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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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diplomatisch Eindruck machen könnten. Ein Umstand, der den offenen Konflikt zwischen Spanien und England um Jahre hinauszögern könnte."
    "Ha, Rider! Man merkt, aus welchem Stall Ihr kommt! Ihr seid ein Höfling und mit den Intrigen des Adels vertraut!"
    "Fürwahr."
    "Dennoch ist Euer Vorschlag Unsinn."
    "So? Warum lassen wir es nicht darauf ankommen?" Jeannet winkte ab. "Um anschließend von denen gefangengenommen und massakriert zu werden? Einmal abgesehen davon: Wie wollen wir denen das klar machen, wenn sie uns einfach zu Klump schießen? Wir könnten ihnen Zeichen geben, wie wir wollen. Sie brauchen sie ja bloß
    zu ignorieren..."
    "Sollen wir es nicht dennoch zumindest versuchen?"
    "Also gut, Marschall, ich höre auf Euren Rat. Schließlich seid Ihr ein gewiefter Kriegsstratege, sonst wärt ihr niemals Marschall geworden." Sie erhob ihre Stimme und brüllte ihre Leute an: "An die Kanonen! Und wetzt die Messer. Geht in Gefechtsposition. Wartet meine weiteren Befehle ab. Und die drei Besten mit Signalflaggen will ich hier auf der Kommandobrücke sehen!"
    Ihren Befehlen wurde blind gehorcht. Eine Minute später kamen die drei angeforderten Männer mit ihren Signalfahnen.
    "Haltet euch bereit, bis der Angreifer in Reichweite ist!", befahl sie ihnen. "Dann signalisiert denen, dass sie nicht schießen sollen, um die Tochter des spanischen Königs nicht zu gefährden, die unsere Gefangene ist."
    "Das Leben der Prinzessin gegen unser eigenes?", erkundigte sich Ben Rider wenig überzeugt.
    "Es war Euer Vorschlag, mein Lieber. Schon vergessen? Und inzwischen finde ich diesen Vorschlag nicht nur gut, sondern sogar sehr gut!"
    Hoffentlich ist er das auch wirklich!, dachte Ben Rider stirnrunzelnd. Sicher war er sich jetzt keineswegs mehr, aber eine Alternative zu diesem Vorgehen konnte er auch nicht erkennen.
    Es ging jahrelang gut, dachte er weiter. Jeannet war die ungekrönte Königin der Meere - und wir ihr Hofstaat. Wie sie es der Prinzessin gegenüber schon gesagt hat. Doch jede Königin muß damit rechnen, eines Tages abdanken zu müssen. Ist für Jeannet dieser Tag nun gekommen? Sind wir jetzt alle... wirklich am Ende?
    Darauf gab es keine Antwort. Noch nicht!
    "Die werden sich wundern, dass wir das Flaggenalphabet der Flotte so gut kennen - und ich hoffe inbrünstig, dass sie überhaupt verstehen und begreifen, um was es geht", murmelte er vor sich hin. Jeannet hörte und verstand es deutlich genug: "Das ist nicht wirklich ein Problem, mein Lieber: Im Zweifelsfall werde ich überwechseln und sie verbal überzeugen!"
    "Nein!", entfuhr es Rider.

"Doch!", beharrte Jeannet.
    Rider atmete schwer.
    "Ihr seid der Kapitän."
    "Vergesst das nicht, Marschall!"
    *
    Die heranschießende Kriegsgaleone unter dem Kommando von Lord Cooper drehte rechtzeitig bei, um einen Rammkurs zu vermeiden.
    "Dwars!", befahl der Lord, und seine Leute hatten eigentlich schon darauf gewartet: Entgegen der Annahme aller dachte die Fregatte gar nicht daran, die Flucht zu ergreifen. Sie waren bereits in Gefechtsposition. Wenn sie jetzt nicht ihre eigenen Kanonen in Position brachten, kassierten sie unweigerlich die ersten Treffer, ehe sie sich überhaupt zur Wehr setzen konnten.
    Das große Schiff bewies, dass es dennoch außerordentlich manövrierfähig war. Es glitt in Gefechtsposition und hatte die Fregatte gleichzeitig in Reichweite seiner Kanonen. Da es mit Sicherheit schwerer bestückt war, bildete die Fregatte bei diesem Abstand noch keine echte Gefahr für Schiff und Besatzung. Andererseits hätten sie jetzt schon die Fregatte mit wenigen gezielten Schüssen versenken können.
    Keine Pattsituation also, sondern ganz klar die Position der Überlegenheit auf Seiten der englischen Kriegsgaleone.
    "Die haben Signalleute an Bord!", rief in diesem Augenblick jemand.
    "Wie bitte?", wunderte sich der Lord unkonventionell. Aber er fing sich rasch: "Was signalisieren sie denn?"
    "Sie geben auf. Sie wollen keinen Kampf. Wertvolle Fracht oder so ähnlich..."
    "Was ist nun: Können die nicht richtig signalisieren oder hapert es auf diesem Schiff am Lesen?"
    "Mit Verlaub, Eure Lordschaft, aber bei dieser Entfernung..."
    "Wir werden den Teufel tun und näher herangehen."
    "Sollen wir etwas erwidern, Mylord?"
    "Nein!" Dieser Befehl war eindeutig.
    Hinter der gerunzelten Stirn des Lords jagten sich die Gedanken. Er vermutete eine besondere Finte. Aber was steckte dahinter? Was hatten die Piraten wirklich vor? Besaßen die noch einen Trumpf, von dem sie

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