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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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noch etwa zehn Schritte hoch, als sie sich aufblähten und die angesaugte Luft sofort wieder ausstießen.
    Eine ungeheure Druckwelle preßte das Boot tief in die aufschäumenden Wellen. Die beiden Amazonen wurden zu Boden geschleudert und verloren ihre Waffen.
    Die Zauberfee bäumte sich auf, hob ihren Bug steil aus dem Wasser, während der Mast krachend zersplitterte und über Bord ging.
    Der Rumpf brach. Ein Schwall grünen Wassers ergoß sich ins Innere des Bootes, und ein entstehender Wirbel zog es unerbittlich in die lichtlose Tiefe.
    Wie der Zauberfee erging es im Lauf des Vormittags vielen anderen kleinen Segelschiffen.
     
    *
     
    »Möge Quyl ihm gnädig sein!«
    Erschüttert wandte Honga sich ab. Er hatte angefangen, freundschaftliche Gefühle für Gerrek zu empfinden. Irgendwie gefiel ihm die Art des Beuteldrachen. Im Grunde genommen war der Mandaler umgänglich gewesen, und die Bärbeißigkeit, die er oftmals gezeigt hatte, mochte nichts als ein gewisser Selbstschutz gewesen sein.
    Doch jetzt gab es anderes zu tun, als über Vergangenes nachzudenken. Niemand vermochte das Rad der Zeit aufzuhalten oder gar zurückzudrehen.
    Wesen der Finsternis stürzten sich auf ihn. Honga zog das Gläserne Schwert, dem er die Erinnerung an sein wirkliches Leben verdankte. Er war nicht der wiedergeborene Tau, für den man ihn hielt, er war Mythor, der Sohn des Kometen, den es nach der Entscheidungsschlacht um Logghard nach Süden verschlagen hatte.
    Die Klinge erstrahlte in hehrem Glanz und ließ ein leises Klagen vernehmen, als er sie gegen die Angreifer hob.
    Es waren dürre Geschöpfe, ausgemergelte Gestalten, die eher Skeletten glichen denn lebenden Wesen. Aber sie kamen mit einer Geschicklichkeit die Takelage herunter, die in ihnen geübte Kämpfer erkennen ließ.
    Dünne pergamentartige Haut spannte sich über ihre knöchernen Gesichter, die von einem einzigen Auge in der Schädelmitte beherrscht wurden. Sie waren völlig unbehaart und trugen keine Kleidung. Nur zwei breite, lederne Gürtel spannten sich quer über ihre Rippen. Fremdartige Waffen steckten in ihnen. Ebenso fremd war die Sprache, in der sie miteinander redeten – schrille, zirpende Laute, die den Ohren schmerzten.
    Die Zahl ihrer Gliedmaßen schien sich ständig zu verändern. Wo immer sie eines Armes bedurften, um eine Klinge zu führen, entstand dieser in Gedankenschnelle.
    Sie waren nur sechs und ersetzten doch ein kleines Heer.
    Honga hatte einen schweren Stand. Nicht die Schwerter der Angreifer setzten ihm zu, sondern aus sichelförmigen Klingen bestehende geflammte Räder, die, an armlangen Schäften befestigt, allein durch das Zustoßen in kreisende Bewegung versetzt wurden. Beidhändig schwang er das Gläserne Schwert, um sich Luft zu verschaffen.
    Plötzlich zuckte ein Schatten auf ihn herab.
    Nur mit knapper Not entging Honga der geschleuderten Radsichel, die sich krachend in die Gondel bohrte und Drachenhaut, Hohlknochen und zusätzliche Verstrebungen aufriß. Er sprang aus dem Stand, bekam mit der Linken eine Strickleiter zu fassen und führte mit der anderen Hand einen gezielten Streich gegen einen der Dürren, der ihn mit vier ellenlangen Dolchen zugleich anging. Das Wesen wurde zur Seite geschleudert, fand aber Halt an einem der vielen Taue. Entsetzt sah Honga zu, wie die beiden Arme, die er abgeschlagen hatte, nachwuchsen. Er glaubte, der Atem müsse ihm stocken, als die Kreatur Augenblicke später erneut angriff. Aber mitten in der Bewegung wurde sie von einer Schwertlanze, die ihr tief in den Rücken drang, aus der Takelage gerissen.
    Honga sah nach unten, wo Ramoas feuerrotes Haar im Wind wehte. Sie warf eine zweite Lanze, die ihr Ziel jedoch verfehlte. Dann zog sie sich wieder ins Innere der Gondel zurück.
    Der Krieger kletterte weiter zum Ballon hinauf, von dessen Hülle die Meduse sich soeben scheinbar widerstrebend löste. Zweifelsohne war dies Vinas Werk; die Hexe hatte also Anteil am Kampf.
    Zwei der dürren Wesen folgten Honga auf dem Fuß. Kurzentschlossen schlug er die Strickleiter unter sich durch. Eine heftige Bö packte ihn und wirbelte ihn mit sich, daß die Taue weit über den Rand der Gondel hinauspendelten.
    Ein Blick nach oben zeigte ihm, daß eine der Kreaturen im Begriff war, die Leiter vollends abzutrennen. Von jäher Verzweiflung gepackt, kletterte er schneller. Tief unter ihm schäumte das Meer, erhoben sich schroffe Korallenbänke.
    Eines der Führungsseile fiel schlaff herunter, aber Honga hatte sich

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