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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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jetzt dir, es sei denn, Miranda taucht plötzlich auf und will es wiederhaben. Soledad und Leo können dir zwar Ratschläge geben, und wie du weißt, halte ich große Stücke auf sie, aber–«
    Zach hielt so plötzlich inne, dass er für einen Moment aus dem Rhythmus kam und Lucy vergeblich die Hand nach dem nächsten Teller ausstreckte.
    Schließlich reichte er ihr den Teller und fuhr fort. » Lass die Sache mit Gray außen vor. Du musst selbst über dein Leben entscheiden. Du hast eigene Verantwortung. Zweifle keine Sekunde daran, dass du es schaffst.«
    Lucy hatte heute noch gar nicht an Gray gedacht, sondern sich nur auf Miranda konzentriert. Aber wie sie da jetzt mit einem Teller und einem Geschirrtuch in der Hand vor der Arbeitsplatte stand und Zach sagen hörte, sie solle nicht an sich zweifeln…
    Lucy hielt den Teller ganz fest.
    Zach wartete darauf, dass sie etwas sagte. Aber plötzlich konnte sie nicht einmal mehr den Teller abtrocknen, geschweige denn sprechen.
    » Luce? Oh, Luce.«
    Zach nahm den Teller und das Geschirrtuch aus ihren zitternden Händen. Dann zog er sie in seine Arme, als hätte er das schon tausendmal getan.
    Hatte er aber nicht.
    » Ist schon gut. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Es tut mir leid. Aber du darfst ruhig weinen.«
    » Ich bin okay.« Lucy schluckte die Tränen hinunter.
    » Ja.« Zach streichelte ihr mit einer Hand über den Rücken. Selbst durch ihr Shirt spürte Lucy, dass seine Hand feucht war. Seinen anderen Arm hatte er um ihre Schulter gelegt, und er hielt sie fest, warm und sicher.
    Lucy fühlte sich schwach und konnte sich kaum aufrecht halten. Sie schloss die Augen, schlang die Arme um Zachs Taille, lehnte sich an ihn und ließ sich von ihm stützen. Ihre Schultern bebten, aber sie wehrte sich nicht dagegen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und musste sich eingestehen, dass da noch etwas anderes war. Sie spürte eine Angst in sich, ein Unbehagen, das nicht mehr verschwand.
    Lucy hatte die vage Hoffnung, dass Soledad nicht in die Küche kam, denn sie sollte sich nicht aufregen.
    Sie wollte nur festgehalten werden, so wie jetzt, von Zach, den sie schon ewig kannte und der ihr gerade versichert hatte, dass sie selbst auf sich aufpassen konnte. Trotzdem war er da und hielt sie fest.
    Schließlich hörte sie auf zu weinen. Zach hielt Lucy weiter im Arm, und sein Schlüsselbein drückte gegen ihre Wange. Bestimmt hatte sie sein Red-Sox-T-Shirt vollgerotzt. Das T-Shirt war zwar schon mit Farbe beschmiert und durchgeschwitzt, aber sie mochte es trotzdem. Garciaparra. Sie fühlte die Buchstaben mit ihren Fingern.
    Eine vage Erinnerung regte sich in ihr, aber noch war sie nicht greifbar. Egal.
    » Zach?« Wenn Lucy gewollt hätte, hätte sie mit den Fingern Zachs Rückenwirbel zählen können.
    » Ja?«
    » Das T-Shirt, das du da anhast.« Lucy sprach jetzt fast wieder normal.
    » Was ist damit?« Zach streichelte immer noch Lucys Rücken. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf. Bislang war ihr gar nicht aufgefallen, wie groß er war. » Die Farbe auf dem T-Shirt ist getrocknet, Ehrenwort. Es stinkt höchstens ein bisschen.«
    » Das T-Shirt oder du?«
    » Hey!«
    » Du hast doch damit angefangen.«
    » Du solltest eigentlich widersprechen oder sagen, dass es dir egal ist.«
    » Du wolltest, dass ich lüge?«
    » Ja. Es macht mir zwar nichts aus, wenn du meine Gefühle verletzt, aber dieses T-Shirt ist mir heilig.«
    » Echt? Trägst du es deshalb bei der Arbeit?«
    » Schweiß macht dem T-Shirt alle Ehre und erweist Garciaparra Respekt«, erklärte Zach.
    Lucy prustete los.
    Zach grinste. Obwohl Lucy ihn nicht ansah, wusste sie es, denn während sie ihre Wange an seine Brust presste, konnte sie sein Lächeln an der Bewegung seiner Muskeln wahrnehmen.
    Erstaunlicherweise ging es ihr plötzlich viel besser. » Wir können später gern noch mal auf diese Theorie zurückkommen. Jedenfalls hab ich mich nur darüber gewundert, dass es von Garciaparra ist. Hast du das T-Shirt aufgehoben, weil du immer noch ein Fan von ihm bist?«
    » Na klar«, erwiderte Zach. » Ich bin schließlich nicht nur ein treuer Fan der jetzigen Red Sox. Auch die Vergangenheit ist mir wichtig. Mit zehn hielt ich Nomar Garciaparra für einen Gott. Man könnte es also pure Nostalgie nennen.« Er hielt einen Moment inne. » Ich weiß noch, wie ich dieses T-Shirt gekauft habe. Ich hab noch ein anderes mitgenommen, eins von Yaz. Keine Ahnung, was damit passiert ist. Ich werd mir wohl ein neues kaufen.

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