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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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habe sie an dem Tag, als du angekommen bist, zum ersten Mal gesehen.«
    »Genau das meine ich ja. Und?«
    »Ich habe den Eindruck, dass ich allen Leuten Unglück bringe. Vielleicht sind meine Freunde ohne mich sicherer.«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »Frag Emma Dolby.«
    »Wen?«
    »Ich habe ihren Schreibkurs übernommen, als sie ein Baby bekam, und damit ihr ganzes Leben ins Chaos gestürzt. Wie sich herausstellte, saß in diesem Kurs ein geistesgestörter Mörder; die friedliche kleine Welt des kreativen Schreibens wurde danach nie wieder, wie sie früher gewesen war. Emma hat mir das nie verziehen. Ich bin eine Bedrohung.«
    »Wie kommst du darauf, dass du allmächtig sein könntest?«
    »Bin ich nicht, aber das Unglück folgt mir auf dem Fuß wie ein düsterer Schatten.«
    »Das ist ein toller Satz. Du solltest ihn in deinem nächsten Buch verwenden.«
    »Du nimmst mich nicht ernst.«
    »Oh doch. Aber du dramatisierst alles, was dir geschehen ist – und das nehme ich tatsächlich nicht ernst.«
    »Da ist noch etwas«, murmelte Kate und hantierte verlegen mit den kleinen Porzellandosen auf Callies Tisch herum. »Ich habe Angst davor, Menschen zu sehr ins Herz zu schließen. Es könnte schließlich sein, dass ich sie wieder verliere.«
    »Also das verstehe ich nur allzu gut.«
    »Na, siehst du.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich es richtig finde.«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    »Willst du nicht abheben?«, fragte Roz.
    »Nein.«
    Roz ging an den Apparat und kam kurz darauf mit einem amüsierten Gesichtsausdruck zurück. »Für dich!«, verkündete sie.
    »Wer ist es? Ich habe keine Lust, mit jemandem zu sprechen.«
    »Sei nicht so bockig. Es ist ein Mann. Und seinen Namen hat er mir nicht verraten.«
    »Aber du glaubst zu wissen, wer er ist.« Kate rappelte sich auf und bequemte sich ans Telefon.
    »Hallo?«
    »Kate? Hier ist Jon Hope-Stanhope.«
    Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet! Kein Wunder, dass ihre Mutter in sich hineingrinste.
    »Hallo, Jon. Ich möchte mich noch einmal für den gelungenen Abend bedanken. Meine Mutter und ich haben uns ausgezeichnet amüsiert.« Na, hatte sie nicht ausgezeichnete Manieren?
    »Jawohl. Prächtig, prächtig! Emma hat Ihren Brief erhalten. Das war sehr nett von Ihnen.« Eine Pause entstand, weil keiner von beiden wusste, was er noch sagen sollte. »Ah«, begann Jon schließlich, »ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht Lust hätten, mit mir ein Glas zu trinken. Zum Beispiel heute Abend.«
    »Im Narrow Boat?«, fragte Kate überrascht. Sie würden zum Tagesgespräch im gesamten Dorf werden, so viel war sicher!
    »Nein. Ah, ich dachte, wir könnten uns in der kleinen Bar am anderen Ende von Albingdon treffen. Unten am Fluss. Ah, ich glaube, sie heißt The Old Ford.«
    »Das ist aber ziemlich weit weg«, gab Kate zu bedenken.
    »Ah, das stimmt. Würde es trotzdem gehen? Wie wäre es mit halb sieben?«
    »Geht in Ordnung«, stimmte Kate zu. Ihre Neugier war geweckt.
    »Ah, ich sehe Sie dann dort.«
    »Ja. Auf Wiederhören.«
    »Was war denn das?«, kicherte Roz, die schamlos gelauscht hatte.
    »Jon Hope-Stanhope wünscht mich heute Abend in einer Bar zu treffen, die sich zwar noch nicht ganz in Birmingham, aber immerhin so weit weg von Gatt’s Hill befindet, dass wir dort bestimmt niemandem aus dem Dorf über den Weg laufen.«
    »Er scheint wirklich Übung darin zu haben, seine Frau zu betrügen.«
    »Ich versichere dir hoch und heilig, dass Emma sich nicht die geringsten Sorgen machen muss, dass ich ihrem widerlichen Mann auf den Leim gehe.«
    »Aber warum hast du dann zugesagt?«
    »Aus reiner Neugier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er beim Gedanken an ein Treffen mit mir von Lustgefühlen überwältigt wird – warum also tut er es?«
    »Gute Frage. Ich warte mit dem Abendessen auf dich.«
     
    Das Old Ford sah aus, als wäre es eigens für ein heimliches Stelldichein geschaffen worden. Es bestand aus einer Reihe lauschiger Zimmerchen mit bequemen Sesseln und gedämpftem Licht. Von keinem einzigen Punkt aus konnte man alle Gäste sehen, dafür war aus sämtlichen Ecken und Nischen verliebtes Getuschel zu hören – zumindest wollte es Kate so scheinen.
    Sie entdeckte Jon Hope-Stanhope in einem kleinen Barraum mit Chintzvorhängen und Jagdmotiven an den Wänden, in dem keine weiteren Gäste saßen.
    »Ah, ich bin froh, dass Sie kommen konnten. Was möchten Sie trinken?«
    Kate entschied sich für einen Gespritzten. Zwar wollte sie einen klaren

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