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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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bereits mit einem kraftvollen Satz in die Höhe geschnellt. Zum Greifen nahe war plötzlich das tückisch funkelnde Auge des Dürren vor ihm.
    Sein Schwertarm zuckte vor, die Klinge stieß auf Widerstand, während er gleichzeitig eines der dicken Taue umklammerte, die den Ballon mit der Gondel verbanden. Ein gellender Aufschrei beantwortete seinen Hieb.
    Honga hatte es nur noch mit zwei Gegnern zu tun, die zudem in Panik verfielen, als sie bemerkten, daß die Meduse sich allmählich entfernte. Mit der Geschicklichkeit eines Gauklers bewegte er sich in der Takelage. Das Gläserne Schwert schlug Radsicheln zur Seite und gebogene Klingen und fand, von sicherer Hand geführt, sein Ziel.
    Während der Wind auffrischte und schnell zum Sturm anschwoll, kletterte Honga erschöpft in die Gondel zurück.
     
    *
     
    Ich sah hinüber zum Zugvogel. Honga focht gegen ein halbes Dutzend vielgliedriger Geschöpfe, die ihn hart bedrängten. Er schlug sich tapfer wie eine Frau, handhabte sein Schwert mit der Leichtigkeit eines geübten Kämpfers.
    Mit seiner Statur und seiner Kraft mochte er einen guten »Mann für alles« abgeben. Leider blieb mir keine Zeit, das Ende des Kampfes zu beobachten, denn die riesige Meduse zerrte uns immer schneller nach Norden und damit fort von der Großen Barriere. Fast schien es, als würden ihre Kräfte größer, je mehr die beiden Steinernen Köpfe, die über diesen Teil des Meeres wachten, hinter den Wellenkämmen verschwanden.
    Sosona konnte nicht einschreiten, sie taumelte noch immer auf dem schmalen Grat zwischen Ohnmacht und Wachen – einem Wachen allerdings, das geraumer Zeit bedurfte, bis die Kräfte ihrer Magie wieder gefestigt waren.
    Teile des Korbes brachen aus. Durch die entstandene Lücke peitschte ein mit schleimigen Saugnäpfen besetzter Tentakel herein. Ich schlug zu, spießte das abgehauene Ende mit der Klinge auf, bevor seine Säure das Geflecht der Gondel zerfressen konnte, und schleuderte es in hohem Bogen davon.
    »Paß auf die Winde auf!« rief ich Sosona zu, während ich mir gleichzeitig das freie Ende eines aufgewickelten Seiles um den Leib band.
    Die Hexe nickte zögernd. Wenigstens hatte sie mich verstanden.
    Eine erneute heftige Erschütterung zeigte mir, daß größte Eile geboten war. Wenn die Meduse erst den Boden des Korbes aufgerissen hatte, waren wir eine leichte Beute für sie.
    Als ich nach außen stieg, griff Sosona eben nach der Kurbel, mit der sie das Seil notfalls schnell einholen konnte. Oft hatten meine Kriegerinnen und ich auf diese Weise gegen Meeresungeheuer gekämpft, die vom Schiff aus anzugreifen zu gefährlich gewesen wäre.
    Höchstens drei Körperlängen unter mir erstreckte sich der Schirm einer riesigen Meduse. Beide Klingen in Händen, fieberte ich dem Augenblick entgegen, da sie mich entdeckte.
    Ich hörte das leise Quietschen der Winde, als Sosona langsam Seil nachließ.
    Jetzt war es wieder wie in alten Zeiten. Die Erinnerung an unzählige Abenteuer wurde in mir wach, und es wallte heiß durch meine Adern – ein Gefühl der Lust, das nur die zu verstehen vermag, die mit dem Schwert in der Hand aufgewachsen ist, der Kämpfen für das Gute, die Werte des Lichts, die Erfüllung bedeutet.
    Doch nur ein Moment der Unachtsamkeit, und beinahe hätte ich die Fangarme übersehen, die mir entgegenzuckten. Schon stießen meine Füße auf den Widerstand der Medusenhaut. Das Biest mochte mindestens zwanzig Schritte durchmessen.
    Kurz dachte ich daran, welche Wesen es an seiner Unterseite beherbergte. Zögerte ich deshalb, mit entscheidender Härte zuzuschlagen und die Meduse zum Absturz zu bringen? Wollte ich die Konfrontation mit den Gesandten der Finsternis?
    Tukken…!
    Von allen Seiten kamen sie. Die völlige Lautlosigkeit, mit der sie sich bewegten, wirkte unheimlich. Ich sah ihre runden, haarlosen Schädel mit den aufragenden Spitzohren, die kräftigen, gefletschten Raubtiergebisse…
    Die unbezähmbare Wildheit der Tukken wirkte ansteckend auf mich. Ich ließ ihnen keine Gelegenheit, näher als bis auf zwei Schritte an mich heranzukommen.
    Es mochten die Fräße sein, die sie dennoch unter Todesverachtung vorwärts trieben. Die ersten unterliefen meine Hiebe. Ich wehrte sie mit den Ellbogen ab und stieß sie mit den Füßen zur Seite.
    Kreischend warfen sie sich erneut heran.
    Der erste der Fräße löste sich von seinem Wirtskörper und schnellte sich mir entgegen. Allerdings fand er mich nicht unvorbereitet. Während der Tukke leblos zu Boden

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