Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood

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die Ausstattung eines Kostümdramas von Jane Austen oder einer der Schwestern Brontë, wie sie von der BBC verfilmt wurden. Auf dem Tisch lag ein geöffnetes Buch, die Stuhlkissen waren mit Quasten verziert, und an den Fenstern hingen üppige Brokatstores.
    Und hinten in der Ecke lehnte eine lebensgroße Puppe in einem Sessel und sah aus wie eine Schauspielerin auf der Bühne.
    Nur dass Tim wusste, dass es sich nicht um eine Puppe handelte, sondern um eine junge Frau.
    Sie war ganz in Schwarz gekleidet. Ihr Rock war hochgerutscht und enthüllte den oberen Abschluss ihrer Strümpfe und schwarze Strapse. Strümpfe? Tim war der Meinung, dass junge Frauen heutzutage nur noch Strumpfhosen trugen, aber vielleicht war er ja nicht ganz auf dem Laufenden. Ihr dichtes dunkles Lockenhaar breitete sich über das rote Kissen unter ihrem Kopf, ihr rechter Arm hing mit hinaufgeschobenem Ärmel über die Sessellehne; die Finger berührten beinahe den Fußboden. Ihre Augen waren auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand gerichtet, als studiere sie das dunkle Ölgemälde, das dort hing. Ihr Mund war ein offener, feuerroter Spalt mit … Tim wagte sich ein Stück näher. Tatsächlich, in den Mundwinkeln klebte eine Art Schaum, eine gelbliche Kruste. Ihre Haut wirkte fahl, aber das war bei einer Toten schließlich normal.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte er.
    »Kennen Sie sie?«, erkundigte sich Inspector Price.
    »Ja. Sie heißt Donna«, erwiderte Tim.
    »Nachname?«, hakte Price nach und schrieb etwas in sein Notizbuch.
    »Paige.« Tim buchstabierte den Namen.
    »Kennen Sie ihre Adresse?«
    »Sie wohnt in einem kleinen Wohnblock am Ende von Broombanks. Die Hausnummer kenne ich nicht, aber ich weiß, dass die Wohnung in der zweiten Etage liegt.«
    »Wir werden sie schon finden! Ich dachte immer, die Häuser wären für Senioren gebaut worden.«
    »So war es auch ursprünglich geplant. Den zuständigen Stellen ist zu spät eingefallen, dass Rentner sich oft kein Auto mehr leisten können, und da es im Dorf keine Busanbindung mehr gibt, wollten nur wenige Senioren in eine Gegend ziehen, wo ihrer Mobilität unüberwindliche Grenzen gesetzt sind.«
    »Ich würde nach meiner Pensionierung auch lieber irgendwo leben, wo ein bisschen mehr los ist«, bemerkte der Inspector.
    »Stimmt«, sagte Tim. Der Inspector hatte nur allzu recht.
    »Wissen Sie sonst noch etwas über sie, was uns vielleicht weiterhelfen könnte?«
    »Sie arbeitete in mehreren Häusern hier im Dorf als Gärtnerin. Allerdings glaube ich nicht, dass sie auch mit den Fullers zu tun hatte; soviel ich weiß, hält eine große Gartenbaufirma aus Oxford ihren Garten in Ordnung.«
    »Wussten Sie, dass sie Drogen nahm?«
    »Es würde mich überraschen, wenn sie es getan hätte.«
    »Sehen Sie sich den Tisch an.«
    Tim hatte die Spritze zwar gesehen, sie aber nicht mit Donna in Verbindung gebracht. Für Tim gehörte Donna an die frische Luft, in einen Garten, und ganz bestimmt nicht in einen rauchigen Keller voller Drogenabhängiger. Aber vielleicht war er ja auch in dieser Hinsicht nicht auf dem Laufenden. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Trotzdem überrascht es mich.«
    »Alle jungen Leute probieren das Zeug irgendwann aus. Sie sind nun einmal so, Herr Pfarrer. Nicht wie wir, als wir jung waren. Dieses Mädchen hat einen Fehler gemacht. Es ist traurig, aber leider haben wir solche Dinge schon allzu oft gesehen. Und einer von uns beiden wird es ihren Eltern beibringen müssen. Wissen Sie, wo die wohnen?«
    »Ich fürchte nein. Mir gegenüber hat sie sie nie erwähnt.«
    »In ihrer Wohnung wird sich vielleicht ein Hinweis finden, wo sie herkommt.«
    »Aber was ist hier vorgefallen?«, überlegte Tim laut. »Was hatte sie in diesen Ausstellungsräumen zu suchen?«
    »Wir wissen es nicht. Die Tür war nicht verschlossen. Vielleicht ist sie nur hereingekommen, um sich umzusehen.«
    Tim zwang sich, Donna noch einmal anzuschauen. »Sie ist gekleidet, als wollte sie ausgehen«, sagte er nachdenklich. Die Füße an den schwarz bestrumpften, dünnen Hühnerbeinen steckten in Schuhen mit Plateausohlen und schwindelerregenden Absätzen, die sehr unbequem aussahen. »In den Dingern kann sie nicht weit gelaufen sein«, stellte er fest. »Wie ist sie hergekommen?«
    »Wir haben die Spurensicherung gerufen, um es herauszufinden«, erklärte Price besänftigend. »Wir werden bald wissen, ob hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Allerdings glaube ich, dass es sich nur