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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Jeannet und schürzte die Lippen. "Nein, einige Tatsachen sprechen dagegen: Ihre gute Kleidung zum Beispiel. Außerdem wäre sie dann nicht so wertvoll, dass man sie gleich mit mehreren Wachen beschützen würde, die sogar bereit waren, für ihren Schutz das eigene Leben zu opfern."
    Sie erhob ihre Stimme und rief ihren Leuten zu, ohne die Gefangene aus den Augen zu lassen: "Kann mir jemand sagen, wen wir da haben?
    Ich glaube kaum, dass sie uns das selbst mitteilen will."
    "Nach dem kostbaren, wenn auch etwas ramponierten Kleid zu urteilen handelt es sich um eine feine Dame!", meldete sich Ben Rider zu Wort.
    "Du Abschaum!", zischte die Gefangene.
    Alle lachten, auch Jeannet. "Ihr bezeichnet uns als Abschaum?", fragte sie. "Dann könnt Ihr nur eine Adelige sein, die selbst angesichts des sicheren Todes ihren dummen Hochmut nicht verliert. Mit Verlaub: Wer hier nett zu sein hat, das seid Ihr, Gnädigste, denn Ihr seid eindeutig im Nachteil. Aber sicher reicht Euer Verstand nicht aus, dies zu begreifen." Die Gefangene hob das Kinn.
    "Oder mein Stolz ist groß genug, um alles zu ertragen, eben auch den Tod, ehe ich vor Abschaum zu Kreuze krieche."
    Jeannet schürzte mal wieder die Lippen, als müßte sie scharf nachdenken. Da trat Marschall Ben Rider neben sie und sagte wie beiläufig: "Sie ist die Tochter des Königs - eine seiner Töcher zumindest!"
    "Des Königs?", echote jemand verblüfft.
    "Des Königs von Spanien gar?", wunderte sich Jeannet. Sie tippte darauf wegen dem in ihren Ohren fürchterlichen Akzent der Gefangenen. Und dann fügte sie hinzu: "Was suchte die Tochter von Philipp II. auf einem Schiff mit armen Aussiedlern?"
    "Sie ist ziemlich widerspenstig", stellte Ben Rider fest. "Das war sie schon immer. Trotzdem ist sie die Lieblingstochter des spanischen Königs. Ich habe sie damals gesehen, in London, bei einem Staatsempfang."
    Jeannet lächelte.
    "Als du am Hof noch wohlgelitten warst, Ben!"
    "Ja. Manchmal erscheint mir das wie eine Erinnerung aus einem anderen Leben. Aber so war es. Ich erinnere mich ganz genau an diese Frau! Sie ist wahrlich dam Rang einer Prinzessin in keiner Weise würdig, obwohl sich die Höflinge emsig um sie bemüht haben, wie ich weiß. Zwar ist sie seit damals um einige Jahre älter geworden, doch um keinen Deut klüger. Mit anderen Worten: Sie hat absolut nichts dazugelernt."
    "Bist du die Thronfolgerin?", fragte Jeannet an die Gefangene gewandt.
    Sie gab keine Antwort.
    "Sie ist keine Thronfolgerin!", erklärte Rider statt ihrer. "Aber ich denke, ihr Vater wird dennoch alles tun, seine Tochter wiederzufinden. Mehr noch: Er wird ein saftiges Sümmchen spendieren, damit ihm das auch gelingt. Kein Wunder war dann diese bevorzugte Behandlung. Offensichtlich wusste der Kapitän der Galeone, wen ihm da der Zufall in die Hände gespielt hat." Jeannet erhob wieder ihre Stimme. "Ist noch was von diesem Kapitän übrig, was man befragen könnte?"
    "Nur noch der Kopf, leider", rief einer rau. "Doch der bleibt konsequent stumm, wie ich mich soeben überzeugen konnte."
    "Na, dann wirf ihn doch einfach über Bord."
    "Aye, Kapitän!"
    "Kapitän?", wunderte sich jetzt ihre königliche Gefangene. Jeannet deutete eine spöttische Verbeugung an.
    "Gestatten: Jeannet WITCH, Kapitän der WITCH BURNING und Anführerin dieser wilden und blutrünstigen Horde." Sie zog ihre Kopfbedeckung und ließ ihren flammenden Rotschopf ins Freie.
    "Allerdings nicht zu Euren Diensten, Mylady, zu meinem äußersten Bedauern."
    "Eine - eine Frau!"
    "Gefürchtet wie keine sonst auf dieser Welt!", bestätigte Jeannet sarkastisch.
    Der Blick der Gefangenen wanderte weiter zu Marschall Ben Rider.
    "Und einen Lakaien an der Seite, der schon mal... bei Hofe gewesen war? Als was eigentlich? Als Lakai - damals schon?" Ben Rider lachte nur. Auch er deutete eine höfische Verbeugung an, allerdings wesentlich gekonnter als Jeannet. Schließlich hatte er jahrelang Gelegenheit gehabt, die höfische Vorstellung einzuüben.
    "Marschall Ben Rider, auch nicht zu Euren Diensten, Mylady."
    "Marschall?"
    "Na, streng genommen hat mich die Königin dieses Ranges und des damit verbundenen Kommandos enthoben, aber bitte nicht weitersagen, denn das wäre mir... ein wenig peinlich."
    Allgemeines Gelächter aus rauen Männerkehlen.
    "Na, wie ist es jetzt mit der Nettigkeit?", erkundigte sich Jeannet.
    "Schließlich müssen wir eine Weile miteinander auskommen. Ich verspreche, Euch kein Haar zu krümmen. Voraussetzung dafür ist aber Euer

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