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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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bewandert auf einem bestimmten Gebiet?«, erkundigte sich Alison. »Wir suchen immer nach neuen Referentinnen.«
    Roz öffnete den Mund, und Kate war sofort klar, dass sie als Expertin für das Schreiben historischer Romane angeboten werden sollte. Sofort schritt sie ein. »Du könntest doch über deine Reisen berichten, Roz.«
    »Haben Sie vielleicht auch Dias?«, fragte Alison eifrig. »Mrs Hope-Stanhope würde uns bestimmt ihren Projektor leihen.«
    »Leider nein«, sagte Roz. »Außerdem sind die Reisen anderer Leute nie so interessant wie die eigenen, finden Sie nicht?«
    »Wo sind Sie denn überall gewesen?«, wollte Tim Widdows wissen.
    Gespannt wartete Kate auf die Antwort. »Oh, ich bin viel herumgekommen«, entgegnete Roz unbestimmt. »Wo immer der Wind mich hintrieb.«
    »Dann haben Sie sicher wunderbares Material für mindestens ein Dutzend Vorträge«, sagte Tim. Nahm er Roz auf den Arm?, überlegte Kate. Taten Pfarrer so etwas?
    »Ich habe ein furchtbar schlechtes Gedächtnis. Als Rednerin wäre ich ein hoffnungsloser Fall.«
    Kate erkannte, dass sich Roz nicht auf das Thema einlassen würde. »Gärtnerei«, warf sie ein. »Meine Mutter ist auch eine Koryphäe auf dem Gebiet der Gärtnerei.«
    »Eines unserer erfolgreichsten Themen.« Alison nickte. »Die letzten waren ›Neue Ideen für Hängekörbe‹, ›Wir bauen uns eine Wasserlandschaft‹ und ›Entwürfe für Seitenrabatten‹. Ihre Freundin Aphra Callan hat uns einen faszinierenden Vortrag über italienische Gärten gehalten. Wir sehen Ihrem Beitrag mit Freude entgegen, Roz.«
    Kate hatte vergessen, dass Callies Vorname Aphra lautete. Kein Wunder, dass sie ihren sämtlichen Freunden untersagte, sie so zu nennen.
    »Und wenn Sie wirklich wissen wollen, was in unserem Dorf so läuft, dann kommen Sie am besten zur Pfarrgemeindeversammlung«, sagte Ken.
    »Ken ist nämlich im Kirchenvorstand«, bemerkte Alison. Auch das hatte Kate sich längst gedacht.
    »Unser Dorf, wie es leibt und lebt«, fügte Tim hinzu.
    »Unsere Versammlungen werden in der ersten halben Stunde öffentlich abgehalten«, klärte Ken sie auf. »Jeder kann Themen vorschlagen. Im Augenblick diskutieren wir über eine Bürgerwacht für das Dorf.«
    »Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, das auch den schwächsten Dorfbewohnern Schutz und Sicherheit bietet«, vervollständigte Tim.
    »Es soll dafür sorgen, dass nicht mehr eingebrochen wird und dass wir ohne Angst vor Mord und Totschlag schlafen können«, fügte Alison hinzu.
    »Außerdem wollen wir Autodiebstähle und Vandalismus verhindern«, sagte Ken. »Verantwortlich dafür ist hauptsächlich das Pack, das in Broombanks lebt, und seine Langfinger-Freunde aus Blackbird Leys.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir eine Sozialsiedlung im Dorf haben.« Alison schüttelte den Kopf. »Fast niemand dort stammt aus der Gegend. In Broombanks wohnt nur Gesindel aus den sozialen Brennpunkten von Oxford – keine ehrliche Landbevölkerung.«
    »Nicht ein einziger echter Bauer?«, fragte Roz.
    »Wir sollten keine Vorurteile gegenüber Menschen aus Sozialsiedlungen haben«, sagte Tim, doch niemand hörte ihm zu.
    »Haben Sie schon einmal das geschmacklose Verhalten der Jugendlichen im Sommer auf dem Spielplatz beobachtet?«, fragte Alison.
    »Bisher nicht, aber ich werde aufmerksam bleiben«, sagte Roz.
    »Sie sind sehr still, Kate«, bemerkte Tim Widdows.
    »Ich bin einfach überwältigt von der Menge gesellschaftlichen Engagements in Gatt’s Hill«, antwortete sie.
    Alison Fannings stand auf. »Für Ken und mich wird es allmählich Zeit, nach Hause zu gehen. Wir hier auf dem Land sind nämlich Frühaufsteher, wie Sie sicher noch feststellen werden, Roz. Und Sie beide müssen in jedem Fall das nächste Treffen des Landfrauenbundes besuchen.« Ihr Angebot schien ehrlich von Herzen zu kommen. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie immer eine Einladung zu unseren Veranstaltungen erhalten. Komm, Ken.«
    Das Paar verabschiedete sich und verließ den Pub.
    »Wir beide haben morgen früh auch viel vor, nicht wahr, Kate?«
    »Haben wir das?«
    »Wir fahren nämlich nach Oxford, Tim. Kate geht zum Friseur, und ich möchte ein paar Einkäufe machen. Kate fährt zum ersten Mal seit der Tragödie in die Stadt.«
    Tim riss die Augen auf. Endlich bot sich eine Chance, seine sanfte, weibliche Seite unter Beweis zu stellen. Ehe er jedoch dazu kam, sich nach der Tragödie zu erkundigen und der lieben, armen Kate seine Dienste anzubieten, hatte Roz

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