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Flug ins Gestern

Flug ins Gestern

Titel: Flug ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bertram Chandler
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’mal in seine Lage zu versetzen, John. Er denkt, daß er sich im Bauch eines großen Seeungeheuers, eines Riesenfischs befindet. Ich an seiner Stelle wäre auch halb verrückt vor Angst.«
    »Und dabei wird er besser versorgt als jeder VIP an Bord eines Luxuskreuzers, bekommt speziell für ihn zubereitete Mahlzeiten, noch dazu serviert von unseren attraktivsten Stewardessen …«
    »… die er für Hexen hält, die nur darauf warten, ihm ihre lackierten Fingernägel ins Fleisch graben zu können«, sagte Mayhew seufzend.
    »Aber könnt ihr beide, Clarisse und Sie, ihn nicht beruhigen? Vielleicht als gute Geister, die von den Göttern geschickt wurden, um ihn aus seiner Hölle zu befreien?«
    »Wir haben’s doch versucht, John, und wir versuchen’s immer noch, die ganze Zeit über, während wir uns hier unterhalten. Aber drei Tage reichen einfach nicht.«
    »Und diese drei Tage sind fast vorbei«, sagte Sonja ernst. Sie sah auf ihre Uhr.
    Grimes fluchte unterdrückt. Er stand auf und machte sich auf den Weg von seiner Kajüte zur Zentrale. Grimes sah nichts als die endlos erscheinende See, immer noch unruhig, mit ihren weißen Schaumkronen. Sie füllte die Bildschirme aus.
    Immerhin wußte er, wo ungefähr sie sich befanden. Carnaby hatte eine grobe Karte des unter ihnen liegenden Teils der Erdoberfläche gezeichnet und sie dem Kommodore stolz gezeigt. Grimes breitete sie auf einem Pult aus.
    »Wir stehen hier«, sagte er und machte mit einem Bleistift ein Kreuzchen. Dann wanderte die Hand weiter, bis Grimes eine weitere Stelle markierte, auf dem Festland.
    »Und hier liegt die Stadt …«
    Der Kommodore legte den Stift aus der Hand und den Zeigefinger auf einen Punkt der Linie, die Land und Meer trennte.
    »Hier landen wir. Soweit wir von oben sehen konnten, bevor sich die Wolken über dieses Gebiet schoben, ist es eine kleine, abgeschirmte Bucht. Und bis zur Stadt sollte ein Fußgänger nicht mehr als drei Tage brauchen, selbst, wenn er sich nicht sonderlich anstrengt. Ich nehme doch an, daß es sich um Ninevah handelt, oder?«
    Niemand antwortete.
    »Hmm.« Er hantierte an den Rechnern und beobachtete die Entfernungsanzeigen. »Ich denke, daß wir im Schutz der Dunkelheit vor jeder zufälligen Entdeckung sicher sind. Wir werden unseren Passagier an Land bringen und dann verschwinden.«
    Sonja sprach leise vor sich hin:
    »Und der Herr sprach zu dem Fisch«, zitierte sie aus dem Gedächtnis, »und der Fisch spie Jonas auf das trockene Land. Zum zweitenmal hörte Jonas die Stimme des Herrn, die ihm sagte: ›Stehe auf, Jonas, und gehe nach Ninevah, der Stadt der Städte. Dort predige und berichte von deinem Schicksal.‹ Und Jonas stand auf und ging nach Ninevah, wie der Herr ihn geheißen hatte. Nach drei Tagen und drei Nächten erreichte er die große Stadt, wo er …«
    »Ist das Beiboot wieder einsatzbereit, Commander Williams?« fragte Grimes.
    »Alles bereit, Sir.«
    »Dann wollen wir’s hinter uns bringen«, brummte der Kommodore.
     
    Er steuerte das Boot selbst, brachte es in einer weiten Schleife auf die Oberfläche hinunter und verzögerte erst, als es fast schon das Wasser berührte. Einen halben Kilometer vor der Küste setzte es auf. Grimes hatte mittlerweile den Gedanken verworfen, in der Bucht an Land zu gehen. Das Risiko, die Heilige Schrift doch noch zu verfälschen, erschien ihm zu groß. Die kleine Bucht war nicht so geschützt wie es von der Faraway Quest aus geschienen hatte. Im Westen erstreckte sich eine flache Dünung. Langsam näherte das Boot sich der Küste. In der Passagierkabine schrie jemand, daß es dem Kommodore kalt den Rücken herunterlief. Er hatte großes Mitleid mit dem Eingeborenen, denn nur von ihm konnte der qualvolle Schrei kommen. Die Kombination von Seekrankheit und der furchtbaren Angst, einem alles verschlingenden Ungeheuer hilflos ausgesetzt zu sein, mußte ihn um den Verstand bringen. Grimes erkannte, daß es ihm wenig genützt hätte, den Mann noch länger an Bord der Quest zu behalten.
    Der Kommodore zwang sich dazu, das Winseln und Schreien zu ignorieren und konzentrierte sich voll auf die Steuerung. Brecher klatschten gegen das Beiboot. Tiefenmessungen hatten ergeben, daß es in dieser Gegend keine gefährlichen Riffe gab. Trotzdem mußte Grimes höllisch aufpassen, um nicht von den hohen, an Land rollenden Wellen auf den Sandstrand geschleudert zu werden. Er ließ das Boot einige Meter aufsteigen. Natürlich mußte er damit rechnen, daß sich an der Küste

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