Flucht aus der Zukunft
Arbeitsvermittlungsmaschine.«
»Aber du weißt doch, daß dich die Maschine hier erreichen kann, wenn es Arbeit gibt, also ...«
»Ich will hingehen«, sagte Pomrath mit eisiger Würde. »Ich werde die Arbeitsvermittlung aufsuchen. Und danach höchstwahrscheinlich die Traumbar. Entweder, um zu feiern, oder, um meine Sorgen zu vergessen.«
»Ich wußte es.«
»Verdammt, Helaine, weshalb läßt du mich nicht in Ruhe? Ist es meine Schuld, daß ich keine Arbeit habe? Ich habe gute Zeugnisse. Ich müßte Arbeit bekommen. Aber die Welt ist eben ungerecht.«
Sie lachte hart. Diese Härte war neu an ihr. Er spürte sie erst seit ein paar Jahren. »In elf Jahren hattest du genau dreiundzwanzig Wochen Arbeit«, sagte sie. »Die restliche Zeit haben wir von Stempelgeld gelebt. Du bist von Klasse Zwanzig bis Klasse Vierzehn hochgekommen, und da klebst du nun Jahr für Jahr, und wir kommen auf keinen grünen Zweig, und ich fühle mich in diesem verdammten Apartment eingesperrt, und wenn die Kinder da sind, würde ich ihnen am liebsten die Köpfe abreißen und ...«
»Helaine«, sagte er. »Sei still.«
Zu seiner großen Überraschung schwieg sie. Ihr Kinn schob sich vor, und sie schluckte mühsam. Sehr viel ruhiger sagte sie: »Tut mir leid, Norm. Es ist nicht deine Schuld, daß wir Proleten sind. Es gibt eben nicht mehr Arbeitsstellen. Nicht einmal du mit deiner Begabung ...«
»Ja, ich weiß.«
»So ist es nun mal. Ich liebe dich, weißt du das auch? In guten wie in schlechten Zeiten, wie es so schön heißt.«
»Natürlich, Helaine. Schon gut.«
»Vielleicht gehe ich diesmal mit dir zur Traumbar. Ich programmiere das Essen für die Kinder ...«
Er schüttelte den Kopf. Diese plötzliche Zärtlichkeit war rührend, aber er sah Helaine nahe genug in der Wohnung, Tag und Nacht. Er wollte nicht, daß sie mitkam, wenn er seinem armseligen Vergnügen nachging. »Diesmal nicht, Liebling«, sagte er schnell. »Vergiß nicht, daß ich zuerst zur Arbeitsvermittlung muß. Bleibe lieber hier. Du kannst ja Beth Wisnack oder sonst jemanden besuchen.«
»Ihr Mann ist immer noch weg.«
»Wer – Wisnack? Haben Sie ihn nicht aufgespürt?«
»Sie glauben, daß er – den Sprung gewagt hat. Ich meine, sie suchten ihn per Televektor. Sie fanden keine Spur. Er ist wirklich verschwunden.«
»Glaubst du diese Geschichte von den Zeitreisen?« fragte Pomrath.
»Natürlich.«
»Ich finde, es ergibt keinen Sinn. Eine Reise in die Vergangenheit. Ich meine, wenn man anfängt, das Universum umzukrempeln, Helaine, ich meine, wenn man den Fluß der Ereignisse verwirrt ...«
Ihre Augen waren groß. »Auf den Spulen steht, daß es so etwas tatsächlich gibt. Die Hohe Regierung stellt ihre Nachforschungen an. Es ist sogar Joes Abteilung. Norm, wie kannst du sagen, daß es keine Zeitreisen gibt, wenn täglich Menschen verschwinden? Bud Wisnack direkt über uns ...«
»Es ist nicht bewiesen, daß er es tat.«
»Wo ist er dann?«
»In der Antarktis vielleicht. In Polen. Auf dem Mars. Ein Televektor kann sich auch täuschen. Ich kann einfach nicht an dieses Zeug mit den Zeitreisen glauben, Helaine. Es ist für mich nicht greifbar. Verstehst du? Es ist so unwirklich, ein Märchen, etwas aus einer Traumbar.« Pomrath hustete. In letzter Zeit erhitzte er sich bei Diskussionen so schnell.
Er dachte an Bud Wisnack, den kleinen, kahlköpfigen Mann mit dem ewigen blauschwarzen Stoppelbart auf den Wangen. Und er fragte sich, ob er wirklich die Zeit übersprungen und sich irgendwo im Jahre 1999 niedergelassen hatte.
Die Pomraths sahen einander einen Moment lang schweigend an. Dann sagte Helaine: »Sag mir eines, Norm. Es ist nur eine Annahme, sonst nichts. Ein Mann tritt an dich heran und behauptet, er kenne sich mit den Zeitreisen aus ... Was würdest du sagen, wenn er dir vorschlägt, in die Vergangenheit zu gehen und alles liegen und stehen zu lassen?«
Pomrath überlegte. »Ich würde nein sagen. Ich meine, es wäre doch schändlich, Frau und Familie im Stich zu lassen. Bud Wisnack mag das ja machen, aber ich könnte mich meinen Pflichten nicht so einfach entziehen, Helaine.«
Ihre graublauen Augen glitzerten. Sie lächelte, als wollte sie sagen: Mir kannst du nichts vormachen! Dann meinte sie: »Das ist sehr schön gesagt, Norm. Aber ich glaube, du würdest es doch tun.«
»Du kannst glauben, was du willst. Es ist auch egal, weil das Ganze nicht existiert. Ich gehe jetzt zur Maschine. Ich werde die Tasten einmal energisch drücken. Wer
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