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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Ich lasse ›Laddie‹ bitten, zu mir zu kommen, sobald er kann.« Taylor legte auf.
    Curtis mußte unwillkürlich über die irgendwie altmodischen Codebezeichnungen lächeln, die der Präsident in solchen Fällen benützte: »Laddie« war das diesen Monat gültige Codewort für den National Security Council, der sofort im Lageraum des Weißen Hauses zusammentreffen sollte. Zu seinem Fernmeldeoffizier sagte er »Geben Sie ans Weiße Haus weiter, daß der NSC sich sofort im Lageraum versammeln soll.«
    Dann kam schon der nächste Anruf, und Curtis ließ sich ein Glas Wasser bringen, während er zuhörte. Zwei, drei Telefongespräche, um ein besseres Bild von der Lage zu bekommen; danach mußte er auf der Fahrt ins Weiße Haus einen Aktionsplan formulieren. So war es immer: Er war an den wichtigen politischen Entscheidungen nicht beteiligt – aber wenn die Krise da war, sollte er für alles eine Lösung wissen.
    Nun, diesmal würde er sie haben, wenn der National Security Council zusammentrat.
    Der nächste Anruf kam aus Guam: »General Stone, Sir.«
    »Rat, was können Sie mir berichten?«
    »Die Ranger ist von chinesischen Bombern B-6 und Jägern A-5 oder -7 angegriffen worden, Sir«, antwortete Stone. Die Müdigkeit in seiner Stimme war trotz der über Scrambler laufenden Satellitenverbindung unüberhörbar. »Wir haben sie erst in ungefähr hundertfünfzig Seemeilen Entfernung geortet.
    Unsere Radarflugzeuge sind abgehauen, und wir dachten, die Begleitjäger hätten sie zum Abdrehen gezwungen, aber sie hatten es nicht auf die Radarflugzeuge abgesehen, sondern sofort die Schiffe angegriffen. Nur zwei der ersten sechs Flugzeuge sind Jäger gewesen; die anderen vier haben je zwei Abwurflenkwaffen C601 und Jagdraketen mit Infrarotsuchkopf getragen … «
    »Wissen Sie bestimmt, daß das C601 gewesen sind?«
    »Ziemlich sicher, wenn man ihr Flugprofil und den Schaden berücksichtigt, den eine einzige angerichtet hat. Jedenfalls waren sie viel größer als C801 oder Exocets.«
    »Keine Hinweise auf … spezielle Gefechtsköpfe?«
    Immerhin war es möglich, daß die C601 Nuklearsprengköpfe getragen hatten, die nur nicht detoniert waren.
    »Nein, zum Glück nicht«, antwortete Stone mit einem Seufzer der Erleichterung.
    Auch Curtis wußte recht gut, wieviel schlimmer diese Alternative gewesen wäre. Im Jahre 1946 hatte die US Navy bei geheimen Tests unter dem Decknamen OPERATION CROSSROADS feststellen wollen, wie eine Atomexplosion mit zwanzig Kilotonnen Sprengkraft sich auf einen Flugzeugträger auswirkte. Die Saratoga wurde ins Bikini-Atoll geschleppt und der Nuklearsprengsatz in fünfhundert Meter Entfernung gezündet. Die Detonation hob den vierzigtausend Tonnen schweren Flugzeugträger fast fünfzehn Meter aus dem Wasser, versetzte ihn einen Dreiviertelkilometer weit seitlich, drückte seine über vierzig Zentimeter starke Panzerung ein, demolierte das Flugdeck und ließ ihn nach sieben Stunden sinken. Ähnlich wäre es der Ranger auch ergangen.
    «Wir haben Aufnahmen von den Flugzeugen, die nach dem Angriff in Zamboanga stehen – es waren tatsächlich Bomber B-6«, fuhr Stone fort. »Die Chinesen haben ihre modernsten Marinebomber eingesetzt. Jeder hat zwei Marschflugkörper C601 und zwei Jagdraketen PL-7 oder PL-9 getragen. Die Jäger sind bisher nicht einwandfrei identifiziert, aber nur die Muster B-7, F-8 oder A-5 mit Luftbetankung besitzen die Reichweite, die für den Angriff auf die Ranger erforderlich war. Außerdem zeigen unsere Bilder, daß dort draußen Aufklärer Y-Bund U-Boot-Jäger PS-5 stationiert sind.«
    Für Curtis stand nun fest, daß die Chinesen beträchtliche Seefliegerkräfte auf die südlichen Philippinen verlegt hatten.
    Damit konnten sie das gesamte Gebiet abriegeln und die Stellungen regierungstreuer Truppen auf Mindanao bombardieren. »Gehört ihnen die Célebes-See, Rat Killer?«
    fragte der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs. »Das stimmt leider, Sir«, antwortete Stone. »Land, Luft, See, alles. Wollen wir dorthin, müssen wir uns den Zugang erkämpfen.«
    Curtis wußte, was das bedeutete: keine unbewaffnete Aufklärung, keine RC-135-Flüge mehr – auch nicht mit einem Dutzend Begleitjäger. Die Entsendung der Sterett in die Célebes-See wäre jetzt ein großer Fehler gewesen.
    »Verstanden. Anscheinend sind wir vorerst ganz auf Dr.
    Masters’ Spielsachen angewiesen.«
    »Seine Spielsachen funktionieren ausgezeichnet, Sir«, erklärte Stone. »Ich habe Ihnen über Offutt ein paar

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