Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
bewacht er die goldenen Äpfel der Hera. Andere sagen, es handelt sich um die Schlange, die Eva in Versuchung geführt hat.«
»Huch. Wie interessant. Was hältst du von … Ren! Hast du das gesehen?«
»Was gesehen?«
»Da! Das Draco-Sternbild. Irgendetwas bewegt sich.«
Er spähte zum Nachthimmel, doch einen Moment lang rührte es sich nicht. Ich wollte gerade eingestehen, dass wohl meine Fantasie mit mir durchgegangen war, da bemerkte ich, wie mehrere Sterne blinkten. Sie begannen zu schweben und sich zu krümmen, waren deformiert und blähten sich auf.
Ren erhob sich. »Ich sehe es auch. Kishan? Beschütz Kelsey. Ich bin gleich zurück.« Im nächsten Moment sprang er vom Rand des Dachs, während ich dem Göttlichen Tuch befahl, die Kissen wegzuräumen, und der Goldenen Frucht, die Schüsseln und Flaschen zu entsorgen. Kishan und ich stellten uns in der Kampfstellung auf, die er mir beigebracht hatte. Ich war bereit, wenn nötig meinen Blitz einzusetzen. Kishan zog die Chakram .
Ein wellenförmiger schwarzer Umriss kam auf uns zu. Er verzerrte die Nacht, als wäre der Himmel die Unterseite einer Decke, und etwas Großes rollte darüber. Die Sterne beulten sich aus und zitterten, während die Gestalt an ihnen vorbeischoss.
Ich spürte eine Hand an meinem Arm. Ren hatte sich mit dem Dreizack auf der anderen Seite von mir in Position gebracht. Wir drehten uns, während der Umriss über uns kreiste, ließen ihn nicht aus den Augen. Auf einmal schien sich der Himmel aufzublähen und zu reißen, und ein dunkler Schatten zwängte sich durch den Spalt.
Ein Kopf erschien, gefolgt von einem langen, gewundenen Körper, der sich in der Luft wie ein Papierdrache drehte und zwirbelte. Dann zog er langsame, geruhsame Kreise, tauchte immer tiefer und tiefer, bis wir genau erkannten, worum es sich handelte – einen echten Drachen. Aber das war nicht die Art Drache, die ich aus Filmen kannte. Er ähnelte einer Schlange, hatte keine Flügel, sondern glitt durch die Luft wie eine Klapperschlange über den Sand. Das war definitiv nicht der Drache des heiligen Georg.
Feuchte Luftwirbel peitschten gegen uns, und eine tiefe Stille breitete sich aus, als wären unsere Ohren mit Watte verstopft. Das Meer hatte sich beruhigt. Auf seiner dunklen Oberfläche spiegelte sich das Licht der Sterne, sodass es aussah, als stünden wir mitten im Weltall. Der Drache näherte sich. Sein Bauch war schwarz, doch seine Oberseite bedeckten zinnoberrote Schlieren, und er schien von innen heraus mit einem roten Licht zu glühen, das schwach vom schwarzen Wasser reflektiert wurde.
Sein Kopf hatte die Größe eines VW-Käfer. Lange, schwarz-rote Ranken hingen von seinen bärtigen schwarzen Wangen. Während er am Himmel flog, scharrten seine vier vergleichsweise kurzen, mit Krallen bewehrten Beine durch die Luft. Der Körper bewegte sich auf uns zu, und die Luftwirbel, die er vor sich herschob, krachten wie Wellen gegen das Schiff. Der Drache zog einen weiteren Kreis um die Jacht. Diesmal war er nah genug, dass sich sein gesamter Körper um das Schiff legte. Schimmernde Schuppen in der Größe von Esstellern bedeckten seinen Körper und funkelten im Licht der Sterne. Sein Kopf schoss herbei. Wir standen dem roten Drachen, dessen Kopf auf und ab wippte, genau gegenüber.
Riesige Nasenlöcher bliesen uns kalte Luft entgegen, während ein großes Auge mit langen Wimpern blinzelte und uns anstarrte. Nachdenklich begutachtete uns eine rote Iris mit schwarzer Pupille. Ich trat einen Schritt vor und spähte in das helle Auge. In der Mitte schimmerte es, als wäre ein Stern darin gefangen.
»Komm zurück, Kelsey«, warnte Kishan leise.
Ich wich zurück, als beide, er und Ren, einen Schritt nach vorne machten und ihre Körper leicht zu mir drehten, um mich vor einem eventuellen Angriff zu schützen. Der Drache schüttelte den Kopf, und sein mächtiger schwarzer Bart baumelte hin und her. Sein riesiges Maul öffnete sich, und eine lange rote Zunge rollte heraus, als würde sie die Luft nach Gerüchen abtasten, bevor sie wieder in dem klaffenden Maul mit den großen Zahnreihen verschwand.
Das Boot kippte auf einmal zur einen Seite, dann zur anderen. Kishan und Ren standen ungerührt da und stützten mich, während das Schiff schwankte. Ich drehte mich rasch um und sah, dass der Drache seinen langen Körper um das Oberdeck der Jacht geschlungen hatte. Ren und Kishan ließen den Drachen keine Sekunde aus den Augen. Das Wesen schauderte beinahe anmutig, und
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