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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Harpoon könnte eine halbe chinesische Flotte vernichten – jeder Bomber könnte bei minimalem eigenen Risiko zwei bis vier Schiffe versenken.«
    Der Präsident nickte widerstrebend. »Was könnte die Luftwaffe also tun?« fragte er nach kurzer Pause. »Wir haben keine Stützpunkte auf den Philippinen … «
    »Wir würden wie die STRATFOR von Guam aus operieren, Sir«, antwortete Curtis. »Wir würden das erste Geschwader der Air Battle Force entsenden und wären damit für die Verteidigung unserer Verbände und Angriffe auf See- und Bodenziele gerüstet. General Elliott vom HAWC hat mehrere seiner Flugzeuge – einige umgebaute B-52 und eine B-2 Black Knight – mit einem Satelliten-Informationssystem ausgerüstet, das im Ernstfall äußerst wertvoll wäre. Ich bitte um Ihre Erlaubnis, Sir, Elliott und den Stealth-Bomber B-2 unter strikter Geheimhaltung nach Guam zu entsenden, damit das System im Einsatz erprobt werden kann.«
    »Elliott?« fragte der Präsident und verdrehte die Augen.«Brad Elliott? Hat er schon wieder seine Finger drin?«
    Curtis sprach betont ruhig, um ihn nicht noch mehr zu reizen. »Das von seinem Center entwickelte Satellitensystem PACER SKY hat die Aufnahmen des chinesischen Kriegsschiffs gemacht, das den Lenkflugkörper mit Nukleargefechtskopf abgeschossen hat. Dieses Aufklärungssystem soll in alle Flugzeuge der Air Force eingebaut werden … «
    »Aber wozu wollen Sie eine B-2 einsetzen?« fragte der Präsident.
    »Die B-2 gehört jetzt zur Air Battle Force, Sir«, erklärte Genera! Curtis ihm. »Außerdem ist diese Maschine der vom HAWC entwickelte Prototyp mit dem erstmals eingebauten Satellitensystem PACER SKY. Ihre erheblich gesteigerte Leistungsfähigkeit als Aufklärungs- und Überwachungsflugzeug brauchen wir, sobald die Air Battle Force aktiviert wird.«
    Der Präsident dachte kurz über diesen Vorschlag nach und schüttelte dann irritiert seufzend den Kopf. »Hören Sie, Wilbur, diese Entscheidung kann ich noch nicht treffen. Sie führen meine bisherigen Weisungen aus und halten mich weiter auf dem laufenden. Über diese Sache muß ich erst nachdenken.«
    »Sir, wenn ich noch einen Vorschlag machen dürfte … «
    »Nicht jetzt, Wilbur. Ich danke Ihnen.«
    Die Besprechung war definitiv zu Ende.
Amtssitz des Ministerpräsidenten, Baiyunguan-Terrasse Peking, Volksrepublik China
Donnerstag, 39. September 1994, 06.02 Uhr Ortszeit
    Die Straßen waren noch verhältnismäßig menschenleer, als die schwarze Limousine in hohem Tempo die Shilibao-Avenue hinunter nach Westen fuhr, am Tien’anmen-Platz nach Norden abbog und dann die Baiyunguan-Terrasse erreichte. Der Amtssitz des Ministerpräsidenten lag in einem speziell für die chinesische Staatsführung errichteten Wohnkomplex mit sanft gewellten Hügeln, Parks und Tempeln. Am Tor stand ein unbewaffneter Uniformierter, der Touristen bereitwillig den gesamten Komplex erklärte und ihnen sogar anbot, sie davor zu fotografieren. Bewacht wurde das etwa fünfzehn Hektargroße Gelände hinter der engen Durchfahrt jedoch von dreitausend schwerbewaffneten Soldaten, die Ministerpräsident Cheung Yat Sing persönlich ausgesucht hatte.
    Nach der Kontrolle am Tor fuhr die schwarze Limousine auf einer zwischen malerischen Trauerweiden und makellos sauberen Gehwegen ansteigenden Straße zu einem zentralen Gebäudekomplex mit der Residenz von Ministerpräsident Cheung hinauf. Sie hielt unter einem langen Vordach, und ihre beiden Insassen hasteten in die Eingangshalle. Hätten sie sich Zeit für einen Rundblick genommen, hätten sie eine der schönsten Aussichten auf Peking bewundern können. Aber sie wurden rasch hineinbegleitet, weil Ministerpräsident Cheung sie in seinem Arbeitszimmer erwartete.
    Leing Yee Tag, der vietnamesische Botschafter in Peking, hatte kaum Zeit, seine Schuhe abzustreifen, als schon Ministerpräsident Cheung in Begleitung einiger Kabinettsmitglieder eintrat. Das war höchst ungewöhnlich, denn im allgemeinen empfing Cheung niemals gewöhnliche Botschafter, sondern nur Staatsoberhäupter und einzelne wichtige Minister, Leing wartete, bis er seinen Platz in der Mitte des langen Tischs mit Granitplatte eingenommen hatte, verbeugte sich dann tief und trat näher. Cheung forderte ihn mit einer knappen Handbewegung auf, Platz zu nehmen, und Leing setzte sich. Sein Dolmetscher blieb neben ihm stehen.
    Selbst für einen chinesischen Politiker war Cheung uralt, unglaublich alt. Der einundneunzigjährige Mann an der Spitze des

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