Flucht aus Korum
Unachtsamkeit geriet ein Segel in Brand. Der aufkommende Sturm entfachte das Feuer, das schnell auch nach dem Mast griff und sich in die Höhe fraß.
Wie ein weithin sichtbares Fanal loderten die Flammen.
»Fällt den Mast!« schrie Tertish gegen das Tosen der Elemente an. Die See ging höher, Gischt wirbelte über das Deck. Um jeden Preis mußte verhindert werden, daß das zweite Segel ebenfalls ein Raub der Flammen wurde.
Brennendes Tuch, das herabfiel, richtete kaum Schaden an. Die letzten Kreaturen der Schattenzone wichen vor den Schwertern der Kriegerinnen, während Tertish und einige andere bereits die Taue kappten, die den Mast verankerten.
Geschliffener Stahl krachte gegen hartes Holz, schlug tiefe Kerben. Langsam neigte der Stamm sich zur Seite. Die Hitze, die den Amazonen entgegenschlug, versengte, ihnen die Haut, aber sie ließen in ihrem Bemühen nicht nach.
Funken stoben auf, als der Mast endlich fiel. Unter seinem Aufprall durchlief ein Zittern den mächtigen Rumpf des Schiffes, das gerade weit überholte. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, ihn über Bord zu stoßen, bevor die Flammen auf das Deck übergreifen konnten.
*
Panisches Entsetzen jagte Schauder über seinen Rücken. Die eisige Kälte des Wassers raubte ihm den Atem. Aus angstvoll aufgerissenen Augen sah Gerrek nichts als eine trübe Dämmerung, die ihn einhüllte. Das Dröhnen und Rauschen in seinen Ohren wurde übermächtig laut.
Noch sank er tiefer. Die Zeit, die verstrich, erschien ihm wie eine kleine Ewigkeit.
Aus der Dunkelheit löste sich eine Kette heller Lichter, die zielstrebig näherkamen. Gerrek erkannte, daß es die Schuppen eines schlangenähnlichen Fisches waren, die leuchteten.
Das Tier schwamm dicht unter dem Mandaler hindurch, der bei der Berührung seiner Flossen einen fürchterlichen Schlag verspürte. Der brennende Schmerz riß ihn aus der Lethargie des nahen Todes. Gerrek begann, wie ein Wilder um sich zu schlagen. Als der Schlangenfisch erneut auf ihn zukam, stieß er sich mit Armen und Beinen zugleich ab.
Der Druck auf seinem Brustkorb wich ein wenig. Dennoch fühlte der Beuteldrache, daß ihm die Sinne schwanden. Schier unwiderstehlich wurde der Drang, tief einzuatmen. Den Fisch nahm Gerrek nur noch verschwommen wahr.
In dem Moment, da er nicht mehr anders konnte, als den Rachen weit aufzusperren, fiel das Beklemmende von ihm ab. Ein rauher Wind peitschte ihm ins Gesicht. Tief sog der Mandaler die Luft in seine Lunge, und es wollte ihm scheinen, als habe er nie eine würzigere Brise geatmet.
Die Wellen gingen hoch. Sie rissen ihn mit sich.
Kaum mehr als fünf Schritte entfernt, tauchte der Schlangenfisch aus den Fluten empor.
Schon drohte Gerrek abermals zu versinken, von seinem eigenen Gewicht unerbittlich in die Tiefe gezogen, da schlug etwas Hartes gegen seinen Körper. Sofort packte er zu. Seine Finger krallten sich in schlüpfriges Holz.
Vielleicht vermag es mich zu tragen! schoß es ihm durch den Sinn.
Eine Woge hob ihn hoch; Gerrek warf sich mit aller Kraft herum. Für die Dauer eines bangen Herzschlags drohte die Planke, die mindestens vier Schritte in der Länge maß und einen halben breit war, ihm zu entgleiten, aber dann hatte er es geschafft und lag bäuchlings auf dem Brett, das zwar einsank, ihn aber trug. Seine Rechte bekam ein zersplittertes Rundholz zu fassen, das einmal ein Ruder gewesen sein mochte. Gleichzeitig schoß unmittelbar vor ihm ein geiferndes Maul empor, dem ein langer, sich windender Körper folgte.
Das Tier klatschte auf die Planke. Instinktiv schlug der Mandaler zu.
Ein durch Mark und Bein gehendes Zischen ertönte.
Gerrek sah nur noch blitzende Zähne. Abermals stieß er das Rundholz vor, um das die Kiefer sich krachend schlossen. Eine heftige Bewegung schleuderte den Schlangenfisch dann ins Wasser.
Aber auch der Mandaler verlor den Halt und rutschte ab. Krampfhaft klammerte er sich mit einer Hand fest, doch gelang es ihm nicht mehr, sich hochzuziehen.
Irgendwann übertönte ein stetes Donnern das gleichmäßige Tosen der aufgewühlten See. Es war das Geräusch der Brandung, mit der die Wellen sich an der Küste einer kleinen Insel brachen.
Der Mandaler begann, kräftig mitzuhelfen, um das rettende Land wirklich zu erreichen. Bald schon schrammten seine Knie über im Wasser verborgene Felsen. Es machte ihm nichts aus – auch nicht, daß er sich kurz darauf den Bauch aufschürfte.
Eine Woge spülte ihn auf das Ufer.
Erschöpft ließ Gerrek
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