Flug in Die Nacht
… «
»Aber wir wissen, wo sie sind … wir wissen auch, wer sie sind … «
»Wir wissen, wo sie sind, weil Männer ihr Leben riskiert haben, um diese Informationen zu beschaffen«, stellte McLanahan fest. »Ein Mann ist gestorben, um uns diese Aufnahmen zu verschaffen!«
»Nun, sobald die NIRTSats wieder funktionieren, kommt das nicht mehr vor … «
»Das spielt keine Rolle, mein Freund. Gekämpft wird nicht mit vorprogrammierten Parametern auf einem Computermonitor; gekämpft wird von Männern und Frauen, die Angst haben, tapfer und wütend sind – und sich verloren fühlen. Die Zeit der ritterlichen Zweikämpfe ist längst vorbei.
Alles kann passieren. Man muß erkennen, daß die Leute um einen herum nicht in absoluten Begriffen denken, gerade weil sie wissen, daß alles passieren kann … «
»Das mag in früheren Kriegen gestimmt haben«, meinte Masters. »Als der Feind noch rätselhaft gewesen ist, weil man nicht über den Horizont, nicht durch den Nebel und nicht ins Meer blicken konnte. Aber heute ist das anders. Verdammt, Sie wissen am besten, wie sich alles verändert hat – Sie fliegenden modernsten Bomber der Welt! Wir wissen genau, wo die Bösen sind. Sobald die NIRTSats wieder funktionieren, kann ich Ihre Waffen lenken, Sie vor Gefahren warnen, Ihnen genau sagen, welche Waffen Sie einsetzen müssen, um Sieger zu bleiben, und voraussagen, wie lange Sie für jede beliebige Aufgabe brauchen werden … «
»Dann verraten Sie mir noch etwas, Dr. Masters«, forderte McLanahan ihn auf. Seine stahlblauen Augen schienen den Wissenschaftler durchbohren zu wollen. »Sagen Sie mir, wer dort draußen sterben wird.«
Masters öffnete den Mund, machte ihn plötzlich wieder zu und überlegte kurz, bevor er antwortete: »Für die Dauer dieses Konflikts schätze ich Ihre Verluste auf weniger als fünf Prozent … «
»Ich habe nach keiner Zahl gefragt. Ich habe gefragt, wer sterben wird.«
»Woher, zum Teufel, soll ich wissen, wer sterben wird?
Wenn Sie sich an meinen Plan halten und Ihre Waffen ins Ziel bringen, sollte niemand sterben.«
»Sie haben sollte gesagt, Doktor. Das heißt, daß es auch Tote geben kann, wenn alles planmäßig abläuft. Richtig?«
Masters zuckte mit den Schultern, »Nun, das ist sehr unwahrscheinlich, aber … passieren kann alles.«
»Da haben Sie verdammt recht! Und wie sollen wir damit umgehen? Wenn Sie mir sagen, wie ein hochspezialisierter Pilot oder Navigator in einen Bomber oder Jäger klettern und mutig den Feind angreifen soll, wenn er weiß, daß er auf dem Meeresboden enden kann, selbst wenn alles perfekt klappt, dürfen Sie sich in der Kommandozentrale als frecher kleiner Pfau produzieren, solange Sie wollen. Aber bis dahin bringen Sie diesem Feldzug und den Menschen, die Sie führen – allen Menschen, die Sie führen, den Kämpfenden beider Seiten – den gebührenden Respekt entgegen!«
Jetzt schwieg Masters endlich. McLanahan trat vom Sofa zurück, damit er aufstehen konnte, aber Masters blieb wider Erwarten sitzen.
»Das heißt also, daß Sie … daß Sie Angst haben«, sagte Masters nach längerer Pause. Er starrte den Offizier prüfend an und bekam vor Erstaunen große Augen, als McLanahan keine Antwort gab. »Sie haben Angst? Ausgerechnet Sie ? Aber dabei sind Sie doch der … «
»Ja, ja, ich weiß«, wehrte Patrick ab. »Ich gelte als der Beste.
Aber das ist Blödsinn. Ich beherrsche meinen Kram und hab’ Glück, sonst nichts. Das macht mich nicht unverwundbar und gibt keinem das Recht, sich einzubilden, für uns sei alles nur eine Kleinigkeit – für irgendeinen von uns. Nichts läßt sich genau vorhersagen. Nichts ist hundertprozentig sicher. Wir kennen unsere Geräte, wir beherrschen unsere Verfahren, aber im Einsatz lernt man, nicht darauf zu vertrauen. Wir vertrauen auf uns selbst, um so die Kraft zu finden, unsere Einsätze durchzustehen.«
Jon Masters stand auf. »Das war mir nie klar, Patrick. Echt nicht! Ich hab’ immer gedacht: »Okay, die Geräte sind in Ordnung, alles funktioniert, also kann nichts passieren.«
Wahrscheinlich … nun, ich habe nicht allzuviel mit Menschen zu tun. Ich bin eigentlich mehr den Umgang mit Computern und Maschinen gewöhnt … «
McLanahan zuckte mit den Schultern. »Vor ein paar Jahren hab’ ich mir auch nichts aus Menschen gemacht. Ich bin nicht gerade das gewesen, was man einen Teamspieler nennt. Ich hab’ meinen Dienst gemacht und bin schnell heimgefahren.
Ich sag’s nicht gern, aber wir sind uns
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