Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
war schulterlang und grau, sein Oberkopf kahl. Eine knollige Nase saß über einer so schmalen Oberlippe, dass sie fast als nicht existent bezeichnet werden konnte, während seine Unterlippe leicht hervorstand. Rötlich-braune Augen funkelten vor Intelligenz, als er sich nach vorne beugte und gierig die Hände rieb. Er sah aus wie einer meiner früheren Schuldirektoren.
Der Drache unterbrach meinen Gedankengang. »Nun, sollen wir beginnen?«, fragte er ungeduldig.
Ren nickte und öffnete seine Tasche, bevor er es sich anders überlegte. »Vielleicht sollte der erste Gegenstand, dem wir unsere Aufmerksamkeit schenken, die Brosche in Kelseys Hand sein.« Er wandte sich an mich. »Darf ich?«
Ich ließ die Brosche in Rens ausgestreckte Hand fallen und sah, wie der Drache einen hungrigen Blick darauf warf. Was im Laufe der nächsten paar Stunden geschah, verblüffte mich zutiefst. Der Drache begann mit einem überraschenden Gebot – die Information über den weißen Drachen im Austausch gegen alles in unserer Tasche, obwohl er den Inhalt überhaupt nicht kannte. Ren lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen aneinander, als würde er das Angebot ernsthaft erwägen, und lehnte dann höflich ab. Eine Sekunde später fiel mir schlagartig ein, dass sich die Göttliche Frucht und das Tuch in dem Beutel befanden, und die Brüder höchstwahrscheinlich sowohl die Chakram als auch den Dreizack dort verstaut hatten, weshalb ich froh war, dass sich Ren geweigert hatte.
Ren gab ein Gegenangebot ab, das so niedrig war, dass es dem Drachen ein Lachen entlockte – meine Brosche im Austausch gegen die Information. Anschließend wurden die beiden Männer ernst. Es war, als würde man einer Partie Blindschach zusehen. Jeder der beiden überdachte mehrere Züge im Voraus, während ich schon Probleme hatte, zu erkennen, was sie im Moment zu erreichen versuchten. Innerhalb weniger Minuten gewann der Drache die Brosche, den großen Rubin aus unserer Tasche, ein Büfett mit Köstlichkeiten aus Shangri-La und eine Garnitur Feenkleidung, während uns eine sichere Reise an die Oberfläche garantiert wurde, auch wenn der Drache uns nicht verraten wollte, wie das vonstattengehen würde, eine Truhe mit Münzen, eine wertvolle, chinesische Jadestatue und ein Diamanthalsband.
Nach einer weiteren Stunde war ich mir nicht sicher, ob Ren überhaupt einen Fortschritt erzielt hatte. J ın sèlóng schien nun unverhohlen an unserer Tasche interessiert zu sein, da er wohl annahm, dass sie jegliche Kostbarkeit herstellen konnte, mit der wir aufzuwarten hatten. Ihm war noch nicht aufgefallen, dass sie nur Nahrung und Dinge aus Stoff zaubern konnte. Ren und der Drache hatten eine sonderbare Art, miteinander umzugehen.
Anfangs glaubte ich, Rens Methode zu durchschauen. Er wählte einen Gegenstand zum Tauschen, pries die Vorzüge des jeweiligen Objekts an und beschrieb lang und breit seine Geschichte, während J ı n sèlóng scharfsinnig lauschte. Dann tat er so, als könnte er es nicht ertragen, sich von ihm zu trennen. Widerstrebend bot er es zwar erneut an, aber nur im Austausch gegen zwanzig Dinge, die dem Drachen gehörten. Der Drache lehnte ab und machte ein Gegenangebot, und dann schmuggelte Ren beiläufig etwas wie den Aufenthaltsort des weißen Drachen und andere Kostbarkeiten ein.
Der Drache lachte dann und lehnte alles außer zwei oder drei Dingen ab, die Ren eingefordert hatte, und Ren ließ den Gegenstand erneut herabbaumeln und erklärte, welche unschätzbare Bedeutung er für seine Familie hätte. Die Gier des Drachen nach neuen Schmuckstücken arbeitete zu unseren Gunsten, und schon bald hatten wir einen großen Haufen wertvoller Kunstschätze angesammelt. So ging es mehrmals hin und her, bis nach mehreren Angeboten und Gegenangeboten einer von ihnen sagte: »Akzeptiert.« Dann konnte der andere entweder einen neuen Vorschlag unterbreiten oder ebenfalls »Akzeptiert« rufen. Sobald beide einverstanden waren, war der Deal rechtskräftig, und der Drache klatschte in die Hände und ließ die Dinge ihre Plätze tauschen. Was er gewann, verschwand in seiner Schatzkammer, und was wir gewannen, häufte sich auf dem Boden hinter uns.
Während einer Pause bewunderte ich einen spanischen Degen und fragte J ın sèlóng, woher all seine Schätze stammten. Er nippte an seinem mit Edelsteinen besetzten Kelch, lächelte und bot mir den Arm. »Wie wäre es mit einem Rundgang durch mein Schloss?«
Ich spähte über seine Schulter, und Ren und Kishan
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