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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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»Wir haben nur zwei Begleitjäger pro Flugzeug genehmigt«, erklärte der Präsident. Alle spürten, wieviel Überwindung ihn dieses Eingeständnis kostete. »Anfangs ist davon die Rede gewesen, über dreißig Begleitjäger mitzuschicken … «
    »Sir, uns ging’s von Anfang an darum, eine massive Konzentration von Dutzenden von Flugzeugen in diesem Gebiet zu vermeiden«, fügte Curtis hinzu. »Mit mehreren Wellen Begleitjägern hätte das Ganze nach einer Invasionsstreitmacht ausgesehen. Außerdem konnten wir nicht wissen, daß die Chinesen nicht nur Abfangjäger gegen unsere Aufklärer losschicken, sondern auch Abwurflenkwaffen gegen unsere Schiffe einsetzen würden.«
    »Das hätte ich ahnen müssen.« Der Präsident seufzte. »Ich hätte lieber mehr als weniger tun sollen, um unsere Soldaten zu schützen.«
    »Vielleicht wär’s besser gewesen, gleich mehr Begleitjäger einzusetzen«, gab Curtis zu, »aber unsere Flugzeuge haben sich immer nur in internationalem Luftraum und außerhalb der bestehenden philippinischen Luftverteidigungszone befunden.
    Unser Aufklärer ist nicht näher als vierzig Seemeilen an ein chinesisches Kriegsschiff herangekommen, das fünfzig Seemeilen vor der Küste gestanden hat. Unsere Flugzeuge haben sich mit ihrem Erkennungszeichen bei den für Überwasserflüge zuständigen internationalen Kontrollstellen gemeldet und keine Störsender eingesetzt. Die Ranger ist über dreihundert Seemeilen entfernt und überhaupt nicht in der Célebes-See gewesen. Wir haben uns so wenig bedrohlich wie möglich verhalten … «
    »Offenbar haben wir die Chinesen unterschätzt«, sagte Verteidigungsminister Thomas Preston. »Das ist kein Zwischenfall, den man als Versehen erklären könnte, sondern eine überlegt geplante Militäraktion gewesen. Sie sind bereit, ihre Position auf den Philippinen mit allen verfügbaren Mitteln zu verteidigen – bis hin zu einem Angriff auf einen unserer Flugzeugträger.«
    »Und das dürfen wir nicht hinnehmen«, fügte General Curtis hinzu.
    »Sie spielen die Unschuldigen und greifen gleichzeitig unsere Aufklärer und Schiffe an, ohne … «
    »Augenblick, Wilbur!« unterbrach der Präsident ihn. »Ich verstehe Ihren Zorn – und teile ihn durchaus, das können Sie mir glauben. Aber bevor ich an einen Gegenschlag denke, muß ich klären, ob uns nicht andere Möglichkeiten offenstehen.« Er wandte sich an Außenminister Danahall. »Dennis, Sie wollten uns über die Sondersitzung der Association of South East Asian Nations informieren?«
    »Ja, Sir«, antwortete Danahall. »Die ASEAN-Sondersitzung in Singapore ist gestern zu Ende gegangen. Deborah O’Day hat als unsere Beobachterin daran teilgenommen.« Curtis sah rasch zu Preston hinüber, der säuerlich das Gesicht verzog.
    O’Day war als Staatssekretärin im Verteidigungsministerium für den Pazifik zuständig gewesen – eine der vielen Positionen, die sie unter zwei Präsidenten bekleidet hatte – und wegen ihrer öffentlich geäußerten scharfen Kritik an dem amerikanischen Rückzug von den Philippinen entlassen worden. Curtis konnte sich gut vorstellen, welchen Empfang ihr die überwiegend moslemischen und allgemein frauenfeindlichen ASEAN-Delegierten bereitet hatten.
    »Miss O’Day berichtet«, fuhr Danahall fort, »daß der Antrag, Sanktionen gegen China zu verhängen, in der ASEAN-Vollversammlung gescheitert ist.«
    »Was?« fragte der Präsident besorgt. »Aber das ist unmöglich! Die Chinesen besetzen die Philippinen – und die ASEAN sieht tatenlos zu?«
    »Das ist noch nicht alles, Sir«, sagte Danahall. «Im Anschluß an die Sitzung ist O’Day für kurze Zeit entführt worden … «
    »Entführt?« Der Präsident setzte sich ruckartig auf. »Jesus, ihr fehlt doch hoffentlich nichts? Wie konnte das passieren...?«
    »Ihr fehlt nichts, Sir. Nicht mal ein Kratzer. Ihr Entführer hat behauptet, Vizepräsident Samar habe ihn geschickt, um die Vereinigten Staaten um militärische Unterstützung zu bitten – und O’Day hat berichtet, Samar habe vor einem Vorstoß in die Célebes-See gewarnt, weil der chinesische Admiral einen Angriff plane.« Er hielt ein Blatt Papier hoch. »Das ist ihre von unserer Botschaft in Singapur übermittelte Warnung – sechzehn Stunden vor diesem Angriff.«
    Der Präsident überflog den Text, ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und starrte erst den Verteidigungsminister, dann Curtis und zuletzt wieder Preston an. »Haben Sie davon gewußt?«
    »Ja, Sir«, antwortete der

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