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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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Hier wollten sie warten, bis es dunkel wurde, um dann zum Büro des Rettungsdienstes hinabzusteigen und den Laptop auszuleihen. Theoretisch brachen sie damit nicht einmal das Gesetz. Emily hatte einen Schlüssel, und Jordan beabsichtigte, den Computer - mit Upgrades auf dem neuesten Stand gebracht - wieder zurückzugeben, sobald er seine Unschuld bewiesen hatte.
    „Was für ein wunderschöner Abend", schwärmte Emily. Sie saß neben ihm, die Arme um die Knie geschlungen. Ein entspanntes Lächeln umspielte ihre Lippen. Der Sonnenuntergang ließ ihr goldblondes Haar glänzen. Liebevoll begann sie Pookie, der neben ihr schlief, zu streicheln.
    Seit er gesagt hatte, dass er sie brauchte, verhielt sie sich zuckersüß. Er verstand nicht, warum ihre Laune sich derart gebessert hatte. Vielleicht hatte es etwas mit ihrem Beruf als Krankenschwester zu tun; sie brauchte es, gebraucht zu werden. Wie auch immer, er hatte bestimmt nicht vor, sich zu beschweren.
    Er legte sich flach auf den Bauch und lockerte die verspannten Muskeln seines unteren Rückens. Obwohl er sehr müde war, fühlte er sich deutlich kräftiger als am Tag zuvor. Das lag vermutlich an den Wanderstiefeln und der warmen Jacke.
    „Findest du es nicht auch schön?" fragte Emily.
    „Mhm", murmelte er zustimmend.
    „Das musst selbst du zugeben. Die Berge sind gar nicht so schlimm."
    „Warst du jemals am Meer? In Florida?"
    „Ich war in Oregon und San Diego im Urlaub. In Südkalifornien ist es ziemlich warm, also nehme ich mal an, dass man das mit Florida vergleichen kann."
    „Nicht im Entferntesten", entgegnete er.
    Verglichen mit dem schwülen Klima Floridas war San Diego eine Wüste am Meer. Jordan schloss die Augen und dachte an die saftigen Farben der Golfküste. Wie immer erfrischten ihn solche Erinnerungen. Er konnte unglaublich viele verschiedene Grünschattierungen sehen, und keine von ihnen war so blass wie die der Bergkoniferen. „Wo ich lebe, ist das Klima subtropisch. Die Blumen sind dunkelrot, orange und lila. Die Blätter, Farne, Palmen grün.
    Und die Vögel gelb und blaugrün."
    „Klingt ziemlich scheckig", sagte sie wenig begeistert. „Ich ziehe die Sonnenuntergänge von Colorado vor."
    „Es würde dir gefallen am Meer. Es ist gewaltig. So wie die Berge."
    „Aber es ist völlig flach", hob sie hervor.
    Er öffnete die Augen, stützte sich auf einen Ellbogen und drehte sich zu ihr um. Wie sollte er das Tosen der Wellen erklären, die sich ständig verändernde Landschaft, die saftigen Hügel? Wie sollte er ihr das faszinierende Glitzern von riesigen Wogen mit weißen Schaumkronen beschreiben? „Ich würde dich gerne mit nach Hause nehmen, Emily."
    Einen Moment lang hielt sie seinem Blick stand, sagte weder Ja noch Nein. Sie hätte ihn zur Ordnung rufen können, ihn daran erinnern, dass er des Mordes verdächtigt wurde und ohne einen Penny in der Tasche auf der Flucht war. Sie hätte ihn auslachen können, ihm sagen, dass dieser Vorschlag hoffnungslos optimistisch war, wenn man bedachte, wie schwierig es schon sein konnte, diesen Berghang hinunterzuklettern, geschweige denn einen Flug nach Florida zu nehmen. Aber Emily war großzügig. „Ich würde den Atlantik gerne sehen", sagte sie. „Und die Strände."
    Pookie gab im Schlaf seine Zustimmung. „Wuffz."
    „Was trägst du am Strand?"
    „Einen Badeanzug."
    So etwas Ähnliches hatte er von einer praktischen Frau wie ihr erwartet. „Ist der an den Beinen wenigstens hoch ausgeschnitten?"
    „Hoch genug." Sie hob eine Augenbraue. „Und du? Kurz und eng oder Boxershorts?"
    „Beides", antwortete er. Wenn es nach ihm ginge, würde er nie etwas anderes als Badehosen tragen, damit er immerzu die Sonne auf seiner nackten Brust und den Sand zwischen den Zehen spüren könnte.
    Die rosige Färbung des Himmels verblasste, und die Sterne begannen zu flackern. Er lag in Colorado auf einem Felsen in der kühlen Abenddämmerung und stellte sich Emily im Badeanzug am Strand vor, wie sie anmutig durch die Brandung lief.
    „Erzähl mir von deiner Firma in Florida", bat sie ihn.
    Nachdem sie überhaupt nichts von Computern verstand, wollte er sie nicht mit der Entwicklung und der Produktion von superdünnen, flexiblen und hitzebeständigen Chips langweilen, die immer kleiner wurden. „Wir stellen Computerteile her", sagte er schlicht.
    „Wie hast du damit angefangen?"
    „Ich bin ein Fan, seit die ersten Apple-Computer auf den Markt kamen. Meine Familie hatte nicht sonderlich viel Geld, also

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