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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hatte es ihn enorm gestört, von einer Frau befehligt zu werden, doch Jeannet hatte ihm oft genug bewiesen, dass sie der beste Kapitän war, den man sich auf einem Piratenschiff denken konnte. Sein Unbehagen war allmählich der Bewunderung gewichen - und am Ende in echte Verehrung gemündet. Darum legte er meist auch Wert auf die förmliche Anrede zwischen ihnen beiden. Damit bewies er Jeannet den Respekt, der ihr gebührte, wie er es während seiner Karriere zum Marschall gelernt hatte. Andererseits schien es Jeannet nicht schlecht zu gefallen, mit ein wenig höfischer Etikette das ansonsten von ihr gehasste Gebahren in Fürstenhäusern oder gar am Hofe gewissermaßen zu persiflieren. So hatten beide Gefallen daran, wenngleich aus recht unterschiedlichen, um nicht zu sagen gegensätzlichen Motiven heraus.
    "Noch nicht einmal eine Woche, dann haben wir unser sicheres Versteck erreicht", lenkte der Marschall vom Thema ab. Sogleich schweiften die Gedanken von Jeannet ab zu eben jenem Versteck. Sie nannte es New Antikythera, nach einer kleinen, einsamen und darum recht unbedeutenden griechischen Mittelmeerinsel im Besitz des türkischen Sultans. Da sie noch nie persönlich im Mittelmeer gewesen war, kannte sie die Insel leider nur vom Hörensagen. Aber sie hatten eines Tages ein Handelsschiff gekapert mit einem bedeutenden Gelehrten seiner Zeit an Bord. Dieser war gerade aus dem Mittelmeer zurückgekehrt und wollte zur Königin in London, um ihr eine wichtige Entdeckung mitzuteilen: Ausgerechnet auf Antikythera hatte er rein zufällig die Überreste einer uralten Siedlung entdeckt. Der Ortskern war eingefaßt gewesen von einer fast acht Fuß hohen Mauer, darin untergebracht waren Geschosse, Schleudern, Pfeile und Speere und zwar in einer solchen Menge, dass dies nur einen Schluss zugelassen hatte, seiner Meinung nach: Dies war eindeutig eine ehemalige
    Piratensiedlung!
    Der Gelehrte war für Jeannet eine sehr wichtige Begegnung gewesen. Darum hatte sie ihn natürlich nicht nach London zurückkehren lassen wollen, sondern behielt ihn lieber als Gefangenen, von dem sie noch sehr viel mehr zu lernen gedachte. Eines Tages hatte er versucht, sie hinterrücks niederzustechen, um vielleicht so der von ihm gehassten Gefangenschaft zu entrinnen. Jeannet hatte sich gewehrt - und dabei war der Gelehrte unglücklicherweise zu Tode gekommen.
    Trotzdem hatte sie ihr Piratenversteck auf einer der unbedeutenden, weil vorgelagerten Kanalinseln in englischem Besitz genau mit jenem Namen bedacht wie die griechische Insel. Jetzt würde zwar niemand auf der Welt vorerst von dieser Siedlung dort erfahren, aber irgendwann würde man sie wiederentdecken, wenn vielleicht auch erst in Hunderten von Jahren. Da war Jeannet sich ziemlich sicher. Ansonsten interessierte es sie nicht als ihre eigene Angelegenheit.
    Hätten wir nur schon unser eigenes Antikythera erreicht!, dachte sie nach wie vor pessimistisch, obwohl sie es sich jetzt nicht mehr anmerken ließ.
    *
    Ein schriller Laut ertönte oben im Ausguck, war praktisch bis in jeden Winkel des Schiffes hörbar und ließ Lord Donald Cooper
    zusammenfahren, denn er wusste sogleich: Es war soweit!
    Er sprang vom Kartentisch weg, über den er sich gerade erst hatte beugen wollen, um mal wieder ihre Position zu überprüfen, und lief zur Tür. Diese öffnete sich bereits, ehe er sie erreicht hatte. Sein Erster Offizier gab sich gewohnt unterkühlt, obwohl Lord Cooper ihm an den Augen ansehen konnte, dass er in Wirklichkeit ziemlich aufgeregt war. Sie hatten tagelang gewartet. Die Zeit war so zäh geflossen wie flüssiges Blei, und manchmal war sie sogar erstarrt erschienen, wie Blei, das zuviel Temperatur verloren hatte und erst wieder angeheizt werden mußte.
    Und jetzt war es wirklich soweit? Jetzt war die Wartezeit beendet?
    Hoffentlich handelt es sich nicht um das falsche Schiff!, dachte Lord Cooper in einem leichten Anflug von Skepsis. Dann stürmte er mit seinem Ersten hinaus.
    "Greift in die Riemen!", brüllte er. "Pullt um euer Leben. Wenn ich nur eine einzige Hand sehe, die danach nicht blutet, lasse ich sie abhacken!" Die Ruderer nahmen das durchaus ernst. Sie gingen die Ruder an, als würde es tatsächlich gelten, ihr Leben zu retten.
    "Der Wind steht günstig, und mit der Unterstützung der Ruder sind wir so schnell wie noch nie zuvor ein Schiff auf dieser Welt!", sagte der Erste enthusiastisch.
    In der Tat war die SWORD FISH eine Neuentwicklung.
    Ein Schiff, wie es zuvor noch keins

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