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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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würde sie noch viel mehr schmerzen. Es sei denn, sie änderten ihre Meinung doch noch und kamen noch einmal zurück. Sie könnten alle Schmerzen mit einem Schlag beenden, und das für immer.
    Das brachte ihn auf die Beine. Er rollte vornüber und zog die Knie an seinen ehemaligen Bauch. Dann ruhte er einen Augenblick aus, die linke Wange fest ins Gras gepreßt, den Hintern steil in der Luft, während ihn eine Woge von Übelkeit überspülte. Fast wäre er ohnmächtig geworden. Als es vorüber war, gelang es ihm, auf die Füße zu kommen und in die Richtung zu stolpern, in der sein Wagen stand. Zweimal fiel er hin. Beim zweitenmal dachte er schon, es wäre unmöglich, daß er jemals wieder aufstehen würde. Aber irgendwie – hauptsächlich, indem er an Linda dachte, die jetzt wohl ruhig und unschuldig in ihrem Bett schlief – schaffte er es dann doch. Jetzt spürte er das Brennen in seiner Hand. Ein rotes, heißes Brennen, das sich über seinen Unterarm zum Ellenbogen ausbreitete. 
    Eine Ewigkeit später hatte er den Mietwagen erreicht und fummelte nach dem Schlüssel. Er hatte ihn in die linke Tasche gesteckt, so daß er jetzt mit der Rechten quer über seinen Unterleib langen mußte, um an ihn heranzukommen.
    Er startete den Wagen und blieb dann einen Moment ruhig sitzen. Seine blutende Hand lag mit der Innenfläche nach oben auf seinem linken Oberschenkel wie ein toter Vogel. Er blickte auf den Kreis von Last- und Campingwagen hinunter, auf das flackernde Feuer. Ein uraltes Lied fiel ihm ein: Um das Feuer ein Tanz, nach einer Zigeunermelodie; es hat verzaubert mich ganz, deine Bewegung, du Süße, wie nie ...
    Langsam hob er die linke Hand vor seine Augen. Durch das runde Loch in der Mitte fiel geisterhaftes grünes Licht vom Armaturenbrett.
    Ja, wirklich, sie hat mich verzaubert, dachte er und fuhr los.
    Mit beinahe klinischer Ungerührtheit fragte er sich, ob er es wohl bis zum Frenchman's Bay Motel schaffen würde.
    Irgendwie klappte es.

20. Kapitel: 118
    »William? Was ist los?«
    Ginellis Stimme, die zuerst ganz verschlafen und beinahe wütend geklungen hatte, war plötzlich hellwach und besorgt. Billy hatte seine Privatnummer unter der von den Three Brothers in seinem Adreßbuch gefunden. Er hatte einfach gewählt, ohne sich viel davon zu erhoffen, fast sicher, daß sie im Laufe der Jahre irgendwann mal ausgetauscht worden wäre.
    Seine linke Hand lag mit einem Taschentuch umwickelt in seinem Schoß. Sie hatte sich in eine Art Radiosender verwandelt, der jetzt pausenlos fünfzigtausend Watt Schmerzsignale pro Sekunde ausstrahlte – bei der geringsen Armbe-wegung war die Hölle los. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Und immer wieder tauchten Kreuzigungsvisionen vor ihm auf.
    »Es tut mir leid, daß ich dich in deiner Wohnung störe, Richard«, sagte er. »Und das noch so spät.«
    »Ach, Scheiß drauf, was ist passiert?«
    »Tja, also das Wichtigste ist im Augenblick, daß man mir durch die Hand geschossen hat. Mit einer...« Er bewegte sich unruhig, die Hand brannte lodernd, seine Lippen verzerrten sich. »... mit einer Stahlkugel.«
    Schweigen am anderen Ende.
    »Ich weiß, wie blöde das klingt; aber es ist wahr. Die Frau hat mit einer Schleuder geschossen.«
    »Jesus! Was...?« Eine Frauenstimme im Hintergrund. Ginelli redete kurz auf italienisch mit ihr und kam dann wieder an den Hörer. »Und das ist kein Scherz, William? Dir hat tatsächlich so eine Hure mit einer Schleuder eine Stahlkugel durch die Hand geschossen?«
    »Ich rufe normalerweise keine Leute um ...« Er sah auf seine Uhr und wurde wieder vom Schmerz geschüttelt. »... um drei Uhr in der Frühe an, um ihnen Witze zu erzählen.
    Ich habe die letzten drei Stunden hier gesessen und gehofft, daß ich es bis zu einer menschlicheren Uhrzeit aushalte. Aber die Schmerzen ...« Er lachte. Verletzt. Hilflos. Verwirrt. »Die Schmerzen sind sehr, sehr schlimm.«
    »Hat das mit der Sache zu tun, wegen der du mich schon mal angerufen hast?«
    »Ja.«
    »Waren es die Zigeuner?«
    »Ja. Richard...«
    »Ja? Na, dann, kann ich dir eins versprechen. Nach dieser Sache werden sie mit dir keine Fisimatenten mehr machen.«
    »Richard. Ich kann nicht allein zum Arzt gehen und ich bin ... ich habe starke Schmerzen.« Billy Halleck, großer Meister im Untertreiben. »Kannst du mir etwas schicken? Vielleicht mit dem Bundesexpress? Irgendein schmerzstillendes Mittel?«
    »Wo bist du?«
    Billy zögerte einen kurzen Augenblick. Dann schüttelte er den

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