeannet ließ ihren Degen nach oben zucken, und einer der beiden röchelte sein Leben aus. Der andere griff blitzartig nach hinten und brachte eine weitere Pistole zum Vorschein. Ehe er jedoch den Abzug betätigen konnte, traf Jeannets Degen auch ihn.
    Sie heftete ihren Blick auf die geschlossene Tür. Jeannet nahm Anlauf und sprang mit beiden Füßen gleichzeitig gegen die Tür.
    Es krachte zwar fürchterlich, aber die stabile Tür blieb verschlossen. Jeannet wandte sich ab und sah nach ihren Leuten.
    Egal, die Kostbarkeit konnte warten. Wenn sie erst mal im Besitz der Galeone waren und alle Getöteten oder Sterbenden im Meer schwammen, damit die Haie sich wieder gründlich sattfressen konnten, war immer noch Zeit genug, die Tür aufzubrechen.
    Schon wollte sie sich endgültig abwenden, als sie trotz des Kampfgetümmels mit ihren empfindlichen Ohren deutlich ein lautes Wimmern vernahm.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen und wandte sich erneut der Tür zu. Das war von dort drinnen gekommen, ganz eindeutig!
    Wer befand sich dort?
    "Hilfe! So helft mir doch!" hörte sie jetzt den verzweifelten Ruf in schlechtem Englisch, gefärbt mit starkem spanischem Akzent.
    "Siehe da", murmelte Jeannet unwillkürlich. Dann ist diese behütete Kostbarkeit ganz schön lebendig und außerdem von spanischem Geblüt!, schoss es ihr durch den Kopf. Waren das doch nicht nur arme Aussiedler, die man auf dem Handelsschiff der Spanier abgeschlachtet hatte? Aber was tat denn eine Frau auf jenem Schiff, die kostbar genug erschien, um sie als Gefangene mitzunehmen?
    Dass es sich um eine Frau handelte, war an der Stimme zu hören, aber Jeannet zügelte vorerst ihre Neugierde, um ihren Leuten zu Hilfe zu eilen, sofern diese überhaupt noch ihrer Hilfe bedurften. Sie lief von der Tür fort, um den restlichen Verteidigern der Galeone wie ein wütender Berserker in den Rücken zu fallen.
    Bevor diese überhaupt begriffen, dass jetzt die tödliche Gefahr auch aus einer ganz anderen Richtung drohte, waren sie bereits durch ihre Hand gestorben.
    Achtlos stiegen die Piraten über ihre Leichen, auf der Suche nach weiteren Überlebenden der Besatzung. Sie würden das gesamte Schiff durchsuchen, damit ihnen auch ja kein einziger entkam. Erst wenn dieses blutige Geschäft erledigt war, würden sie sich daran machen, die Ladung zu sichten und zu überlegen, wie man sie am besten in den eigenen Besitz brachte. Vielleicht würden sie auch am Ende versuchen, die Galeone ins Schlepptau zu nehmen, falls man sie nicht notdürftig manövrierfähig machen

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