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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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umsah.
    So unglaublich das klang, waren von der Lenkwaffendetonation bis zur Rückkehr in die Normalfluglage nur zehn Sekunden vergangen – die McLanahan wie eine Ewigkeit im Zeitlupentempo erschienen waren. Er hatte wieder erlebt, daß der Tod nach ihm zu greifen schien, und dieses Mal war noch schrecklicher gewesen als das erstemal. Das Gefühl völliger Hilflosigkeit konnte so überwältigend sein, daß es die Besatzung handlungsunfähig machte. Daß sie heute davongekommen waren, verdankten sie nur ihrer langen Praxis auf Übungsflügen und im Flugsimulator.
    »Rechtskurve, wenn du kannst«, sagte McLanahan. Er schaltete das SMFD wieder ein und war überrascht, als das Navigationssystem noch funktionierte. »Mount Apo bei ein Uhr, acht Meilen. Da müssen wir hin! Kurs zwo-drei-fünf.«
    Nach dem grellen Lichtblitz entstand für einige Sekunden eine lange Flammenzunge, die auch nach vorn gerichtet zu sein schien, »Treffer! Treffer!« meldete der A-5K-Pilot über Funk.»Ich hab’ ihn erwischt … !«
    Aber in seinem Überschwang vergaß er erneut, daß er sich in Formation befand. Als die Flammenspur einen leichten Bogen nach rechts beschrieb, legte er seine Maschine sofort in eine Rechtskurve und kam dabei seinem Rottenflieger gefährlich nahe.
    Der Pilot des Jägers JS-7 wich sofort rechts aus und stieg steil weg. »Jian Neun hat Führungsmaschine verloren«, meldete er auf der Einsatzfrequenz. Als ihm plötzlich klar wurde, daß er nicht wußte, wo er war – außer daß er sich in dreihundert Meter Höhe in unmittelbarer Nähe eines fast dreitausend Meter hohen Bergmassivs befand –, begann er sofort, auf die Sicherheitsmindesthöhe zu steigen, die hier bei dreitausendeinhundert Metern lag. »Jian Neun steigt auf Sicherheitsmindesthöhe.«
    »Komm zurück!« brüllte der Pilot der A-5K wütend ins Mikrofon. »Ich hab’ keine Infrarotlenkwaffen mehr. Du mußt angreifen!«
    »Jian Neun hat keine Führungsmaschine und keinen Bodenkontakt«, antwortete der Pilot der JS-7 ebenso laut. »Ich hab’ keine Fernsehkamera, die mir das Gelände zeigt. Aber ich bin schon auf der Suche nach dem Bomber … «
    »Abgastemperatur wieder im grünen Bereich«, sagte McLanahan. »Vielleicht klappt’s mit dem Wiederanlassen.«
    Cobb schob den T-Griff hinein, um die Treibstoffleitungen zu öffnen, wählte auf seinem linken MFD das Menü »Triebwerk-Status« aus, wählte »Wiederstart« und schob den Leistungshebel eins nach vorn, sobald der Computer ihn dazu aufforderte.
    Das war ein Fehler. Sobald das Triebwerk auf Touren kam, blinkte die grellrote Brandwarnleuchte. Während der Computer das Triebwerk automatisch abstellte, zog Cobb diesmal den T-Griff selbst und aktivierte das Feuerlöschsystem des Triebwerks eins, um sicherzugehen, daß der Brand gelöscht war. Die Brandwarnleuchte erlosch sofort; alle übrigen Systeme funktionierten weiterhin normal.
    »Entweder tropft Hydrauliköl ins Triebwerk oder ein Tank ist undicht«, meinte Cobb. »Sieht so aus, als müßten wir ab jetzt mit drei Triebwerken zurechtkommen.« Er legte das Bild des IR-Scanners der B-2 auf sein rechtes MFD und nahm wieder seine gewohnte Haltung ein. »Wo sind die Jäger?«
    »Einer ist noch hinter uns; er ist auf acht Meilen zurückgefallen und hat keine Lenkwaffe mehr abgeschossen«, berichtete McLanahan. »Der andere ist nach fünf Uhr weggekurvt und steil gestiegen. Vielleicht will er uns von oben mit Bordwaffen angreifen oder eine Rakete abschießen, die unsere Störsender ansteuert- falls sie eine haben, die das kann.
    Alle Sender weiter aktiv.« Er schaltete auf Datenübertragung von ihren Lenkwaffen SLAM um, aber die linke Hälfte seines Großbildschirms blieb dunkel. »Scheiße, die Verbindung zu unseren Lenkwaffen ist durch den Stromausfall abgerissen.
    Mal sehen, ob ich sie wiederherstellen kann … «
    »Was tun wir, wenn wir den Mount Apo erreichen?«
    »Wir fliegen drum herum … und beten«, antwortete McLanahan. »Das ist unsere einzige Chance, diese Kerle abzuschütteln.« Als er das SMFD wieder auf die vergrößerte Darstellung aus der Vogelschau umschaltete, sah er sie plötzlich. »Henry!« rief er zu Cobb hinüber. »Rechtskurve auf eins-zwo-null, und auf neuntausendsiebenhundert Fuß steigen.
    Haarscharf über den Mount Apo hinweg!«
    »Fast zehntausend Fuß?« fragte Cobb verständnislos. »Dort sieht uns die halbe chinesische Flotte.«
    »Aber wir bekommen Unterstützung, wenn wir’s rechtzeitig schaffen«, erklärte McLanahan

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