Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
gegeben hatte!
Sie war schneller als man es vordem jemals für möglich gehalten hätte, und konnte noch segeln, wenn aus dem Wind längst ein laues Lüftchen geworden war. Trotz ihrer beeindruckenden Größe. Dafür hatte sie ja auch fünf vollgetakelte Masten.
Ihre ungewöhnliche Schnelligkeit einerseits barg andererseits allerdings enorme Nachteile: Sie hatte kaum Laderaum übrig, brauchte zuviel Besatzung und konnte allein deshalb keine großen Distanzen überbrücken: Die Mannschaft wäre unterwegs verhungert und verdurstet. Auch für den Krieg war sie eher unzulänglich gerüstet. Sie konnte zwar jedes denkbare Kriegsschiff überfallen, locker besiegen und versenken, doch danach besaß sie nicht mehr genügend Munition, um dem nächsten Angriff widerstehen zu können. Geschweige denn, dass sie in der Lage gewesen wäre, eine nennenswerte Beute als Ladung mit an Bord zu nehmen...
Dieses Schiff mit all seinen Mängeln einerseits und seinen Vorteilen andererseits war eigentlich nur für eines geeignet: Das gefürchtete Piratenschiff aufzubringen! Ansonsten war Lord Cooper sicher, dass man kein zweites Schiff in dieser Art mehr bauen würde. Man würde aus den Vorteilen zwar reichlich lernen können - genauso wie aus den Nachteilen -, doch jede weitere Entwicklung sollte schon eine Verbesserung auf ganzer Linie sein. Eine solche Spezialisierung rechnete sich nicht für die Flotte und taugte höchstens zu Studienzwecken. Es war jedenfalls kein Konzept auf Dauer.
Im Moment erfüllt es dennoch seinen Zweck!, wünschte sich Lord Cooper grimmig und nahm seinen Platz auf der Kommandobrücke ein. Das Schiff beschleunigte sozusagen aus dem Stand heraus. Es segelte voll vor dem Wind. Die Seeleute hatten das Kunststück fertiggebracht, innerhalb von einer Minute die wichtigsten Segel zu setzen, und nun folgte der Rest, begleitet von gegenseitigen Zurufen. Sie gingen so geschickt vor, als wären sie Artisten und keine normalen Seeleute. Die besten, die ich für diese Aufgabe kriegen konnte!, gratulierte sich Cooper im stillen.
Auch die Kanonen wurden gefechtsklar gemacht. Obwohl sie nur die leichteren Geschütze auf dem Vorderdeck benötigen würden, wie Donald Cooper vermutete, denn er konnte sich nicht vorstellen, daß sich die Piraten zum Kampf zu stellen wagten. Nein, sie würden die Flucht versuchen und es wäre für sie eine Kleinigkeit, das Piratenschiff einzuholen und mit den Geschützen auf dem Vorderdeck
manövrierunfähig zu schießen, ehe die überhaupt begriffen, wie ihnen geschah.
Leider sollen wir das Schiff nicht mit Mann und Maus versenken, sondern die Besatzung gefangennehmen und danach gewissermaßen umdrehen, dachte er zerknirscht. Wenn das nicht gelingt, bin ich des Todes. Die Worte meiner Königin waren deutlich genug... Er schob angriffslustig das Kinn vor, wie um sich selber damit Mut zu machen. Sein Erster Offizier schaute ihn dabei merkwürdig von der Seite an. Er ahnte ja noch nicht einmal, dass sein Lord längst ein Todeskandidat war - egal, ob sie die Piraten nun besiegten oder nicht.
"He, die haben eine Galeone im Schlepptau! Seht doch!", rief jemand, und Lord Donald Cooper sah. Aber er konnte auch erkennen, dass die sich verzweifelt bemühten, die Taue zu kappen, um anschließend die Flucht anzutreten.
"Sie haben keine Chance", murmelte er wie zu sich selber. "Das wissen sie nur noch nicht."
"Aber sie werden es bald erkennen", meinte sein Erster. "Für sie steht der Wind weitaus ungünstiger. Außerdem gibt es eine Meeresströmung, die sie direkt auf uns zutreibt. Wenn sie die Galeone los sind, müssen sie im Bogen um die Galeone herumsegeln, um vor uns fliehen zu können."
"Das würde zuviel Zeit beanspruchen. Deshalb werden sie in die Riemen greifen und um ihr Leben rudern", widersprach Lord Cooper.
"Egal, auch dann werden sie viel zu langsam sein. Wir werden uns bereits in Schussweite befinden, ehe die überhaupt erst richtig auf Fahrt kommen. Und dann rasieren wir ihnen das Heck ab."
"Wir werden niemanden töten, sofern es sich vermeiden lässt!", sagte Lord Donald Cooper klar und deutlich und ließ damit erst die sprichwörtliche Katze aus dem Sack, denn bislang waren alle an Bord davon ausgegangen, das Piratenschiff sollte nur aufgebracht und versenkt werden.
Und es handelte sich eindeutig um ein Piratenschiff: Es war komplett schwarz überpinselt und besaß keine Fahne. Jedenfalls war im Moment keine gehisst.
"Aber wieso...?"
"Dies ist ein Befehl, und dem hat jeder Folge
Weitere Kostenlose Bücher