Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ist,-wie Sie sagen. Die Wunde sollte gut verheilen. Ohne Komplikationen.« Er holte ein Desinfektionsmittel, Gaze-streifen und eine elastische Bandage aus seinem Koffer. »Ich werde sie jetzt zustopfen und danach verbinden. Das Zustopfen wird brennen wie die Hölle, aber glauben Sie mir, auf lange Sicht werden Sie noch viel schlimmere Schmerzen bekommen, wenn ich sie offen lasse.« 
    Er warf Billy wieder einen prüfenden Blick zu - nicht so sehr den mitfühlenden Blick eines Doktors, dachte Billy, eher den kalten, abschätzigen eines Engelmachers. »Die Hand wird nur das geringste Ihrer Probleme sein, wenn Sie nicht wieder zu essen anfangen.«
    Billy sagte nichts.
    Fander hielt seine Augen noch einen Moment fest und fing dann an, die Wunde zu behandeln. Ab diesem Punkt war das Sprechen für Billy sowieso unmöglich. Sein Schmerzsender war mit einem Schlag von fünfzigtausend Watt pro Sekunde auf zweihundertfünfzigtausend hochgeschnellt. Er schloß die Augen, biß die Zähne zusammen und wartete darauf, daß es vorbei wäre.
    Schließlich war es geschafft. Er saß mit der pochenden, frisch verbundenen Hand im Schoß und sah zu, wie Fander noch einmal in seinem Koffer wühlte.
    »Mal alle anderen Betrachtungen beiseite lassend, muß ich sagen, daß Ihre radikale Abmagerung uns einige ernsthafte Probleme bereitet, wenn's darum geht, etwas gegen Ihre Schmerzen zu unternehmen. Sie spüren schon jetzt ein größeres Maß an Beschwerden, als es der Fall wäre, wenn Sie Ihr normales Gewicht hätten. Leider kann ich Ihnen kein Darvon oder Darvocet geben, denn beides könnte Sie sofort in ein Koma stürzen oder zumindest schlimme Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Wieviel wiegen Sie, Mr. Halleck? Hundertfünfundzwanzig?«
    »So ungefähr«, murmelte Billy. Im Bad stand eine Waage, und er hatte sich, kurz bevor er zu den Zigeunern gefahren war, noch einmal drauf gestellt. Das war wohl seine ganz private Art von Wettkampf geworden. Die Nadel war genau auf 118 stehen geblieben. Das anstrengende Herumlaufen in der heißen Sonne hatte die Sache ungemein beschleunigt.
    Fander nickte und machte ein mißbilligendes Gesicht.
    »Ich werde Ihnen ziemlich starkes Empirin geben. Sie nehmen davon nur eine einzige Tablette. Wenn Sie innerhalb von einer halben Stunde noch nicht eingeschlafen sind, und nur wenn die Hand dann ganz fürchterlich weh tut, nehmen Sie noch eine halbe. Die nächsten drei, vier Tage machen Sie so weiter.« Er schüttelte den Kopf. »Da bin ich nun sechshundert Meilen hier rauf geflogen, um einem Mann eine Flasche Empirin zu verpassen. Kaum zu glauben. Das Leben ist manchmal schon pervers. Aber in Anbetracht Ihres Gewichts ist sogar Empirin schon gefährlich. Sie sollten Baby-Aspirin nehmen.«
    Fander kramte ein weiteres Fläschchen aus seinem Landarztkoffer hervor. Dieses hatte keine Aufschrift.
    »Aureomycin«, erklärte er. »Nehmen Sie alle sechs Stunden eine. Aber – merken Sie sich dies gut, Mr. Halleck –, sobald Sie anfangen, Durchfall zu bekommen, hören Sie sofort mit den Antibiotika auf! In Ihrem Zustand wird eine Diarrhoe Sie viel eher umbringen als die Infektion an Ihrer Hand.«
    Er klappte den Koffer zu und stand auf.
    »Und noch ein Rat, der nichts mit Ihren Abenteuern auf dem Lande hier zu tun hat. Besorgen Sie sich so bald wie möglich Kalziumtabletten und nehmen Sie täglich zwei davon – eine, wenn Sie aufstehen und eine, wenn Sie zu Bett gehen.
    Sie kriegen sie in jedem Drugstore.«
    »Wozu?«
    »Wenn Sie weiterhin so abnehmen, werden Sie sehr bald Herzrhythmusstörungen bekommen, egal, ob Sie Darvon oder andere Drogen nehmen oder nicht. Das kommt von dem radikalen Kaliumabbau in Ihrem Körper. Es könnte sogar das sein, woran Karen Carpenter gestorben ist. Guten Tag, Mr. Halleck.«
    Fander öffnete die Tür und ließ das erste milde Tageslicht herein. Einen Augenblick lang blieb er stehen und lauschte auf die Brandung des Ozeans, die in der morgendlichen Stille deutlich zu hören war.
    »Sie sollten wirklich mit Ihrem Hungerstreik - oder was immer es auch sein mag - aufhören, Mr. Halleck«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »In vielerlei Hinsicht ist die Welt nichts als ein Haufen Mist. Aber sie kann auch ganz schön sein.«
    Er ging zu einem blauen Chevrolet hinüber, der an der Seite des Motels parkte, und stieg hinten ein. Der Wagen fuhr los.
    »Ich versuche ja die ganze Zeit, damit aufzuhören«, rief Billy dem wegfahrenden Wagen nach. »Ich tue ja nichts anderes.«
    Er schloß die

Weitere Kostenlose Bücher