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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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angetan?«
    Mit seinem rückwärtigen Körperteil saß er auf einem halb durchsichtigen, regenbogenfarbenen Etwas, in dem es heftig pulsierte. Gerrek glaubte, Muskelstränge zu erkennen, die sich gleichmäßig zusammenzogen und wieder ausdehnten und Adern, in denen dunkles Blut floß.
    Seine Rechte zuckte zum Schwert, fand aber nur die leere Scheide. Siedendheiß fiel ihm ein, daß die Klinge in der Gondel des Zugvogels liegen mußte.
    Also mit bloßen Fäusten angreifen, bevor die Meduse ihn weit hinauf zwischen die Wolken entführte oder den Waffen der Amazonen zum Opfer fiel.
    Mitten in der Bewegung hielt Gerrek inne und rümpfte sein Maul, daß mindestens ein Dutzend dicke Hautfalten entstanden. Er fühlte sich beobachtet. Der Blick aus fremden Augen brannte wie Feuer in seinem Nacken.
    War da nicht auch ein leises Rascheln?
    Nur keine hastige Bewegung! ermahnte Gerrek sich. Schon zwei Schritte entfernt gähnte nämlich der Abgrund.
    Das Geräusch wurde lauter. Etwas schob sich auf ihn zu. Der Beuteldrache hatte die Vision einer riesigen züngelnden Schlange, deren dreieckiger Schädel lange Giftzähne entblößte.
    Diese Vorstellung war so entsetzlich, daß nichts auf der Welt Gerrek noch auf seinem verlängerten Rückgrat gehalten hätte. Selbst die Gefahr, ins Meer zu stürzen, zog er einem Giftbiß vor. Im Sitzen warf er sich herum, wobei er seinen langen Schwanz benutzte, um sich abzustoßen.
    Des Mandalers Ahnung war so falsch nicht gewesen. Ein hundertfüßiger Wurm kam auf ihn zu. Augen, die an langen Stielen saßen, pendelten unmittelbar vor ihm hin und her, und zwei mit langen Reißzähnen bewehrte Mäuler öffneten sich gierig.
    Schwankend kam der Beuteldrache auf die Beine. Ihn schwindelte vor der Tiefe, in die er unwillkürlich hinabblickte.
    Der Wurm bäumte sich auf. Gerrek ließ instinktiv seine Knuste vorschnellen, traf das Tier zwischen die Augen und schleuderte es einen Schritt weit zurück.
    »Komm nur her!« fauchte er.
    Mit einem gräßlichen Zischen griff der Wurm erneut an. Gerrek wich aus, schlug zu, sprang abermals zur Seite und hämmerte mit seinen Fäusten auf die beiden Schädel des Monstrums, mehr und mehr vergessend, wo er sich befand.
    Indes wurde er nachhaltig daran erinnert, als die Meduse sich zusammenzog und steil in die Höhe stieg. Er hatte das Gefühl, daß sein Magen ihm bis in die Knie rutschte.
    Die vorderen Gliedmaßen steil aufgerichtet, schoß der Wurm wieder auf ihn zu. Gerrek verspürte einen schmerzhaften Schlag gegen seine Beine und warf sich nach vorne. Im Fallen streckte er die Arme aus, fing sich ab und – sah schon wieder die nadelscharfen Reißzähne des Monstrums vor sich.
    Jetzt blieb ihm keine andere Wahl mehr.
    Er spie Feuer, bis ihm die Luft ausging. Die Flammen drängten den Angreifer zurück und verbrannten Teile seines Körpers. Sie verletzten aber auch die Haut der Meduse und verkohlten das darunterliegende Gewebe, das der sengenden Glut reichlich Nahrung bot.
    Wie ein Stein fiel der Luftgeist in die Tiefe. Mit Händen und Füßen klammerte Gerrek sich fest. Die Augen ängstlich aufgerissen, nahm er überdeutlich wahr, wie alles um ihn her sich zu drehen begann. Die Medusen, die Luftschiffe der Amazonen – immer schneller wurde ihr Reigen zwischen den Wolken. Doch nur für wenige Augenblicke, bevor ein heftiger Aufprall den Mandaler tief in das weiche Fleisch des Luftgeists drückte.
    Die See schlug über ihm zusammen.
     
    *
     
    Die Zauberfee war eines der kleinen, seetüchtigen Boote, auf deren Seiten der Schwertmond Zaems prangte. Mit gerefftem Segel und festgezurrtem Ruderblatt dümpelte sie gleichmäßig auf der allmählich höher gehenden See.
    Die beiden Amazonen, die breitbeinig mittschiffs standen, waren hervorragende Bogenschützinnen. Aber irgendwann näherten sich fünf Luftgeister zugleich. Sie schwebten in einer Höhe dahin, in der sie nur schwer mit Pfeilen zu erreichen waren.
    Die Kriegerinnen verfolgten ihren Flug eine Weile und wandten sich dann wieder anderem zu. Ein Fehler, den sie schnell bereuten.
    Über dem Boot ließen die Medusen sich absinken. Der erste Pfeil schlug ihnen entgegen, als sie kaum mehr höher als hundertfünfzig Schritte waren.
    Nichts schien ihren Sturz aufhalten zu können. Sie würden auf der Zau berfee aufschlagen.
    Noch hundert Schritte…
    Fünfzig…
    Zwei der Luftgeister trieben ab, weil Pfeile in ihren Körperstumpf eindrangen und allem Anschein nach wichtige Organe verletzten.
    Die anderen waren

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