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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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während sie allein weiterritt.
    Joshua und sie hatten sich schon öfters in der verfallenen Kapelle getroffen, die so weit vom Herrenhaus entfernt lag, daß sich hierhin nie jemand verirrte. Sie band ihren Wallach an eine Eiche und gab ihm ein paar Leckerbissen, dann rannte sie durch das hohe Gras zu den Ruinen.
    Joshua Bradley ging ihr entgegen. Er hatte kaum seine Arme ausgebreitet, als sie auch schon hineinflog. Stürmisch riß er sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. "Es ist verrückt, was wir tun", sagte er. "Wenn uns jemand erwischt..."
    "Sollen wir uns nicht mehr treffen?" Sie schaute in sein Gesicht. "Wenn du nicht willst, daß wir..."
    "Aber ich will es doch", fiel er ihr ins Wort und küßte sie erneut. "Ohne dich ist mein Leben wie eine einzige Nacht. Du bist die Sonne, die die Nacht in den Tag verwandelt." Er nahm ihr den Hut ab und strich ihr zärtlich die Haare aus der Stirn.
    "Ich wünschte, wir könnten einfach fortgehen und alles hinter uns lassen", sagte Ellen. Sie schmiegte das Gesicht an seine Schulter.
    Arm in Arm gingen sie in die Kapelle. Der größte Teil ihres Daches fehlte bereits. Auch die Bänke waren aus ihr längst entfernt worden. Joshua hatte auf dem Boden eine alte Decke ausgebreitet. Sie setzten sich hin und lehnten sich gegen die mit Moos bewachsene Mauer.
    "Ich habe ein Geschenk für dich." Er zog aus seiner Jacke ein Foto. "Ich habe es machen lassen, als ich vor einigen Tagen in Barnstaple gewesen bin, um die Bücher abzuholen, die dein Vater für die Schule in Auftrag gegeben hatte."
    Ellen griff nach dem Foto. Joshua mußte einen großen Teil seines Gehaltes dafür ausgegeben haben. Auch wenn sie nicht wollte, daß er soviel Geld für sie ausgab, verzichte sie darauf, es ihm zu sagen. Sie wollte ihn nicht kränken. "Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe, Joshua", sagte sie. "Darf ich es meiner Großmutter zeigen? Sie weiß von uns und steht auf unserer Seite."
    "Ja, zeig es ihr", antwortete er, während seine Finger mit den Knöpfen ihrer Bluse spielten. Ellen hinderte ihn nicht daran. Sie liebte es, ihm so nahe zu sein, seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren. Wie in Trance hob sie die Hand und öffnete die Bänder seines Hemdes.
    Erst als dunkle Schatten durch das zerborstene Dach der Kapelle fielen, erinnerten sich die jungen Leute der Zeit. Hastig standen sie auf, brachten ihre Kleidung in Ordnung und fielen sich noch einmal in die Arme, bevor sie voneinander Abschied nahmen.
    John, der sich inzwischen Sorgen um den Verbleib des jungen Mädchens gemacht hatte, rannte Ellen aufgeregt entgegen, als sie endlich zu ihm zurückkehrte. "Wo sind Sie denn gewesen, Lady Ellen?" fragte er vorwurfsvoll. "Wir müssen uns beeilen, sonst vermißt man Sie noch und gibt mir die Schuld, weil wir so spät nach Hause kommen."
    "Ich glaube nicht, daß wir schon vermißt werden", widersprach Ellen. "Meine Mutter besucht Freunde. Sie hat Simon und Miss Cooper mitgenommen. Mein Vater ist in London und kommt erst morgen nachmittag zurück."
    Sie beugte sich von ihrem Pferd zu ihm hinunter und drückte ihm eine weitere Bronzemünze in die Hand. "Dafür, daß du dich um mich sorgen mußtest, John. Und nun steig rasch auf, damit wir nach Hause reiten können."
    John grinste. "Danke, Lady Ellen", sagte er, steckte die Münze zu der anderen in die Hosentasche und machte sein Pferd von der Buche los, an die er es gebunden hatte. "Von mir erfährt keiner ein Wort", versicherte er noch, bevor er Ellen durch den Wald folgte.
    * * *
    Ellen kam von einem Besuch bei ihrer Großmutter zurück, als sie den Verwalter, James Green, in der Halle vor dem Arbeitszimmer ihres Vaters warten sah. Ehrerbietig grüßte er sie. Freundlich erwiderte sie den Gruß des Mannes, bevor sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg. Sie mochte James Green nicht sonderlich, da sie von John wußte, mit welch harter Hand er die Pächter regierte. Vor einem Jahr hatte er zwei Tage vor Weihnachten eine Frau mit vier kleinen Kindern aus ihrem Haus jagen lassen, weil sich der Mann des Diebstahls schuldig gemacht hatte und verhaftet worden war.
    Das junge Mädchen wollte sich gerade umziehen, um ein Stückchen auszureiten, als Mrs. Mason erschien und sie in das Arbeitszimmer des Duke of Rowland bat. Die Hausdame wirkte sehr besorgt.
    "Ist etwas passiert, Mason?" erkundigte sie Ellen.
    "Es sieht ganz so aus, Lady Ellen", erwiderte die ältere Frau. "Ich habe noch nie zuvor Seine Lordschaft so wütend erlebt.

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